Theater Konstanz plant Münsterfestspiele zu Wer glaubt, zittert nicht ab Ende Juni
Wer glaubt, zittert nicht

Muensterfestspiele | Foto: Schon der Sitzplan zu Corona-Zeiten geh ört zu den angenommenen Herausforderungen der Corona-Zeiten. swb-Graphik: Theater Konstanz
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Konstanz. Theater in Zeiten der Pandemie muss behutsam und sensibel sein, aber die Stimme erheben. Es muss nah sein, aber Schutzzonen und Auren achten, also paradox intervenieren, im Freien spielen, egal was da kommt: Wind und Wetter, Sturm und Regen. Der scheidende Konstanzer Theaterintendant Christoph Nix hat sich für seinen Abschied noch ein Zeichen vorgenommen, eines als Christ mit weltlichen Ansichten, eines als Kämpfer für neue Welten: Sommerfestspiele auf dem Münsterplatz die es schaffen sollen, den Charakter einer »Großveranstaltung" zu umspielen mit einem ausgeklügelten Sitzplan und eben ein Signal für eine weltliche Form der Gläubigkeit.

Seit 12 Jahren präsentiert das Theater Konstanz Freilichtspiele vor der großartigen Kulisse des Münsters, ein Highlight im Konstanzer Kulturkalender. Im Sommer 2020, in dem noch viel von Corona und von einem verschobenen OB-Wahlkampf die Rede sein wird, ist es wieder soweit. Mit „Hermann der Krumme oder die Erde ist rund“ wird Hermann, dem Lahmen von der Reichenau ein Denkmal gesetzt. Hermann von Altshausen wurde trotz seiner körperlichen Einschränkungen zu einem der wichtigsten Gelehrten des 11. Jahrhunderts – ein Stephen Hawking des Mittelalters. Die Premiere von „Hermann der Krumme oder die Erde ist rund“ wird für den 19. Juni geplant, die weiteren Vorstellungen auf dem Münsterplatz sollen bis Ende Juli angeboten werden, wurde nun bekannt gegeben.

»Wir haben mit Bühnentechnik und Regie einen Spielort geschaffen, an dem es gelingt geschützter zu sein, als in jedem Supermarkt, an jeder Straßenecke: wir haben von 690 auf 270 Plätze reduziert, das Einlasspersonal trägt und verteilt Masken, statt einen wird es sechs Zugänge geben, statt einer nunmehr drei Tribünen der Schweizer Firma Nüssli«, wurde zur besonderen Medienkonerenz am Dienstagvormittag eben auf dem Münsterplatz vermittelt.

Man habe sich nicht nur bemüht, sondern einen Ort im Freien geschaffen, an dem die Kunst, die Kunstfreiheit, gelebt werden könne, ohne das Publikum mehr zu gefährden als an anderen öffentlichen Orten. Die Theatermacher haben sich dabei mit dem Gesundheitsamt vor Ort beraten, aber auch mit dem Virologischen Institut der Universität Freiburg, unter Prof. Dr. Hengel die die Planungen vorliegen »Wir brechen eine Lanze für Hermann der Krumme oder die Erde ist rund«, so Prof. Christoph Nix.

Die Spielweise ist auf Distanz choreographiert, wird von Sehnsucht, Nähe und Zärtlichkeit erzählen und das Publikum so der kreativen Suche folgen lassen, auf die sich Hermann trotz schwerster körperlicher Beeinträchtigungen begab, um sein Leben zu einem schaffenden und letztendlich glücklichen zu machen. Die Bühnensprache entwickeln der Autor und Regisseur Christoph Nix, die Tänzerin und Regisseurin Zenta Haerter, der blutjunge Lorenz Haas.

Das Bühnenbild bleibt geheim, aber es wird von Marie Labsch gezeichnet, gestaltet von Holger Bueb und von den Jungs gebaut: Die Erde ist rund.

Die Chöre und die elektronischen Klänge sind von Steffen Schreyer und Jan Fries, die Begegnung von weltlicher und kirchlicher Musik, von Philosophie und Lebensweisheit hat Hermannus Contractus geschrieben und gelebt.

Über das Wesen und die Geschichte von Hermann der Krumme sollen diese Münsterfestspiele erzählen und für Diskussionen sorgen. In einer Stadt, die vor über 600 Jahren Johannes Hus und Hieronymus von Prag verbrannt hat, ohne sich jemals entschuldigt zu haben, sei ein Stück über die Güte des Hermann fast eine kollektive Therapie. »Theater ist kein Medium, es ist die letzte Bastion der Unmittelbarkeit menschlicher Begegnung«, wurde unterstrichen.

Mehr auch zum Start des Vorverkaufs gibt es unter www.theaterkonstanz.de

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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