Behindertenbeauftragter Stefan Grumbt stellt Bilanz im Gemeinderat vor
Viel geleistet - und noch viel zu tun

Sternenplatz | Foto: Blick von oben: Am Sternenplatz West gibt es eine taktile Wegführung; seit September 2020 wird die Haltestelle Ost barrierefrei ausgebaut. swb-Bild: Stadt KN
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  • Foto: Blick von oben: Am Sternenplatz West gibt es eine taktile Wegführung; seit September 2020 wird die Haltestelle Ost barrierefrei ausgebaut. swb-Bild: Stadt KN
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Konstanz. „Barrierefreiheit ist ein Querschnittsthema für alle Lebensbereiche“, betont Stephan Grumbt, ehrenamtlicher Beauftragter für Menschen mit Behinderung, in seinem Tätigkeitsbericht der Jahre 2018 bis 2020. Diesen Bericht stellte er kürzlich in der Gemeinderatssitzung vor.

Laut Grumbt beziehe sich der Konstanzer Aktionsplan „Unser Weg in eine inklusive Gesellschaft“ eben nicht nur auf bauliche Barrierefreiheit, sondern auch auf viele andere Lebensbereiche: die medizinische Versorgung und Pflege, die Lebenssituation von Kindern mit Behinderungen und deren Familien, der barrierefreie soziale Wohnungsbau sowie der Zugang zu barrierefreien digitalen Angeboten. In seinem Tätigkeitsbericht betrachtet Grumbt die verschiedenen Bereiche – von baulich über sozial bis hin zu kulturell – und erläutert, welche Projekte bereits durchgeführt wurden, in diesem Jahr vollendet werden oder in Planung sind.

Bauliche Barrierefreiheit soll es u.a. im neu entstehenden Schwaketenbad geben. Der neue Stadtteil Hafner soll barrierefrei werden, ebenso wie die Marktstätte. Am Sternenplatz West gibt es bereits eine taktile Wegführung; außerdem wird seit September 2020 die Haltestelle Ost barrierefrei ausgebaut. Der Bahnhof Petershausen wurde bereits mit einer taktilen Wegführung sowie Rampen ausgestattet. Neben diesen Projekten beraten Stephan Grumbt und sein Team BürgerInnen, die ihr Haus, ihre Wohnung oder Grünanlagen barrierefrei erschließen möchten. In Arbeit sind beispielsweise der Umbau des Bahnhofplatzes und der barrierefreie Zugang zum Turm zur Katz.

Als laufendes Projekt aus dem Bereich Wirtschaft arbeitet Grumbt an der Festschreibung von verpflichtenden Maßnahmen zur Barrierefreiheit und gleichberechtigten Teilhabe in ein Veranstaltungskonzept der Stadt Konstanz.
Im sozialen Bereich ist die Fortschreibung des Psychiatrieplans im Landkreis Konstanz mittlerweile abgeschlossen. Die Beratung von BürgerInnen bei Problemen im Zusammenhang mit Behinderung gehört dagegen zu den „laufenden Tätigkeiten“.
Die Notwendigkeit von barrierefreien digitalen Angeboten wurde im vergangenen Corona-Jahr mehr als deutlich. Im Zuge des „Hack and Harvest“-Hackathons 2020 wurden u.a. digitale Lösungen für Menschen mit Behinderung in den Bereichen Gastronomie, Hotel, Veranstaltungen, Shopping und Kultur erarbeitet.

Um sich über den Stand der Inklusion in Europa zu informieren, nahm Stephan Grumbt am digitalen European Inclusion Summit 2020 teil. Der Einladung vom Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, folgten Behindertenbeauftragte und Ombudsleute der Regierungen genauso wie VertreterInnen der Zivilgesellschaft aus ganz Europa. In verschiedenen Vorträgen und Diskussionen tauschte sich Grumbt mit den anderen Teilnehmern unter anderem über die Erfahrungen in den Mitgliedsstaaten und Best-Practice-Beispiele für mehr Teilhabe aus.

Auch Kultur und Veranstaltungen sollen Menschen mit Behinderung leichter zugänglich gemacht werden. 2018 und 2019 fanden im Rosgartenmuseum Führungen für blinde und sehbehinderte BesucherInnen statt. Außerdem stehen dort Reliefs für blinde Menschen zur Verfügung. 2020 stimmte der Gemeinderat zu, „Toiletten für alle“ einzurichten, für Menschen mit schweren und komplexen Behinderungen, die ein Angebot öffentlicher Sanitäranlagen benötigen, welches über das klassische „Behinderten-WC“ hinausgeht.

Ein weiterer Schwerpunkt in der Arbeit des Behindertenbeauftragten sind die regelmäßigen Veranstaltungen zum Thema Inklusion, die nach dem Konstanzer FORUM Inklusion weitergeführt wurden. Im Jahr 2019 wurden schwerpunktmäßig Betreuung, Bildung, Teilhabe und „nicht sichtbare Behinderungen“ thematisiert. Höhepunkte waren eine Open-Air-Veranstaltung sowie der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung. Aktuell arbeitet Stephan Grumbt an einem digitalen Konstanzer FORUM Inklusion, das voraussichtlich noch im ersten Quartal 2021 beginnen kann. Nach der Corona-Pandemie soll außerdem ein inklusives Sportfest für die ganze Familie stattfinden.

Finanziert wurden und werden diese und weitere Projekte – sofern sie nicht städtisch sind – aus dem Budget des Behindertenbeauftragten oder aus dem Nachlass von Carl O. Walser, der Cerlowa-Stiftung. Es sind bisher Gelder in Höhe von ca. 100.700 € in die Umsetzung von Maßnahmen aus dem Aktionsplan Inklusion zur Verfügung gestellt worden. Derzeit stehen noch 81.338 € an nicht verbrauchten Stiftungsmitteln zur Verfügung (ggf. sind diese aber teilweise bereits durch Projektplanungen und -zusagen gebunden).

Über seine Arbeit informierte Stephan Grumbt von September 2019 bis April 2020 auch in einer regelmäßigen Kolumne für Menschen mit Behinderungen im Konstanzer Amtsblatt. Die Plattform www.konstanz.de/handicap wird nach und nach mit immer mehr Beiträgen in „leichter Sprache“ zu allen Verwaltungsthemen für Menschen mit Behinderung sowie allerlei Nützlichem rund um Konstanz ausgestattet. Der Tätigkeitsbericht wird ebenfalls in „Leichte Sprache“ übersetzt. Anschließend wird der Bericht auf der Homepage des Beauftragten für Menschen mit Behinderung eingestellt.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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