Aber: Verändertes Freizeitverhalten sorgte für starke Steigerung der Radunfälle
Unfallzahlen gehen im Corona-Jahr drastisch zurück

Unfall A 98 | Foto: Schwerste Unfälle, wie hier auf der A98 im Februar mit tödlichen Folgen, gab es im Corona-Jahr weniger, weil auch der Vekehr insgesamt stark abgenommen hatte. swb-Bild: ffw Stockach
  • Unfall A 98
  • Foto: Schwerste Unfälle, wie hier auf der A98 im Februar mit tödlichen Folgen, gab es im Corona-Jahr weniger, weil auch der Vekehr insgesamt stark abgenommen hatte. swb-Bild: ffw Stockach
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Kreis Konstanz. Nachdem bereits zum ersten Halbjahr 2020 deutlich sinkende Unfallzahlen bilanziert werden konnten, hielt dieser Trend im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Konstanz auch in der zweiten Jahreshälfte an. So weist die nun veröffentlichte Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2020 beachtliche Rückgänge in fast allen Bereichen auf.

Die Gesamtzahl fiel von 20.849 Verkehrsunfällen 2019 um 17,1 Prozent auf 17.285 im Jahr 2020. Genauso erfreulich sind die damit einhergehenden Rückgänge bei der Zahl getöteter oder verletzter Personen. Mit diesen Zahlen liegt das Polizeipräsidium Konstanz bei den jetzt präsentierten Unfallzahlen in der Gesamtschau im Landestrend.

"Ohne Zweifel sind die Rückgänge, so erfreulich sie auch sind, vor allem auf die Pandemielage und den damit verbundenen zweimaligen Lockdown zurückzuführen, der zu einer deutlichen Reduzierung des motorisierten Straßenverkehrs führte", erklärt der Leiter des Polizeipräsidiums Konstanz, Polizeipräsident Gerold Sigg. Die Anzahl der Unfälle mit Personenschaden sank präsidiumsweit um 4,6 Prozent von 2.400 im Jahr 2019 auf 2.289 im vergangenen Jahr. Die Zahl der Getöteten sank von 33 auf 30 (minus 9,1 Prozent), die Zahl der Schwerverletzten von 590 auf 554 (minus 6,1 Prozent) und bei den Unfällen mit Leichtverletzten registrierte man einen Rückgang um 10,6 Prozent von 2.548 auf 2.279.

Im direkten Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und dem damit veränderten Freizeitverhalten steht die Entwicklung bei den Fahrradunfällen. Hier mussten die Analysten der Polizei leider einen erheblichen Zuwachs verzeichnen. So stieg deren Zahl um knapp 20 Prozent von 768 in 2019 auf 920 im Laufe des Jahres 2020. Insbesondere der starke Anstieg bei den Fahrradunfällen außerhalb der geschlossenen Ortschaften ist ein Indiz dafür, dass dieser auf das genannte veränderte Freizeitverhalten zurückzuführen ist, denn hier war ein Anstieg um 92 Prozent zu verzeichnen.

Erfreulich dagegen ist der wiederholte Rückgang bei den Unfallzahlen der motorisierten Zweiräder. Dabei fiel deren Zahl um 7 Prozent und der Anteil an Personenschäden um 3,7 Prozent. 2019 bilanzierte die Polizei 460 Kollisionen, ein Jahr später waren es noch 428. Und dies trotz auch hier verändertem Freizeitverhalten. #

Unabhängig von den Unfallzahlen sind schwerpunktmäßige Geschwindigkeitskontrollen deshalb auch in der kommenden Saison unabdingbar. Spezialisten der Verkehrspolizei werden auch wieder die Motorräder selbst unter die Lupe nehmen, da immer wieder Fahrzeuge auffallen, die nicht nur zu schnell unterwegs sind, sondern technisch unzulässig verändert wurden und viel Lärm produzieren.

Bei den Risikogruppen "Kinder, junge Erwachsene und Senioren" stellte das Polizeipräsidium ebenfalls rückläufige Zahlen fest. Den 2020 von der Polizei aufgenommenen 108 Unfällen mit Kindern stehen 127 Unfälle aus dem Vorjahr gegenüber. Die Zahl der getöteten Kinder sank von 3 in 2019 auf 1 in 2020. "Jedes Todesopfer ist immer eines zu viel", beklagt Polizeipräsident Sigg, auch im Hinblick auf die zwei Todesfälle, die sich bei den 1.499 Unfällen der besonders gefährdeten Risikogruppe der jungen Fahrer ereigneten (Vorjahr 1.792).

"Der erneut leichte Rückgang der bei Verkehrsunfällen getöteten Menschen ist auch im Kontext generell sinkender Unfallzahlen" eine erfreuliche und erwähnenswerte Entwicklung in der Verkehrsunfallstatistik 2020", so der Polizeipräsident weiter. Diese Tendenzen sind nicht nur für den gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Konstanz, sondern auch in drei von vier Landkreisen, die zum Präsidium gehörenden Landkreisen Konstanz, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar, festzustellen.

So sank die Gesamtzahl der Unfälle auch im Landkreis Konstanz von 7.826 im Jahr 2019 auf 6.510 um knapp 17 Prozent. Dabei gingen gleichzeitig die Unfallzahlen mit verletzten Personen um 4,4 Prozent von 1.132 auf 1.082 zurück. Auch die Zahl der Todesopfer sank von 8 auf 7.

"Trotz der insgesamt zufriedenstellenden Entwicklung der Unfallzahlen wird das Polizeipräsidium Konstanz seine Bemühungen mit dem Ziel einer weiteren Verbesserung der Verkehrssicherheit fortführen und hierbei im Jahr 2021 die Zielgruppe der Radfahrer besonders in den Fokus nehmen", so der Polizeipräsident weiter in seinen Ausführungen in Konstanz. Nachdem sein Polizeipräsidium schon in den zurückliegenden Jahren verstärkte Anstrengungen unternommen hat, um die hohe Zahl der Fahrradunfälle, vor allem in den Stadtgebieten von Konstanz, in Singen am Hohentwiel und Radolfzell zu senken, wurde nun auch landesweit die Bekämpfung der Unfälle in diesem Bereich als Schwerpunkt festgesetzt. So werden neben gezielten Kontrollen vor allem Präventionsmaßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsmoral der Radfahrenden eine wichtige Rolle spielen, denn nach wie vor werden zwei Drittel aller Fahrradunfälle durch Radfahrer und Radfahrerinnen selbst verursacht. 40 Prozent verunglücken sogar ohne Fremdbeteiligung. Einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Unfalllage sollen dabei die neu beim Polizeirevier Konstanz eingerichteten Fahrradstreifen leisten, die, mit elektrischen Pedelecs ausgerüstet, insbesondere die Hauptradrouten im Stadtgebiet bestreifen werden.

Ein Hauptaugenmerk der polizeilichen Verkehrsüberwachung wird auch künftig bei der Bekämpfung der Unfallursache Nummer 1 liegen, der überhöhten Geschwindigkeit. Ein großer Prozentsatz der durch die Polizeibeamten im Jahr 2020 aufgenommenen Verkehrsunfälle war auf eine Überschreitung der höchstzulässigen oder auf nicht angepasste Geschwindigkeit zurückzuführen. Dies gilt insbesondere für Verkehrsunfälle auf Bundesautobahnen, den Kraftfahrstraßen und den sonstigen Straßen außerhalb der geschlossenen Ortschaften.

Sorge bereiten dem Polizeichef weiterhin illegale Autorennen auf den Autobahnabschnitten und mehrspurig ausgebauten Bundesstraßen im Landkreis Konstanz und darüber hinaus. Sie stellen ein immenses Risiko dar, das unbeteiligte Verkehrsteilnehmer sehr häufig größten Gefahren aussetzt. "So etwas ist unverantwortlich und zu Recht mit empfindlichen Sanktionen belegt", so der Konstanzer Polizeipräsident. Insgesamt 34 Fahrzeugführer wurden wegen illegaler Fahrzeugrennen im zurückliegenden Jahr angezeigt, in zwölf Fällen wurden die Fahrzeuge der Beschuldigten beschlagnahmt. Leider sind die Handlungsspielräume der Polizei bei derartigen Vergehen oft aber auch begrenzt. In einigen Fällen waren die Raserautos geleast oder gemietet und die meist jungen Fahrer stammten aus dem Ausland.

Die Statistik mit allen Details gibt es hier zum Herunterladen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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