Neuer Podcast des „The Politics of Inequality“
Ungleichheit wird ungleich wahrgenommen

Politikwissenschaftler Marius Busemeyer von der Universität Konstanz. | Foto: Inka Reiter
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Konstanz.  Die Nachbarin verdient mehr Geld, der Mitschüler wird vom Lehrer besser benotet oder eine Fernsehsendung zeigt Menschen, die bei einer Erbschaft richtig absahnen: In Situationen wie diesen kommt schnell das Gefühl auf, dass eine Ungleichheit vorherrscht. An der Universität Konstanz machen Wissenschaftler*innen des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ diese Wahrnehmung messbar. Sie zeigen auf, welche Auswirkungen subjektive Wahrnehmungen von Ungleichheit auf politisches Verhalten, zum Beispiel bei Wahlen, oder andere Einstellungen zu Gesellschaft und Politik haben. In der neuen Folge des Podcasts „Exzellent erklärt“ wird die Arbeit des Exzellenzclusters näher beleuchtet.

Politikwissenschaftler Marius Busemeyer gibt dafür einen Einblick in die Funktionsweise des sogenannten Ungleichheitsbarometers. Dabei handelt es sich um eine regelmäßig durchgeführte Befragung, mit der die Wahrnehmung von Ungleichheit und damit zusammenhängende politische Einstellungen in Deutschland erfasst werden. Spannend wird es vor allem bei der Interpretation der Ergebnisse: „Interessant ist beispielsweise, dass Ungleichheit einerseits als weniger dramatisch wahrgenommen wird, als es tatsächlich der Fall ist, wenn man die Menschen nach ihrer eigenen Position in der Einkommensverteilung befragt“, sagt Busemeyer in dem Gespräch. „Wenn Menschen allerdings zur Entwicklung der Ungleichheit für ganz Deutschland befragt werden, sind die subjektiven Einschätzung sehr pessimistisch, obwohl es in den letzten Jahren nur einen geringen Anstieg der Ungleichheit gab.“

Diese Beispiele zeigten, so Busemeyer, dass subjektive Wahrnehmungen von Ungleichheit oft nicht mit der Realität übereinstimmen. Dennoch können sich diese Wahrnehmungen maßgeblich auf Wahlentscheidungen auswirken. „Es zeigt sich dann beispielsweise, dass Menschen, die eine stärkere Ungleichheit wahrnehmen, eher AfD wählen“, gibt Busemeyer im Podcast ein Beispiel.

Mikrosoziologin Claudia Diehl erklärt das Cluster-Forschungsprojekt PerFair. Im Fokus steht dabei die Frage, wie Kinder unterschiedlicher Herkunft Bildungsungleichheit wahrnehmen und wie dies mit ihrer Sicht auf Gesellschaft und Politik zusammenhängt. „Wir wollen Schülerinnen und Schüler über einen längeren Zeitraum begleiten und verstehen, wie zum Beispiel elterliche Ambitionen, das Klassenklima oder auch ein generell ausgeprägtes Bewusstsein für Ungerechtigkeit beeinflussen, ob sie sich in der Schule ungerecht behandelt fühlen“, sagt Claudia Diehl.

Der Podcast „Exzellent erklärt“ ist ein gemeinsames Projekt der 57 Exzellenzcluster, die im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert werden. In Folge 43erfährt man, wie die Forschung zur Wahrnehmung von Ungleichheit gelingt und welche Rückschlüsse daraus gezogen werden können: exzellent-erklaert.podigee.io

Politikwissenschaftler Marius Busemeyer von der Universität Konstanz. | Foto: Inka Reiter
Mikrosoziologin Claudia Diehl von der Universität Konstanz. | Foto: Ines Janas
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Presseinfo aus Singen

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