Glänzende Auftakt fürs Konstanzer Familientheater
Wie Konrad ein richtiges Kind werden darf

Der brave Konrad und wie Wilde Nachbarin Kitti, die ihn zum richtigen Kind machen will. Und das ist am ende die Rettung vor der Mutter, die Konrad in der Kinderfabrik als richtig braves und schlaues Kind bestellt hatte. Im Bild Jonas Pätzold, Luise Harder, Kristina Lotta Kahlert | Foto: Ilja Mess/ Theater Konstanz
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  • Der brave Konrad und wie Wilde Nachbarin Kitti, die ihn zum richtigen Kind machen will. Und das ist am ende die Rettung vor der Mutter, die Konrad in der Kinderfabrik als richtig braves und schlaues Kind bestellt hatte. Im Bild Jonas Pätzold, Luise Harder, Kristina Lotta Kahlert
  • Foto: Ilja Mess/ Theater Konstanz
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Konstanz. Es ist jährlich das meistgespielte Stück im Theater und auch das mit am Abstand den meisten Zuschauern, die alle wissen, dass es damit nun bald wieder Weihnachten ist. Und es ist einfach etwas besonders, schon mit der Geräuschkulisse, die da durch die vielen kleineren Gäste im Theatersaal herrscht. Das forderte Intendantin Karin Becker vor der Premiere sogar noch heraus, indem sie die ganz aktiv die Kinder aufrief, sich zu melden. Für die lautstarke Reaktion wurde ihnen zum Dank ein Kinderpunsch versprochen, für den sich dann nach den 70 abenteuerlichen Minuten mit "Konrad - Oder das Kind aus der Konservenbüchse" von Christine Nöstlinger unter der Regie von Elisabeth Gabriel schnell eine lange Schlange im Foyer bildete.

Das Stück ist auch ein Paradebeispiel dafür, dass Kinder einfach Kinder sind und sich die Welt der Erwachsenen auf sie einstellen sollte, um sie auch Kinder sein zu lassen, in ihrem herrlichen Chaos, das bei genauem Hinsehen eben schon seine Ordnung hat. Im Wohnzimmer von Frau Bartolotti (Sabine Martin) herrscht auch Chaos, denn warum aufräumen, wenn man sich auch so das Leben schön machen kann.

Für diese Bühnenausstattung hatte das Konstanzer Theater sogar um Teppichspenden gebeten, um hier richtig alles vollstopfen zu können mit bunter Unordnung (Bühne: Vinzenz Hegemann). Das gefällt nicht allen. Zum Beispiel dem Apothekernachbarn Egon (in der Premiere von Kristina Lotta Kahlert gespielt in kurzfristiger Vertretung für den Erkrankten Ulrich Hoppe), der aufräumen will, wenn er zu Besuch kommt.

Doch dann kommt erst mal ganz anderer Besuch: der Postbote (Thomas Fritz Jung) muss sich mit einem richtig schweren Paket hier in den obersten Stock schleppen. Doch was ist darin? Eine Konservendose. Und aus ihr entsteigt plötzlich Konrad (Jonas Pätzold) der schon sieben ist und seine "Mutter" überragt. Den hatte Berti Bartolotti eigentlich nicht bestellt, aber schnell übernimmt sie die Mutterrolle, obwohl Konrad ganz anders ist als sie, nämlich furchtbar artig und korrekt, und der genau weiß, was artige Kinder so zu tun haben.

Denn Konrad kommt aus der Kinderfabrik, die Kinder ganz nach dem Wunsch ihrer künftigen Eltern designt. Das erfreut freilich Egon noch mehr, der sich klein als Vater in Vertretung anbieten, und das Kind in der Schule gleich einige Klassen überspringen lassen will. Doch schon der erste Kontakt mit der "Außenwelt" durch das Nachbarskind Kitti (Luise Harder) sorgt für eine drastische Änderung, denn der Konrad bringt schon die ersten Veränderungen mit nach Hause und die ersten Schimpfwörter. Und Kitti weiß, das Kind geht sonst unter, weil artige Kinder sich eben nicht wehren können.

Das Unheil kommt schnell mit einem Brief der Kinderfabrik. Denn die hat inzwischen gemerkt, dass Berti das Kind nicht bestellt hat und es für eine ganz andere Mutter bestimmt war und sie es sofort zurückgeben soll. Aber das war zu spät, denn ihr Muttergen war längst geweckt. Aber die Schergen der Kinderfabrik tauchen bald auf und wollen Konrad zurückhaben. Jetzt hilft es nur noch, dem Konrad alles beizubringen, was eben richtige Kinder ausmacht.

Kitti, die den Konrad auch ins Herz geschlossen hat, ist dafür die beste Lehrerin. Und als die bösen Typen von der Kinderfabrik dann Konrad doch finden und der "rechtmäßigen Mutter" übergeben wollen, war er schon zum richtigen Kind geworden im Anti-Bravsein-Programm, konnte Worte wie Trottel oder Muppenfurz sagen, ohne sich dafür zu schämen. "So ein Kind habe ich nicht bestellt", kreischt die Mutter, die Konrad eben als schlaues und braves Kind bestellt hatte und das befreit Konrad so richtig.

Und jetzt fängt das Leben an: "Jetzt musst du selber sein und lass dich nicht von anderen lenken", ist der Schluss, der von Eltern wie Kindern hier begeistert auf der Bühne gefeiert wurde. 

Das Theater Konstanz führte freilich auch vor, wie man unter Sparzwängen mit fünf SchauspielerInnen hier auf der Bühne ganz großes Theater machen kann - wenn es eigentlich auch für Kinder gedacht ist, aber die "Großen" ganz schnell mitreißt als sehr aktive ZuschauerInnen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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