Die promovierte Sozialwissenschaftlerin ist neue Projektleiterin für Digitalisierung in der Aus- und Weiterbildung
Maria Kreiner bringt die vierte Dimension in die Berufsausbildung

Maria Kreiner, promovierte Sozialwissenschaftlerin | Foto: Maria Kreiner, promovierte Sozialwissenschaftlerin und Projektleiterin für digitales Lernen. //swb-Bild: Handwerkskammer Konstanz
  • Maria Kreiner, promovierte Sozialwissenschaftlerin
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Konstanz. Die Digitalisierung in der handwerklichen Ausbildung ist bereits in vollem Gange - so schreibt die Konstanzer Handwerkskammer in einer Mitteilung vom Dienstag. Jetzt erhält sie neuen Rückenwind durch Maria Kreiner. »Digitalisierung bedeutet vor allem eine Erweiterung der didaktischen Möglichkeiten«, sagt die neue Projektleiterin für digitales Lernen an der Handwerkskammer Konstanz. In enger Abstimmung mit den Leitern der Bildungsakademien, den Lehrmeistern und der Hauptgeschäftsführung der Handwerkskammer Konstanz koordiniert sie die digitale Strategie. »Inhaltlich geht es um qualitativ hochwertige und didaktisch optimierte Lerninhalte«, so Maria Kreiner. So können beispielsweise handwerkliche Abläufe in digitaler Form aus Meistersicht dargestellt und erklärt werden und von Auszubildenden im Selbststudium angeschaut, nachvollzogen und besser begriffen werden.

Gemeinsam mit Christian Herz, Leiter der Bildungsakademie Waldshut, plant Maria Kreiner derzeit den Dreh der ersten professionell erstellten Lehrvideos. Im Rahmen des Projekts »Berufsausbildung 4.0« werden ab März unter Regie der Lehrmeister insgesamt 25 Lehrvideos für fünf Gewerke produziert. Die Videos werden angehenden Schreinern, Kfz-Mechatronikern, Elektronikern, Malern und Lackierern und Raumausstattern in der überbetrieblichen Ausbildung zur Verfügung gestellt.

»Der große Vorteil von solchen digitalen Lernangeboten ist, dass Lernende sie jederzeit und auch mehrfach anschauen können«, betont Maria Kreiner. Gleichzeitig können die digitalen Inhalte in ihrer konservierten Form auch künftigen Auszubildenden zur Verfügung gestellt werden. Langfristig sollen die Lehrvideos aus Waldshut landesweit beruflichen Schulen und Bildungshäusern der Handwerkskammern zur Verfügung gestellt werden.

»Viele verstehen Digitalisierung als Möglichkeit, um Geld und Personal zu sparen. Das macht die Digitalisierung unsympathisch«, wendet Kreiner ein. »Wir verstehen Digitalisierung vor allem als qualitative Erweiterung der Möglichkeiten. Und diese möchten wir den Auszubildenden des Handwerks zukommen lassen.«

Mit Lerninhalten – ob digital oder analog – kennt sich Maria Kreiner aus. Nach ihrem Studium der Sozialwissenschaften an der Universität Oldenburg hat die 47-Jährige dort auch erfolgreich promoviert und als wissenschaftliche Mitarbeiterin geforscht und gelehrt. Im Jahr 2013 zog die gebürtige Allgäuerin gemeinsam mit ihrem Mann wieder in den Süden Deutschlands und leitete zuletzt das Referat Lehre und Qualitätsmanagement an der Fachhochschule in Konstanz. Seit Januar dieses Jahres koordiniert sie die Digitalisierungsprojekte und das zentrale Lernmanagement in der Aus- und Weiterbildung bei der Handwerkskammer Konstanz. Ziel ist, das Lehr- und Lernangebot attraktiv und zeitgemäß zu gestalten.

Den Wechsel aus der akademischen hin zur handwerklichen Lehre empfindet sie als große Bereicherung. »Handwerk ist praktisch, lösungsorientiert und unmittelbar nützlich«, sagt Maria Kreiner. »Dennoch funktioniert im Handwerk nichts ohne Theorie. Denn auch das Handwerk ist angewandte Wissenschaft.« Blended Learning, also die Kombination von Online- und Präsenzanteilen im Unterricht, eigne sich hervorragend für diese Verbindung. »Die Theorie bilden wir mit unseren Lehrvideos optimal ab. Praktisch ausprobieren können sich die Auszubildenden dann im Präsenzunterricht vor Ort an unseren Bildungsakademien.«

Neben dem Projekt »Berufsausbildung 4.0« leitet Maria Kreiner ein weiteres Digital-Projekt, das vom Land gefördert wird. Hier unterstützt sie den Einsatz von Lehrvideos im Unterricht nach einem standardisierten didaktischen Aufbau. So können Lehrmeister beliebige Sachverhalte oder Abläufe in schnell produzierten, didaktisch wertvollen Videos zum eigenen Unterrichtsgebrauch für ihre Auszubildenden festhalten. Durch solche digitalen Lehrinhalte könne der Präsenzunterricht eher als individuelles Coaching genutzt werden, sagt Maria Kreiner. »Mein Ziel ist es, dass diese Lehrmeister-Videos ganz selbstverständlich im Unterricht eingesetzt und als Teil des didaktischen Repertoires begriffen werden – genau wie Power-Point-Präsentationen«, so Kreiner. »Denn nachhaltige Digitalisierung funktioniert nicht als Add-on, wir müssen sie integrativ denken und umsetzen.«

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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