Auch in der Region wurde die Schaffung einer Landespflegekammer energisch angemahnt
Virtueller Flashmob der Pflegekräfte
Singen/ Konstanz. Wer gestern Abend gegen 20:20 Uhr in sozialen Netzwerken unterwegs war, dürfte sich über die Flut an Beiträgen zur Landespflegekammer Baden-Württemberg gewundert haben. Hinter der organisierten Aktion stand der Landespflegerat Baden-Württemberg (LPR BW) mit seinen Mitgliedsverbänden und den darin organisierten beruflich Pflegenden.
„Systemrelevant ja … aber Selbstverantwortung nein?“, „Klatschen alleine genüg nicht. Ja zur Pflegekammer“ oder „Genug ist genug“ waren nur einige Beispiele für die kreative Form der Protestaktion, die aufgrund der aktuellen Covid-19-Situation online stattfand. Es wurden unter den Hashtags #pflegekammer, #pflegepolitik, #pflegehelden und #pflegeistmehrwert Bilder auf Instagram und Facebook geteilt, Forderungen getwittert, bei TikTok getanzt und selbst bei Xing oder LinkedIn Argumente für die Kammer veröffentlicht.
Neben den Mitgliedsverbänden des LPR BW, bekannten sich zahllose Pflegende erneut zur Landespflegekammer Baden-Württemberg und verliehen ihrem Wunsch an die Politik Nachdruck.
Wie kam es zu der Aktion?
Im September 2020 gab Sozialminister Lucha dem Druck der KammerkritikerInnen nach und stoppte das bereits angelaufene Gesetzgebungsverfahren für eine Landespflegekammer. Der Gründungsprozess der Pflegekammer Baden-Württemberg ist damit auf Eis gelegt. Wie es nach der Landtagswahl 2021 weitergeht, ist ungewiss.
2018 sprachen sich 68 Prozent der Pflegenden im Rahmen einer repräsentativen Befragung der Landesregierung unmissverständlich für die Errichtung einer Landespflegekammer in Baden-Württemberg aus - in aller Klarheit und im Bewusstsein der Konsequenzen. Dieser unmissverständlich artikulierte Wunsch der professionell Pflegenden wird durch das aktuelle politische Geschehen übergangen. Es ist an der Zeit, in aller Deutlichkeit zu sagen: Genug ist genug.
Die beruflich Pflegenden in Baden-Württemberg haben nicht nur in der aktuellen Pandemielage deutlich ihre Systemrelevanz und ihre Bedeutung, u.a. auch für den Erhalt des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg, gezeigt. Die Pflege war da – im Stillen, ohne Aufsehen zu erregen.
Die Nicht-Institutionalisierung der pflegerischen Berufsgruppe durch eine Pflegekammer, die den anderen Kammern im Gesundheitssektor gleichgestellt ist, gefährdet in letzter Konsequenz die qualitativ hochwertige pflegerische Versorgung der Bevölkerung in Baden-Württemberg. Können wir uns dies in der aktuellen Lage wirklich leisten?
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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