Erster "Runder Tisch" im Kultusministerium mit neuem Kita-Landeselternbeirat
Keine Politik ohne Eltern und Kinder mit am Tisch

Elternprotest | Foto: Noch vor zwei Wochen wurde in Singen in einer Aktion von Eltern und Kindern die Bildung im Land angesichts der Umgangs mit dem Corona-Lock Down zu Grabe getragen. Jetzt sind Elternvertreter auch aus dem Landkreis mit im Boot, um die "Auferstehung" mit zu
  • Elternprotest
  • Foto: Noch vor zwei Wochen wurde in Singen in einer Aktion von Eltern und Kindern die Bildung im Land angesichts der Umgangs mit dem Corona-Lock Down zu Grabe getragen. Jetzt sind Elternvertreter auch aus dem Landkreis mit im Boot, um die "Auferstehung" mit zu
  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Kreis Konstanz/ Stuttgart. Nach der Ankündigung von Kultusministerin Eisenmann, die Kinderbetreuungseinrichtungen „Ende Juni“ für alle Kinder zu öffnen, gab es von Trägern, Politikern und auch von Eltern viele kritische Rückmeldungen. Diese richteten sich sowohl gegen die „Ankündigungspolitik per Presseerklärung“ als auch gegen das Fehlen detaillierter Konzepte für die Umsetzung. Eine Reaktion darauf war schließlich die Gründung eines Landeselternbeirats für Kindertagesstätten, der nach den Elternprotesten nun bereits zwei Wochen nach seiner Konstitution bereits als Ansprechpartner wahrgenommen wird.

Auf die Forderung nach Beteiligung der Betroffenen hat das Kultusministerium nun am 4. Juni einen runden Tisch veranstaltet, um die Kitaöffnung vorzubereiten und die Forderungen und Anregungen der Träger, Kommunen, Eltern und Gewerkschaften aufzunehmen. Erstmals wurden in diesem Rahmen auch Vertreter der Eltern gehört. Der neue Landeselternbeirat vertrat beim runden Tisch die Interessen der Kinder und die Forderungen und Bedürfnisse der Familien. Der runde Tisch war eine der zentralen Forderungen des Landeselternbeirats bei seiner Gründung gewesen.

In der Vergangenheit waren die Elternvertreter mit der Kommunikation des Kultusministeriums unzufrieden. Zu schnell wurden zu große Erwartungen geweckt. Dass das Kultusministerium nun einen anderen Weg wählt, wurde von allen anwesenden Vertretern ausdrücklich unterstützt. Ebenso deutlich wurde die erstmalige Teilnahme von Vertretern der Kinder und Eltern begrüßt.

Die Vertreter des Landes haben neben dem aktuellen Stand zur Corona-Lage und Erkenntnissen zur Rolle von Kindern bei Infektion und Ausbreitung einen ersten Rahmen für die angekündigte Öffnung zum 1. Juli zur Diskussion gestellt. Dieser wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr offen und aus vielen Perspektiven besprochen, ergänzt und detailliert. Jeder Teilnehmende konnte seine Ideen und Wünsche aber auch Bedenken einbringen. "Diese Vorgehensweise war sehr konstruktiv", vermerkten Susanne Pantel aus Radolfzell und Annika Klotz aus Singen, die beide den Landeselternbeirat mit inittierten in ihrem Medienbericht.

Aus den Rückmeldungen wird das Kultusministerium nun den detaillierten Rahmen für die Kitaöffnung erarbeiten. Dieser wird mit den Beteiligten weiter abgestimmt. Das sei ein deutlich besserer Prozess als bisher, wird nun konstatiert. Wichtig war den Elternvertretern eine offene und ehrliche Kommunikation zur Kitaöffnung. „Wir wollen keine Wahlkampfkommunikation sondern eine verlässliche Information, womit Eltern und Kinder rechnen können - und was noch nicht möglich ist“, so der Landeselternbeirat.
In den Diskussionen und Beiträgen der Teilnehmer wurde klar, dass der Weg zu einem Regelbetrieb, wie Kinder ihn aus der Zeit vor der Corona-Krise kennen, noch lang sein wird. In den Einrichtungen fehlen Fachkräfte und ein größerer Anteil der vorhandenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehört zu den bekannten Risikogruppen. Deshalb muss die Landesregierung mit dem neuen Rechtsrahmen Lösungen ermöglichen, um vor Ort in den Einrichtungen möglichst viele Kinder aufnehmen zu können. Auch Neuaufnahmen und Eingewöhnungen muss der Rechtsrahmen ermöglichen, damit Familien eine kalkulierbare Perspektive für ihre Berufsplanung haben, ist der Standpunkt der ElternvertreterInnen.

Klar sei aber auch, dass es für Änderungen bei Personalschlüsseln und Gruppengrößen ein verbindliches Ausstiegsszenario geben müsse. Die Corona-Krise dürfe nicht die Hintertür für Verschlechterungen bei der Bildungsqualität und den Arbeitsbedingungen für Fachkräfte werden. Deshalb müssten Träger, Kommunen, Gewerkschaften und Landesregierung die Bedingungen schaffen, um pädagogisch qualifiziertes Personal aus anderen Berufsgruppen für die Kitas zu gewinnen.

Die vorliegenden Informationen zur Rolle von Kindern bei der Ausbreitung des Corona-Virus legen nahe, dass die Öffnung der Kitas kein besonderes Risiko für Kinder darstellt. Die Fachkräfte müssen jedoch unter verantwortungsvollen Bedingungen arbeiten können. Die Elternvertreter fordern deshalb, die Erkenntnisse und insbesondere die Corona-Kinderstudie der baden-württembergischen Universitätsklinika Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm in einfacher und verständlicher Sprache zu veröffentlichen, damit Eltern und Fachkräfte das Risiko selbst bewerten und eine verantwortungsvolle Entscheidung treffen können.

Der Landeselternbeirat hat die Positionen der Eltern am runden Tisch deutlich vertreten. Mit dem Kultusministerium bauen die Elternvertreter jetzt die weitere Arbeitsebene auf. „Wir sind als Landeselternbeirat gekommen, um zu bleiben. Heute war ein guter Anfang. Unser Gründungsleitsatz - keine Politik ohne Kinder und Familien mit am Tisch - ist heute aufgegangen“, so die erste Bilanz.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

9 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.