Demonstrationswochenende in Konstanz fiel deutlich kleiner aus als angekündigt
Kleine Rangeleien - aber wesentlich weniger "Querdenker"

Querdenken Herzen | Foto: Immer wieder wurden die Teilnehmer der "Querdenken"-Kundebungen am Sonntagnachmittag zu symbolischen Gesten aufgerufen, zum Beispiel Herzen mit den Händen zu formen. swb-Bild: of
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Konstanz. Das Wochenende stand in Konstanz ganz im Zeichen verschiedener politischer Kundgebungen. Insgesamt waren für die beiden Tage 29 Versammlungen und Demonstrationen angemeldet, die meisten davon sollten sich gegen mehrere geplante Kundgebungen und Umzüge der Organisation "Querdenken" richten, die dafür bundesweit eingeladen hatte. Die Teilnehmerzahlen blieben allerdings hinter den Erwartungen zurück. Die Polizei war mit sehr vielen Einsatzkräften im ganzen Stadtgebiet präsent. Die Versammlungen und Demonstrationen verliefen aus sich der Polizei weitgehend friedlich.

Auch am zweiten Tag des Demo-Wochenendes konnte die Polizei keine schweren Verstöße oder außergewöhnliche Vorfälle melden. Allerdings seien die Abstände der Besucher vor allem in der Hafenstraße aufgrund des hohen Personenaufkommens nicht immer eingehalten worden - die allerwenigsten trugen dabei eine Maske. Bei den Versammlungen "Coronoia 2020", die in der Hafenstraße im Bereich "Klein Venedig" ab 9 Uhr stattfanden, nahmen nach Schätzung der Polizei und Stadt Konstanz bis zum Abend etwa 1.300 Personen teil.

Zu der Gegenveranstaltung im gleichen Bereich kamen zunächst etwa 50 Personen. Am Bodanplatz fand eine Versammlung der Bergpartei mit etwa 80 Teilnehmern statt, die gegen 12.45 Uhr in einen Demonstrationszug überging und mit etwa 400 Teilnehmern die Strecke Bodanstraße, Obere Laube, Rheinsteig, Konzilstraße zum Bahnhofsplatz zurücklegte. Ein Demonstrationszug der Querdenker, der eigentlich um 14 Uhr an der Maria-Hilf-Kirche in Konstanz starten hätte sollen, wurde vom Anmelder auf dem Weg durch den Stadtgarten vor der Rheinbrücke abgesagt. Eine Versammlung an der Marktstätte um 13 Uhr fand nicht statt.

In der Hafenstraße wurde es am Nachmittag öfter recht eng. Hier flanierten Touristen und Menschen, die zu den Demonstrationen gingen und von Klein Venedig kamen. In diesem Abschnitt sprach die Polizei die Besucher an und bat sie, die Abstände einzuhalten oder besser noch Masken zu tragen. Kurz vor 15 Uhr kam es zu einem Zwischenfall an dem dortigen Vergnügungsplatz. Mehrere Personen der Antifa mit Transparenten kamen auf eine Polizeiabsperrung zu, die zur Regelung des Fußgängerverkehrs eingerichtet worden war, weit zeitgleich der Rückstrom des Querdenker zurück nach Klein Venedig über die Bühne ging. Als eine Personen die Absperrung durchbrechen wollten, mussten die Beamten von ihren Reizstoffsprühgeräten Gebrauch machen, informierten sie am Abend. Nach derzeitigen Erkenntnissen habe es jedoch keine Verletzten gegeben, Zudem habe es kleinere weitere Störungen durch Teilnehmer der Antifa gegeben.

Die Querdenker nutzen ihre Bühne in klein Venedig, um ihre Position deutlich zu machen. Gerry Mayr, der dort immer wieder moderierte, befand die Versammlung als historischen Ereignis und wichtiges Zeichen "für die Liebe", denn für ihn müsse es ganz einfach wieder möglich sein, sich einfach zu umarmen. Auf den Vordenker der Querdenker, Michael Ballweg, musste freilich lange gewartet werden. Erst mit Einbruch der Dunkelheit kam in der der von 16 bis 22 Uhr angesetzten Kundgebung auf die Bühne um seinen Standpunkt, dass es "keine Pandemie" gebe, die die Einschränkung der Grundrechte rechtfertige. Zu dem Zeitpunkt hatte sich das Publikum schon erheblich dezimiert.

Schon zum Start der Kundgebung gab es Verwirrung um einen pyrotechnischen Gegenstand, der in Richtung Bühne geworfen wurde und der diese kurz einnebelte. Querdenker-Anwalt Markus Haintz hatte zuvor gefordert, dass eine beim Gelände fliegende Drohne der Polizei unverzüglich abziehen solle. Ein von Schweizer Seite für den Abschluss geplantes Feuerwerk auf dem See wurde von der dortigen Polizei untersagt.

Oberbürgermeister Uli Burchardt stellt zum Verlauf des Demonstrations-Wochenendes fest: "Wichtig war, dass wir von Beginn an unsere Auflagen an die verschiedenen Gruppierungen klar und transparent kommuniziert haben. Es war gut, dass alle die Möglichkeit hatten, für ihre Anliegen zu demonstrieren. Konstanz und die Bodenseeregion sind aber keine Plattform für die Querdenker-Bewegung. Im Gegenteil: Hier gibt es ein breites bürgerschaftliches Bündnis, das sich für Verantwortung in der Corona-Krise und Solidarität einsetzt. Und das auch klar Kante zeigt gegen rechtsextreme Bewegungen und Antisemitismus. Unsere Stadtgesellschaft hat an diesem Wochenende gezeigt: Konstanz ist eine bunte, liberale und friedliche Stadt."

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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