Extraapplaus für das Sommertheater "Viel Lärm um nichts" auf dem Münsterplatz
Wenn der "Krieg" vorbei ist

Applaus | Foto: Beim Schlussapplaus nach der Premiere wurde richtig gefeiert. Und das Finale von "Viel Lärm um nichts" versetzte alle in Feierlaune auf dem Münsterplatz. swb-Bild: of
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  • Foto: Beim Schlussapplaus nach der Premiere wurde richtig gefeiert. Und das Finale von "Viel Lärm um nichts" versetzte alle in Feierlaune auf dem Münsterplatz. swb-Bild: of
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Konstanz. Schon das "Grundrezept" aus der Feder von Shakespeare, das vermutlich 1598 erstmals angerührt wurde, ist ein Geniestreich. Auf dem Konstanzer Münsterplatz kann die Geschichte von "Der Krieg ist" vorbei ganz treffend verfeinert werden. Unter der Regie von Susi Weber hat die Premiere von "Viel Lärm um Nichts" auf dem Münsterplatz viel Sonderapplaus bekommen. Und den gaben die Schauspieler, von denen viele seit über einem halben Jahr nicht mehr vor Publikum spielen durften, gerne nach der Premiere zurück, die auch dem Publikum ein Stück weit das Gefühl geben konnte, dass hier ein Krieg vorbei sei.

Der "Krieg" hier auf der Bühne wurde freilich auf Sizilien geführt und gewiss nicht gegen ein Virus und dessen Folgen für die Gesellschaft. Im heißen Sizilien wollen sich die Gewinner der Schlacht wieder den schönen Dingen des Lebens widmen und auf dem Gut von Leonato (Burkhard Wolf) gibt es beste Gelegenheit dazu, denn nicht nur Hero (Pauline Werner), seine Tochter, wie Betatrice, seine Nichte (Mavelle Giovanetti), sollen nicht mehr länger gelangweilt am Pool mit Zigarette herumhängen sondern der Topf soll einen passenden Deckel finden.

Aus der Schlacht kommen Don Pedro (Ingo Biermann), sein junger Assistent Claudio (Miguel Jachmann) und Bendikt (Peter Posniak) zurück und wollen mehr als Zerstreuung. Wie bei Shakespeare kommt was kommen muss. Claudio verguckt sich in Hero, Benedikt sagt zwar dass der von der Liebe nichts wissen will, wie Beatrice auch denn Männern scheinbar abgeschworen hat, doch auch bei ihnen lässt das knistern nicht lange auf sich warten. Und da hat diese Inszenierung viele Überraschungen parat: wie aus dem Hut gezauberte Duette, bei denen die Akteure noch und nach immer stimmsicherere werden, Trommelfeuer ( Frank Denzinger und Martin Deufel) läuten die dramatischen Wenden dieser Komödien ein, die nicht lange auf sich waren lassen, denn Don Juan, der Halbbruder von Don Pedro und verlierer der Schlacht, kämpft nun mit seiner List gegen die hier betörende Liebe. Die Hochzeit platzt, der Bräutigam zeigt sich als hysterisches Monster in seiner Eifersucht, doch am Ende sollen es zwei Hochzeiten werden, als der Schwindel wieder aufflog und die Schauspieler sich mit Party auf der Bühne beim Publikum bedanken. Das sind so die Momente, wo ein ganz besonderer Geist durch die Luft geht, bei dem man sich kaum der Euphorie entziehen kann. Faszinerend wie die Dialoge hier Schleifen in die Gegenwart ziehen und wie Blitze zu zu den originalen Versen zurückkehren, die die meisten einfach im Gedächtnis haben.

Ob dramaturgisch kalkuliert oder nicht: der Krieg ist verbei nach diesen eineinhalb Stunden, das Theater wieder raus aus den digitalen Katakomben. Am Premierenabend zumindest solange, bis man aus dem Festgelände wieder in die Menge der feiernden Fußballfans eindringt, die dann doch sehr sorglos feiern. Doch wenn die Krieg zuende ist, ist noch lange nicht wieder alles in Ordnung.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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