23. Konstanzer Konzilgespräch des Handelsverbands
Warum die Stadt den Einzelhandel braucht!
Konstanz. In der ersten Präsenzveranstaltung des Handelsverbandes Südbaden seit der Ausbruchs der Corona-Krise mit ihren Lockdowns beantwortete Heinrich Riethmüller, Geschäftsführer Osiandrische Buchhandlung, die Frage nach dem Handel im Jahr 2030 mit einem Abschluss Statement. „Die Stadt ist auch immer Ort der Kommunikation und wird es auch bleiben. Darum eröffnen wir auch heute noch neue Buchfilialen.“
Handelsverband-Päsident Frese eröffnete die Veranstaltung mit der Aufforderung, dass Baden-Württemberg bei der Wiederbelebung nicht kleckern, sondern klotzen müsse, wie dies Hessen vormacht. Gleichzeitig unterstrich er, dass die Innenstadt der Zukunft funktional, ökologisch und lebenswert sein muss, wobei die Erreichbarkeit durch ein sinnvolles Mix von Verkehrsträgern bequem und einfach sein müsse. „Mit dogmatischen Verboten und Beschränkungen treibt man potentielle Besucherinnen und Besucher in den Online-Handel oder in andere Standorte.“
Für Prof. Dr. Funck, HfWU Nürtingen, als Vorstand der Rid-Stiftung und Betreiber des gleichnamigen Bettenhauses ist der Zenit der Verkaufsflächen überschritten, und der Handel wird sich auf die Online-Konkurrenz einstellen müssen, wie man Omni-Channel oder MultiChannel umsetzt, kommt auf die jeweilige Situation an. Wichtig für kleinere Händler oder Standorte wird das Thema Community, also das Erleben Gleichgesinnter sein.
Weiter ist das Thema Nahversorgung mit dem Anspruch einer regionalen Solidarität getrieben von Kooperationen ein Weg, den stationären Einzelhandel zu stabilisieren. Sowohl Städte als auch der Mittelstand brauchen Kreativität. Nachdem der Handel alleine als Antrieb, in die Stadt zu gehen, nicht mehr ausreicht, brauchen Städte ein Profil, warum man sie aufsucht. Dabei wird das Auto nicht mehr die dominante Rolle spielen, da das Thema Klimawandel eine immer größere Bedeutung gewinnt.
„Wie kann der Handel in Zukunft die Mieten erwirtschaften?“ Das war für Heinrich Riethmüller auch aufgrund der Erfahrungen in Corona ein Punkt. Er ist der Meinung, dass auch Eigentümer begreifen sollten, dass die Umsätze stationär zurückgehen, was unbedingt in einer reduzierten Miete münden muss. Um aber Kreativität ausleben zu können, muss auch Bürokratie abgebaut werden. Für Oberbürgermeister Michael Makurath, Vizepräsident des Städtetags Baden-Württemberg, war die Kommunikation mit den Gewerbetreibenden und deren Organisationen in der Vergangenheit wichtig, und dies wird in der Zukunft umso wichtiger. Das geht aber nicht, ohne dass die Stadt auch ins Gewerbe investiert, und so gibt die Stadt Ditzingen jetzt 50.000 Euro/Jahr für das Citymanagement aus. Die Zusammenarbeit aller Akteure, also auch der Vermieter, wird zunehmend zum Schlüssel des Erfolges.
Alle waren sich einig, dass das richtige Branchen- und Dienstleistungsmix weiter entscheidend bleibt. Hierbei könnten punktuell auch Pop-up Stores helfen.
Alle Diskutanten waren der Ansicht, dass der Handel bleibt, aber anders. Dies verdeutlichte Prof. Funck am Beispiel von Betten Rid: „Wir haben Standorte geschlossen, zum Beispiel in Frankfurt und haben auch in 1A Lage von München ein Haus komplett neu aufgestellt: Verkaufsflächen wurden konzentriert und auf das Thema „Gesundes Schlafen“ fokussiert. Die freiwerdenden Flächen werden nun mit Gesundheitsdienstleistern ausgefüllt, somit bietet man dem Kunden einen Standort der Gesundheit.“ Moderator Stefan Kühlein konnte nach zwei Stunden Diskussion auch mit unterschiedlichen Standpunkten einen spannenden Abend mit dem Schlusswort von Präsident Frese beenden.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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