Selbsthilfe zu »Post Covid« im Landkreis gegründet als Anlauf- und Hilfspunkt
Wenn die Krankheit immer wieder kommt
Kreis Konstanz / Radolfzell. Rund 11.700 Personen wurden seit Anfang letzten Jahres im Landkreis Konstanz positiv auf das Corona-Virus getestet. Nicht alle sind erkrankt, aber viele doch ganz heftig bis zum Todesfall an und mit Covid 19. Und es gibt Patienten, die auch nach so langer Zeit nicht wieder auf den Beinen sind. Deshalb hat sich nun eine Selbsthilfegruppe »Post Covid« im Landkreis gebildet, die den Betroffenen vielfältige Hilfestellung und Austausch bieten will.
Die Verläufe schwerer Infektionen haben sehr vielfältige, zuweilen traumatische Folgen. Patienten berichten von Nahtod-Erfahrungen auf der Intensivstation, von wochen- gar monatelanger Schwäche danach, was als »Long Covid« bezeichnet wird. Der Initiator der Gruppe hier im Landkreis, Otto Rommel, der im ganzen Land unterwegs ist, um die Gründung solcher Gruppen zu unterstützen, leidet an »Post Covid«, auch über 16 Monate nach seiner eigenen Covid 19-Erkrankung, damals als das Corona-Virus sich gerade in Europa ausbreitete. Erschöpfungsgefühle, Konzentrationsstörungen, Antriebslosigkeit sind ein Phänomen für ihn, das immer wiederkehrt, auch wenn er manchmal meint, nun sei es endlich vorbei.
Mit der Selbsthilfegruppe soll den Betroffenen mehr Gehör verschafft werden, unterstreicht er im Gespräch mit dem Wochenblatt. Es gibt für ihn viele Fragen und Forderungen zugleich im Namen derer, denen es ging wie ihm selbst, und der anderen, denen er die Odysseen ersparen will, die er selbst durchstehen musste, um wieder »ins Leben« zu kommen.
Es bräuchte zum Beispiel spezielle Post-Covid-Ambulanzen als Kompetenzzentren, weil viele Ärzte angesichts der letztlich »uneindeutigen« Spätfolgen oftmals überfordert seien. Eine Frage für ihn und den Verein, den er dafür gegründet hat, ist zum Beispiel auch die Anerkennung als Berufskrankheit, wenn sich beispielsweise Pflegepersonal oder Kita-Mitarbeiter anstecken oder Personen am Arbeitsplatz. Oder wie man an Rehabilitationsmaßnahmen kommt bei einen Krankheitsbild, hinter dessen Kulissen die Forschung erst angefangen hat zu blicken. Oft sei aber auch der Austausch mit anderen Betroffenen ganz wichtig und die Information.
Im Landkreis Konstanz hat sich die Selbsthilfegruppe im Juli neu gebildet. Karola Beising, die sich bei der schweren Covid-19-Erkranung ihres Mannes ziemlich alleingelassen fühlte, hat die Gründung mit unterstützt und ist eine der Ansprechpartnerinnen. Ein nächstes Treffen ist nun für Freitag, 8. Oktober, 18 Uhr geplant, der genaue Ort steht noch nicht fest. Weitere Informationen bekommt man über die Kontaktstelles des Selbsthilfenetzwerks im Landkreis unter 07531/800–1787 oder über Selbsthilfegruppe.radolfzell@web.de
Der Verein informiert landesweit unter https://leben-mit-covid.de/
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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