Eigene Untersuchungen der Baubehörde ergaben nur fünf mögliche Standorte auf 34 Supermärkten
Stadt begründet ihr Nein zu Wohnungen auf Aldi im Gewerbegebiet
Konstanz. Es klingt auf den ersten Blick verlockend: Könnte man große Supermärkte nicht mit Wohnungen aufstocken und damit günstigen Wohnraum schaffen? Dieses Angebot hat der Discounter Aldi der Stadt für seine Filiale in der Oberlohnstraße gemacht, verbunden mit dem Wunsch, damit zugleich auch noch die Verkaufsfläche vergrößern zu können. Die Verwaltung lehnt diese Pläne ab, machte sie nun per Medienmitteilung öffentlich.
Der Grund aus Sicht der Stadt Konstanz: Die Filiale befindet sich in einem Gewerbegebiet und in einem solchen Gebiet ist Wohnnutzung gesetzlich nicht zulässig. Das maßgebliche Stichwort ist hier der „Immissionsschutz“. Wo Menschen Wohnen, sollen sie vor dem Lärm, der von Gewerbebetrieben ausgeht, ihrer Gesundheit zuliebe verschont werden.
Rein theoretisch ließe sich der Bebauungsplan mit seiner Gebiets- und Nutzungsfestsetzung ändern. Das könnte in der Konsequenz für die dort angesiedelten Gewerbebetriebe aber bedeuten, dass sie ihren Betrieb aufgrund der Unvereinbarkeit mit der benachbarten Wohnnutzung erheblich einschränken oder gar schließen müssten. Um die Gewerbebetriebe vor solchen Unsicherheiten zu bewahren, hat der Gesetzgeber ihnen einen Abwehranspruch gegenüber „heranrückender“ Wohnbebauung eingeräumt. Dieser Anspruch könnte in der Oberlohnstraße eingefordert werden. Hier befinden sich eine Spedition, eine Diskothek, das Neuwerk und die Stadtwerke in der unmittelbaren Umgebung – sie alle könnten durch eine Umsetzung der Aldi-Wohnungspläne erheblich benachteiligt werden.
Konstanz benötigt mehr bezahlbaren Wohnraum, so die Stadtverwaltung. Aus diesem Grund sei ja bereits im Jahr 2014 das Handlungsprogramm Wohnen beschlossen worden, das Anfang 2018 vom Gemeinderat nachjustiert wurde. Auch die Aufstockung von Supermärkten mit Wohnungen wird in der Stadt bereits seit längerem diskutiert. Das Amt für Stadtplanung und Umwelt hat 34 Standorte, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind, dahingehend geprüft, ob solche Aufstockungen möglich wären. Lediglich fünf kämen letztlich in Frage, wovon zwei eher die Überbauung ebenerdiger Stellplatzflächen betreffen. Die anderen Standorte scheiden aus, weil die planungsrechtlichen Voraussetzungen nicht gegeben sind, das Bestandsgebäude für eine erweiterte Nutzung aus statischen Gründen nicht taugt oder der Eigentümer für eine Änderung nicht bereit ist.
Ein Projekt, bei dem Einzelhandel, vertikale Verdichtung und Wohnnutzung auf eine vorbildliche Weise kombiniert sind, wurde an der Reichenaustraße mit Edeka Baur umgesetzt. Im Erdgeschoss befinden sich Super- und Drogeriemarkt, Büros und Parkflächen erstrecken sich auf den oberen Stockwerken. Mit Einbeziehung des Dachs wurden 48 Eigentumswohnungen realisiert, davon 38 als Garten-Hofhäuser. Insbesondere das zweigeschossige Parkdeck mit 400 Plätzen könnte auch für den Aldi in der Oberlohnstraße aus Sicht der Stadtplaner eine innovative Lösung darstellen. Der riesige ebenerdige Parkplatz, auf dem Fahrzeuge sehr viel Fläche verbrauchen, könnte hier einer innovativeren Nutzung zugeführt werden, die jedoch nicht „Wohnen“ heißt.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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