Landrat schreibt Brief an den Sozialminister / Rückendeckung von den Bürgermeistern
Landkreis sieht sich bei Impfstoffvergabe im Hintertreffen

Kreisimpfzentrum | Foto: Das Kreisimpfzentrum kann erst jetzt hochgefahren, werden, durch verstärkte Lieferungen den Impfstoffs AstraZeneca. Der Landkreis liegt weit unter der Impfquote des des Landes. swb-Bild: of
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Kreis Konstanz. Mit 4,6 Prozent gab Gesundheitsminister Jens Spahn am Freitag die Quote bei den Erstimpfungen in Deutschland an. Es gibt freilich große regionale Unterschiede. Das Land Baden-Württemberg gibt seine Quote mit 4,2 Prozent an, im Landkreis Konstanz kommt man mit den Impfungen durch das Kreisimpfzentrum und die mobilen Impftrupps der Impfzentrum Freiburg und des Landkreises mit Stand Freitag gerade mal auf 2,01 Prozent. "Wir wissen natürlich nicht, wie stark sich hier Impftourismus auswirkt, das viele Impfwillige inzwischen nach Freiburg, Stuttgart oder gar Karlsruhe fahren, oder ins benachbarte Tuttlingen, wo die Anmelde-Schlangen offensichtlich nicht ganz so lang sind", sagt Landrat Zeno Danner im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. Trotzdem wird wir ihn deutlich, dass der Landkreis bei der Zuteilung am das Impfzentrum eindeutig benachteiligt wird, nachdem die Landkreise immer pauschal mit der selben Menge an Impfstoff beliefert würden, unabhängig von der Einwohnerzahl. Und nachdem im Landkreis Waldshut mit viel weniger Einwohnern letzte Woche schon kundgetan wurde, dass man in den Pflegeheimen schon durch sei und die anderen Berechtigen über 80 Jahre nun mit mobilen Impftrupps versorgt werden, schrieb der Landrat einen doch recht deutlichen Brief an Gesundheitsminister Manne Lucha. Schließlich brennt hier im Landkreis in mehrfacher Sicht die Hütte: am Freitag kletterte die Inzidenzzahl für den Landkreis durch ein doch massives Infektionsgeschehen im Raum Singen auf wieder 95 an, das ist der vorletzte Platz im Land Baden-Württemberg, der deutlichen Handlungsbedarf aufzeigt.

"Wir werden zwar bis zum 9. März mit der Erstimpfung in den Plfegeheimen des Landkreises durch sein und dann mehr auf die Impfung zum Beispiel von Bewohnern im betreuten Wohnen umschwenken können, das die Zahlen zeigen, dass wir deutlich hinterher sind und auch hinterher bleiben werden, das der Landkreis Konstanz zudem noch einer der Spitzenreiter bei den über 80-Jährigen im Land ist, und auch das nicht berücksichtigt wurde", zeigt sich Zeno Danner sichtlich unzufrieden. Eine Antwort gab es aus dem Ministerium bislang aber noch nicht.

Auch Bürgermeister kritisierten die Benachteiligung scharf

Rückendeckung bekommt der Landrat nach der Dienstbesprechung am Freitag nun auch von den Bürgermeistern im Landkreis. "Es kann nicht sein, dass einige Landkreise wegen einer überproportionalen Zuteilung von Impfdosen weit schneller vorankommen als andere. Der Gemeindetag Kreisverband Konstanz hat auch die klare Erwartungshaltung an die Landtagsabgeordneten des Landkreises Dorothea Wehinger, Nese Erikli und Jürgen Keck, sich der Initiative von Landrat Zeno Danner anzuschließen. Vor allem die Landtagsabgeordneten der Regierungsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen könnten ihre politischen Kontakte zum Gesundheitsminister Manne Lucha wahrnehmen.

Der Vorsitzende des Gemeindetages im Landkreis, Bürgermeister Johannes Moser aus Engen, kritisiert zudem eine Äußerung des stellvertretenden Pressesprechers des Gesundheitsministeriums, Pascal Murmann, wonach es von Seiten des Landes gewünscht sei, dass Impfwillige in benachbarten Landkreisen Termine buchen. Schon aus ökologischen Gründen ist ein solcher Impftourismus fragwürdig. Dabei buchen die Impfberechtigten nicht nur in den Nachbarlandkreisen, sondern fahren mit dem Auto mangels Alternativen gezwungenermaßen quer durchs Land bis nach Heidelberg, Karlsruhe oder Stuttgart. Das ist offensichtlich in der Pressestelle des Gesundheitsministeriums noch nicht angekommen. Der Impfstoff wird im Landkreis benötigt. Zudem haben viele Menschen der Generation 80+ nicht die Mobilität, um sich in einem anderen Landkreis impfen zu lassen.

„Wir haben Verständnis für den zunehmenden Unmut in der Bevölkerung. Die Kommunen sind aber nicht verantwortlich für das Impfdesaster“, stellt Bürgermeister Moser klar. „Wir unterstützen die Landesregierung gerne nach Kräften die Bevölkerung vor dem Virus zu schützen. So gibt es bei der Terminbuchung im Landkreis nahezu flächendeckend für die Impfberechtigten der Gruppe 1 ein entsprechendes Hilfsangebot, wenn keine Hilfe von Angehörigen, Nachbarn oder Freunden möglich ist. Die Helferkreise können allerdings nur Buchungen vornehmen, wenn genügend Impfstoff im Landkreis ankommt und das KIZ auch Termine freischalten kann.“

Zwei positive Ergebnisse bei Schnelltest-Aktion der Gemeinden

Auch haben die Landkreiskommunen diese Woche kurzfristig in Zusammenarbeit mit den örtlichen Ärzten und Apotheken ein kreisweites Schnelltestangebot für die Beschäftigten der Kinderbetreuungseinrichtungen und der Schulen eingerichtet. Die Nachfrage könnte zwar noch etwas höher sein, aber in zwei Fällen wurde bereits eine Infektion bei symptomlosen Mitarbeiter*innen festgestellt. Somit konnte schon in der ersten Woche die weitere unkontrollierte Verbreitung des Virus verhindert werden. Die Kommunen stehen auch bereit, dezentrale Schnelltestmöglichkeiten für alle Bürger*innen aufzubauen. In Radolfzell läuft schon ein erster Versuch im Landkreis. Die kommunalen Spitzenverbände stehen in Gesprächen mit der Landesregierung, ein landesweites Schnelltestkonzept zu entwickeln, welches für die Kommunen umsetzbar ist. „Sollte in nächster Zeit von Seiten des Landes die Unterstützung der Kommunen bei der Errichtung von kleineren dezentralen Impfzentren gewünscht sein, würden wir uns dem Ansinnen ebenso nicht sperren“, so Johannes Moser.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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