Serdar Somuncu und Christoph Nix geben nicht nach wegen der Freikarten-Aktion
Viel Kampf um »Mein Kampf« am Stadttheater
Konstanz. Das Stück war schon vor einem Jahr angekündigt worden, doch nun sorgte die Einladung zur Premiere zur Aufführung von George Taboris Groteske »Mein Kampf«, ungünstigerweise auch noch für den 20. April, für erhebliche Verwerfungen in Konstanz und darüber hinaus.Das Stück handelt ja vom Autoren des Buchs, den Tabori freilich auf seine unnachahmliche Art zur Farce machte.
Regisseur Serdar Somuncu will mit seiner Inszenierung des Stücks ein eigenes Zeichen setzen: Besucher bekommen freien Eintritt, wenn sie sich für den Besuch mit Nazikreuz ausstatten lassen, andere Besucher dafür einen Davidstern - freiwillig natürlich. Klageandrohungen, Leserbriefe, Medienkommentare häuften sich in den letzten Tagen derartig, so dass wegen der inzwischen bundesweiten Wellen am Dienstag zur Medienkonferenz ins Theater geladen wurde.
Serdar Somuncu und Intendant Christoph Nix machten dabei deutlich, dass sie von ihrer Idee nicht abrücken werden. Denn um den oft kolportieren »Tabubruch« gehe es nicht. »Mein Kampf spielen und nachher wieder heimgehen wollen wir nicht machen«, so Nix. Serdar Somuncu sieht den Davidstern als ein Zeichen der Solidarität, so wie in die Menschen bei den Gedenkfeiern zur Befreuung der Konzentrationslager vor über 80 Jahren tragen.
Serdar Somuncu ging da sehr ausführlich in seinem Statement zur Sache: für ihn ist die Bedrohung von Rechts gegenwärtig, und das will er mit dem Nazi-Kreuz und Davidstern, beides übrigens stilisiert und nicht mit zum Heimnehmen, deutlich machen. Zwei mal soll es in der Inszenierung dunkel werden, so dass nur diese Zeichen im Raum leuchten«, so das künstlerische Konzept. So wass müsse man aushalten können.
Serdar Somuncu’s Frage in der Medienkonferenz »Will niemand was zur Inszenierung wissen«, blieb ohne Fragen dazu aus den Reihen der Medienvertreter.
50 Personen seien bislang auf das Angebot des Theaters eingegangen, sagte Nix. Das Angebot sei inzwischen geschlossen. Es gebe ein Sicherheitskonzept, das man mit der Polizei auch abgesprochen habe. Die Zeichen werden erst im Theatersaal ausgegeben. Weil angesichts der Konstanzer Entrüstung doch auch bei den Machern angesichts von Klageandrohungen die Frage auftauchte, wo die Grenze zur Kunstfreiheit durch das Gesetz gesetzt wird, holte man ein Memorandum bei der Anwaltskanzlei ein. Es bstätigt den Standpunkt, dass man hier auf dem Boden künstlerischer Freiheit arbeite ohne diese zu treten.
Das Stück wird laut Spielplan bis zum 23 Mai nach der Premiere 13 Mal aufgeführt. Auch am 9. Mai, dem Tag des Kriegsendes. Auf dieses Datum wolle mit einer speziellen Aktion eingehen, kündigte Christoph Nix an. Damit besteht reichlich Möglichkeit sich ein eigenes Bild davon zu machen.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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