Der neuerliche Lockdown begräbt viele Hoffnungen
Tage der Tränen – Tage ohne Perspektive

Lockdown Handel | Foto: Die Hoffnung vieler Einzelhändler, ab dem Montag wieder öffnen zu können, wurde mit dem am Dienstag nochmals beschlossenen und sogar verschärften Lockdown begraben. swb-Bild: of
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  • Foto: Die Hoffnung vieler Einzelhändler, ab dem Montag wieder öffnen zu können, wurde mit dem am Dienstag nochmals beschlossenen und sogar verschärften Lockdown begraben. swb-Bild: of
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Kreis Konstanz. Für viele war es gewiss kein Feiertag, denn was viele erwartet hatten, trat mit der Verlängerung des Dezember-Lockdowns nun nach dem Treffen der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin ein Dazu Stimmen hier aus der Region.

Schüler müssen rauskommen aus den Familien

Alexander Bitter, Rektor der Gemeinschaftsschule in Steißlingen, sprach sich dabei unbedingt für eine baldmöglichste Öffnung mindestens der Grundschulen und der Klassen 5 bis 7 aus. »Ich will hier keineswegs das Risiko kleinreden, aber wir sind nie Pandemietreiber gewesen«, unterstreicht er im Gespräch mit dem Wochenblatt. »Den Kindern fehlt der Kontakt mit ihren Klassenkameraden und vor allem ein Leben außerhalb der Familie, wo sie doch sehr überwacht werden«, unterstreicht er. »Und wir wollen auch, dass die Kinder in ganzen Gruppen unterrichtet werden können, weil die zusammengehören.« Bitter sieht das auch aus der Sicht der Eltern: »Gerade im ländlichen Bereich gehen die Betreuungsmöglichkeiten doch eher gegen Null, deshalb ist unser Angebot einer Ganztagesschule auch sehr wichtig für die Eltern, die arbeiten müssen, und wir sind da mit verantwortlich für eine verbindliche und verlässliche wie stabile Versorgung«, so Bitter. In der Schule in Steißlingen habe man bis zum Lockdown das Hygienekonzept im Ganztagsbereich mit Mensabetrieb erfolgreich praktiziert und keine Corona-Fälle gehabt, sagt der Rektor der Gemeinschaftsschule.

Tränen zum Jubiläum

Die Durststrecke für die Gastronomie verlängert sich nochmals. Schon vier Monate gab es nun Zwangspause, und auf die zum neuerlichen Lockdwon angekündigten Hilfen wird doch noch immer gewartet. In vielen Betrieben wird die Lage existenzbedrohend. »Zum 1. Januar 2020 haben wir das Berggasthaus Rosenegg übernommen, das Jubiläum war einmal jetzt als Fest geplant gewesen«, sagt Corina Weiermann-Seidl aus Rielasingen-Worblingen. »Es wurde dann ein Tag mit Tränen, weil gegenwärtig einfach keine Perspektive da ist.«
Die neuerliche Verlängerung des Lockdowns, der der Gastronomie einen fünften Monat mit geschlossenen Gasträumen verpasst – mindestens – stand schon länger im Raum und hat die Stimmung gedrückt. »Wir befürchten, dass es noch später wird, dass wir wieder öffnen können«, sagt sie im Gespräch mit dem Wochenblatt. Jetzt zum Jahreswechsel seien es freilich viele Kosten die anstünden, aber die versprochenen Hilfen, die dem geschlossenen Gasthaus ab Mitte November zuerkannt wurden, kämen eben nicht.
Es sei spürbar, dass inzwischen auch viele traditionsreiche Häuser an die Grenzen ihrer Reserven kämen. »Unsere Hoffnung ist derzeit, dass es doch für Ostern erste Anfragen gibt.«

»Wir sind dem nicht gewachsen«

Hans Wöhrle, Vertreter des Handelsverbands, sieht zwar die Stadt Singen dank CANO und den damit verbundenen Investitionen gut für die Zeit »danach« gerüstet, aber erst mal vor schweren Wochen. »Jede Woche mit geschlossenen Einzelhandels- und Modegeschäften schädigt uns massiv, denn je länger wir zu haben, desto mehr gewöhnen sich die Menschen eigentlich daran, dass sie zum Einkaufen gar nicht mehr aus dem Haus müssen«, ist seine größte Befürchtung in Bezug auf die Verlagerung auf Online-Händler.
Das wäre für ihn ein Todesurteil der Innenstädte. »Wir sind dem mit unseren Mitteln nicht gewachsen, was die Internetriesen schon wegen ihrer Steuervorteile aufführen können«, klagt Wöhrle und sieht hier auch langfristig schlechte Perspektiven, weil unter solchen Voraussetzungen ein oft anstehender Generationswechsel nicht gelingt. Das Ausmaß der Katastrophe skizzierte der Handelsverband, der rund 250.000 Jobs höchst gefährdet sah bei 36 Milliarden Euro Umsatzverlusten in 2020, mit 12 Milliarden Fixkosten, aber nur 90 Millionen Euro Überbrückungshilfen. »Es wird ganz schlimm, wenn Ende Januar das Insolvenz-Schutzabkommen abläuft«, so Hans Wöhrle.

»Ein harter Schlag«

Ein besonders harter Schlag ist die Verlängerung des Lockdowns auch für die Kulturbranche. Schließlich hat sie mit die längste Durststrecke in den vergangenen Corona-Monaten erdulden müssen. Viele Kulturschaffende bringt das zum Verzweifeln. »Wir sind super traurig, dass wir im Moment nichts machen dürfen. Vielen meiner Freunde geht es dadurch wirklich schlecht, einige mussten sich schon Nebenjobs suchen, um sich über Wasser halten zu können«, berichtet Viktoria Graf aus Radolfzell-Böhringen im Gespräch mit dem Wochenblatt. Mit ihrem Atelier »Die Werkstatt« in Böhringen ist sie gleich dreifach betroffen. Als Einzelhandelsgeschäft, Café und Kunstort. »Ich habe in allen drei Bereichen das Gefühl, dass die Situation von Seiten der Politik nicht ernst genug genommen wird«, klagt Graf. Was ihr und vielen anderen Kulturschaffenden bleibt, ist die Hoffnung.
Die Hoffnung auf etwas mehr Normalität. »Wir würden uns schon freuen, wenn wir zumindest ein ganz kleines kulturelles Angebot bieten dürften«, erklärt Viktoria Graf. Die Planungen für das Jahr laufen indes, denn »aufgeben wollen wir nicht«, betont sie.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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