Zwei Sonderforschungsbereiche für UNI Konstanz
Über Zelltod und wie uns visualisierte Nachrichten erreichen
Konstanz. Die Universität Konstanz ist gleich an zwei neu durch die DFG bewilligten Sonderforschungsbereichen/Transregio beteiligt, mit denen innovative und anspruchsvolle Vorhaben der Verbundforschung gefördert werden. Das gab die Pressestelle der Uni aktuell bekannt. Der neu bewilligte "SFB-TRR 353" widmet sich der Erforschung der biologischen Prozesse, die auf molekularer Ebene das Phänomen „Zelltod“ regulieren. Der bereits zum zweiten Mal verlängerte "SFB-TRR 161" intensiviert dagegen seine Forschung zu Visual Computing, also der computergestützten Verarbeitung und Darstellung von Bildinformationen.
Den regulierten Zelltod besser verstehen
Für die natürliche Entwicklung und das Überleben von mehrzelligen Organismen ist der regulierte Zelltod ebenso wichtig wie Zellteilung und -wachstum – beispielsweise zur Beseitigung unerwünschter oder gefährlicher Zellen. Störungen der Zelltodregulierung können die Ursache verschiedener Krankheiten sein, darunter Autoimmunerkrankungen, neurodegenerative Erkrankungen und Krebs.
Das zentrale Forschungsanliegen des neuen SFB-TRR 353 „Regulation of cell death decisions“ ist daher, die molekularen Mechanismen, die dem Phänomen „regulierter Zelltod“ zugrunde liegen, besser zu verstehen. Wann und wie wird beispielsweise in der Zelle die Entscheidung getroffen, eines von mehreren möglichen Zelltodprogrammen einzuleiten?
Trotz intensiver Forschung weist unser Verständnis dieser Vorgänge innerhalb komplexer Organismen derzeit noch erhebliche Lücken auf. Diese soll der neue SFB-TRR nun füllen. „Ein detailliertes Verständnis der Auslösung und der Regulierung des Zelltods ist zum Beispiel für die Entwicklung neuer Therapieansätze für die genannten und weitere Krankheiten unerlässlich“, so Thomas Brunner, Professor für Biochemische Pharmakologie am Fachbereich Biologie der Universität Konstanz und Sprecher des SFB-TRR 353.
Die Universität Konstanz bietet dafür die idealen Rahmenbedingungen: An ihr befindet sich eine der deutschlandweit größten Forschungsallianzen auf dem Gebiet der Toxikologie und der damit verbundenen Zelltodforschung. Über verschiedene Professuren hinweg erforschen WissenschaftlerInnen des Fachbereiches Biologie der Universität grundlegende zelluläre Alterungs- und Sterbeprozesse. Die Ergründung der „Molekularen Prinzipien des Lebens“ ist außerdem einer der interdisziplinären Forschungsschwerpunkte der Universität Konstanz. In dem SFB-TRR 353 wird diese Konstanzer Expertise nun durch Expert*innen und Ressourcen anderer Einrichtungen, insbesondere aus Kliniken und Instituten der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sowie der Technischen Universität München, erweitert.
Daten-Visualisierung und menschliche Bedürfnisse
Der nun zum zweiten Mal verlängerte SFB-TRR 161 „Quantitative Methoden für Visual Computing“ forscht daran, wie der Umgang mit stetig wachsenden Informationsmengen erleichtert werden kann. Die Forschenden untersuchen unter anderem die Qualität und Anwendbarkeit von computergestützten Methoden zur Visualisierung von Daten, um sie auf die Bedürfnisse der Menschen abzustimmen. Das Verbundprojekt wird von den Universitäten Stuttgart und Konstanz getragen, eingebunden sind auch die Ludwig-Maximilians-Universität München und die Universität Ulm. An der Universität Konstanz stärkt der SFB-TRR 161 den Forschungsschwerpunkt „Der Mensch in der Datengesellschaft“, in dem es darum geht, Prozesse der Datafizierung und Digitalisierung neu zu denken und dabei den Menschen konsequent in den Mittelpunkt der Untersuchung zu rücken.
In der dritten Förderperiode wird es im SFB-TRR 161 darum gehen, die bisher entwickelten Methoden und Ansätze zu verbessern und in Anwendungen zu integrieren, wie etwa zur Visualisierung von Messdaten oder Simulationen, für virtuelle Landkarten oder als Analysewerkzeuge für den medizinischen Bereich, so die Uni Konstanz in ihrer Mitteilung.
Darüber hinaus kommen neue Forschungsfragen hinzu, die auf den Erkenntnissen der ersten Förderperioden aufbauen und auf aktuelle Entwicklungen in der Forschung reagieren. „Das Thema Immersion hatte beispielsweise einen großen Einfluss auf unsere Forschung während der letzten vier Jahre. Daher haben wir entschieden, den Bereich weiter auszubauen und Mixed-Reality-Anwendungen zu einem Schwerpunkt in der dritten Förderperiode zu machen“, sagt Vizesprecher Falk Schreiber, Professor für Informatik in den Lebenswissenschaften an der Universität Konstanz. „Auch mit der Frage, wie gut Anwender die visuell dargestellten Phänomene verstehen, werden wir uns noch intensiver auseinandersetzen.“
Da die dritte Förderperiode auch die letzte sein wird, sollen die Ergebnisse, Methoden und Datensätze aus den insgesamt zwölf Jahren Förderung Stakeholdern aus Wissenschaft, Industrie, Bildung und Gesellschaft in frei zugänglichen Anwendungen zur Verfügung gestellt werden. „Mit den für die dritte Förderperiode gesetzten Zielen sind wir überzeugt, dass wir wesentliche Beiträge zur Visual-Computing-Forschung leisten und unsere Informationsgesellschaft nachhaltig mitgestalten können“, sagt Daniel Weiskopf, Direktor des Instituts für Visualisierung und Interaktive Systeme (VIS) der Universität Stuttgart und Sprecher des Forschungsverbunds.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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