Polizei veröffentlicht weitere Details zum Disko-Attentat /
Todesschütze zwang Taxifahrer zur Fahrt an die Disko
Konstanz. Der Schock über die Ereignisse in der Nacht von Samstag auf Sonntag sitzt in Konstanz und Umgebung noch immer tief. Am frühen Sonntagmorgen hat ein 34-jähriger Mann vor der Diskothek »Grey« in der Max-Stromeyer-Straße mit einem Schnellfeuergewehr auf Türsteher und Disco-Besucher geschossen. Dabei wurde eine Person getötet und insgesamt vier Personen teils schwer verletzt. Der Schütze selbst wurde von der Polizei tödlich verwundet. Heute gab die Polizei in einer gemeinsamen Presseerklärung mit der Staatsanwaltschaft weitere Details zum Verlauf der Bluttat bekannt.
Wie Zeugen berichteten, soll es vor den Schüssen durch den 34-jährigen Iraker, kurdischer Abstammung, zu einem Streitgespräch zwischen ihm und Security-Mitarbeitern gekommen sein, weil ihm der Zugang verwehrt wurde. Hintergrund war das vorherige Verhalten des 34-Jährigen, der in der Diskothek randaliert hatte und diese deswegen auf Anordnung seines Schwagers, der im Auftrag der Betreiberfirma mit dem Betrieb des Tanzlokals befasst ist, verlassen musste.
Hierauf nahm der Tatverdächtige ein Taxi und ließ sich nach Hause fahren, wo er sich bewaffnete und anschließend den Taxifahrer zwang, ihn zurückzufahren. Auf dem Parkplatz der Diskothek angekommen, stieg der 34-Jährige aus und gab laut Augenzeugen bereits im Freien und kurz darauf auch im Eingangsbereich des Gebäudes mehrere Schüsse ab, durch die ein Türsteher tödliche und vier weitere Personen zum Teil schwere Verletzungen erlitten. Ein weiteres Vordringen in die Räumlichkeiten der Diskothek gelang dem mit einem vollautomatischen Sturmgewehr M 16 bewaffneten Iraker jedoch nicht, weil die Tür zum Veranstaltungsraum noch rechtzeitig geschlossen werden konnte.
Der 34-Jährige begab sich deshalb ins Freie, wo er auf erste eintreffende Polizeibeamte stieß. Sofort eröffnete er das Feuer und schoss auf die Polizisten, von denen einer schwer verletzt wurde. Bevor der Tatverdächtige weitere Personen verletzen oder gar töten konnte, wurde der Mann bei einem Schusswechsel mit den Interventionsteams der Polizei lebensgefährlich verletzt und erlag trotz einer Notoperation im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Die Spurensicherungsarbeit sowohl auf dem Parkplatz der Diskothek als auch im Inneren des Gebäudes konnte inzwischen abgeschlossen werden. Nach wie vor ist nicht geklärt, wie der 34-Jährige in den Besitz der Kriegswaffe samt Munition gelangt ist. Noch ist eine Vielzahl von Personen, die sich in und bei der Diskothek aufgehalten haben, von den Beamten der Sonderkommission zu befragen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Konstanz werden sowohl das tödlich verletzte Opfer als auch der beim Schusswechsel mit der Polizei ums Leben gekommene Tatverdächtige obduziert.
Telefondienst der Stadt Konstanz eingerichtet
Für Betroffene und Augenzeugen des Vorfalls vor der Konstanzer Diskothek „Grey“, deren Familien, Eltern oder Großeltern hat die Stadt Konstanz einen Telefondienst eingerichtet. Der Dienst ist unter folgender Nummer zu erreichen: 07531-900677.
Menschen, den Vorfall direkt miterlebt haben und die im Moment oder in den kommenden Tagen körperliche oder psychische Symptome feststellen, die sie unmittelbar auf diesen Vorfall zurückführen, können bei diesem Dienst eine psychosoziale Erstberatung erfahren. Sie haben Gelegenheit, sich mit erfahrenen Mitarbeitenden der Sozialen Dienste über das Erlebte auszutauschen. Bei Bedarf können individuelle weiterführende Hilfen aus dem medizinischen und psychologischen Bereich empfohlen und auf Wunsch die entsprechende Vermittlung durchgeführt werden. Die Beratung ist anonym und kostenlos.
Die Stadt Konstanz unterstützt mit diesem Telefondienst vorübergehend die Angebote der Notfallseelsorge und der Telefonseelsorge, mit denen sie im Austausch steht.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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