Kreistag rauft sich für neues BSZ nach langer Diskussion zusammen
Mettnauschule als Joker
Konstanz. Nach einer rund zweistündigen Diskussion hat sich der Kreistag in Konstanz für wichtige weitere Schritte in Richtung eines neuen, zu einem Standort vereinten Berufsschulzentrum Konstanz geeinigt. Nach einer heißen Diskussion im Kultur- und Schulausschuss wurde intensiv außerhalb des Sitzungssaals weiter verhandelt, denn der Neubau ist nicht das einzige Problem der Berufsschullandschaft im Kreis. Zuvor ging es erst mal darum den letzten Neubau des BSZ Radolfzell, der im letzten Bauabschnitt nach der Sommerpause eingeweiht werden soll. Denn dort wurden einige Überkapazitäten geschaffen, weil sich Berufsbilder und Schülerzahlen seit der Planung gewandelt hatten.
Landrat Hämmerle machte eingangs der Sitzung die Dimensionen des Vorhabens deutlich: mit Kosten von 40 bis 50 Millionen Euro sei zu rechnen, die über die Kreisumlage natürlich nicht zu finanzieren wären. Die Kredite würden eine Laufzeit von 20 bis 30 Jahren mit Zins und Tilgung zurückbezahlt, so dass er das Ganze auch als generationsübergreifendes Projekt gesehen wüsste, bei dem die aktuelle Politik entsprechende Verantwortung habe. Von Anfang an machte Hämmerle deutlich, dass die Mettnauschule für ihn aktuell nicht zur Disposition stehe. Für Hämmerle sei sie allerdings der „Joker“ in einer regionalen Berufsschulentwicklung: wenn sich mittelfristig Überkapazitäten entwickeln, würde diese Schule geschlossen.
Erst mal ging es aber um die Überkapazitäten des BSZ Radolfzell. Die Schulleiter der Kreisschulen hatten noch letzten Dienstag eine Vorlage eingebracht, mit der sie Vorschlugen unter anderem die Friseurklassen, das BK Fremdsprachen, das TG Mechatronik, Einzelhandelsklassen aus Singen, von der Mettnauschule das Biotechnologische Gymnasium sollen in Richtung BSZ verschoben werden. Insgesamt 14,6 Klassenzimmer würde das betreffen, so die Rechnung der Schulleiter.
Gleich zu Anfang der Diskussion sprach Singens OB Bernd Häusler für die CDU und verlangte zur Frage der Verlagerungen Vertagung. Er sah hier eine „Raumrettungskaktion“ ohne die Abwägung, ob das zu den Standorten passe. Auch solle erst mal ein Vertreter der „Bertelsmann Stiftung“ in den Kreistag kommen, um über deren Studie zu Schülerzahlen, die in der letzten Woche für Schlagzeilen sorgte, mehr Details als Entscheidungshilfe zu geben. Grünen-Kreisrat Siegfried Lehmann hatte wieder einen weiteren Antrag, um die Zahl der Verlagerungen zu reduzieren. Es gehe vielmehr um abgestimmte Profile der Schulstandorte – es machte zum Beispiel keinen Sinn, das TG Mechatronik nach Radolfzell zu verlagern, wenn man HTWG Konstanz in der Nachbarschaft habe. Markus Zähringer bemängelte, dass die Frage regionaler Schulentwicklung noch gar nicht wirklich behandelt worden sei, weil der Standort Singen bisher außen vor geblieben sei. Artur Ostermaier (Freie Wähler) machte geltend, dass man immer weniger wisse, je mehr man Rede. Stockachs Bürgermeister Stolz wollte gerade im Einzelhandel keine Schwächung für Stockach sehen. Schon die Schulleiter hatten sich geeinigt, auch durch Zuweisungen dafür zu sorgen, dass Radolfzell und Stockach in diesem Bereich immer Eingangsklassen mit 20 SchülerInnen hätten. Die CDU hatte indes auf den Vertagungsantrag verzichtet, einstimmig wurde beschlossen, 11,7 Klassenzimmer nach Radolfzell zu verschieben, die das Mechatronik TG bleibt in Konstanz. Landrat Hämmerle hatte in der Sitzung eingebracht, dass es mit dem Beschluss auch eine Reserve von 10 Klassezimmer eingeplant sehen will, für den Fall eines etwaigen Bedarfs.
Gleich im Anschluss wurde durch das Planungsbüro Drees –Sommer, Andreas Scheele, ein möglicher Fahrplan in Richtung BSZ Konstanz auf dem Areal der Zeppelin-Gewerbeschule vorgestellt. Ob es ein kompletter Neubau sein solle, soll freilich noch untersucht werden. Während die Hinfälligkeit des Werkstätten-Trakts unbestritten ist, wolle man vier Gebäude in punkte Sanierungsfähigkeit untersuchen. Nach den Vorstellungen des Planungsbüros soll bis Ende diesen Jahres eine Machbarkeitsstudie stehen, für 2018 werde ein Planerwettbewerb angesetzt und bis zum Jahr 2021 könnten die ersten Bagger rollen, wurde angekündigt. Was die Dienstleistung des Planungsbüros kostet, war freilich nicht offen. Deshalb soll das Büro Drees –Sommer bis nach der Sommerpause erst mal ein Angebot machen über das dann noch entschieden werden muss.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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