Beeindruckende Inszenierung des scharfen Böll Klassikers am Theater Konstanz
Katharina Blum mal Vier
Konstanz. Das Stück "Katharina Blum" hat es fürwahr nicht leicht gehabt, 1974 schon bei der Erstaufführung, als der frisch gekürte Literatur-Nobelpreisträger hier ein Exempel statuierte, was die Sensationsgier eines Boulevardmediums aus einem Menschen machen kann, und auch jetzt nicht in der neuen Inszenierung von Franziska Autzen auf der schwarzen Bühne, das durch die ganzen Lockdowns zwei Jahre brauchte, um erstmals auf der Bühne hier endlich aufgeführt werden konnte, was nun auch mehrmals wegen Verletzung und danach noch Erkrankung verschoben werden musste. Doch das Warten hat sich gelohnt.
Der Regisseurin und den Schauspielern Hanna Eichel, Sebastian Haase, Johanna Link und Ioachim Zarculea ist es in einer hochdramatischen Fassung gelungen, das Stück in unsere Zeit zu holen, in der zwar Stigmen wie "Ehescheidung" oder "Herrenbesuch" wohl weniger stark wiegen, dafür die "Zeitung", wie Böll das größte deutsche Boulevardblatt in seinem Stück immer titulierte, inzwischen durch soziale Medien hundertfach multipliziert werden, die genauso menschliches Seit zerstören können. Und das ohne Katharina Blum und ihre "verlorene Ehre" überhaupt als Person auf der Bühne zu haben, oder - im Umkehrschluss -gleich vierfacht. Denn ihre Rolle wechselt in diesem Stück auf der Schwarzen Bühne mit seinem riesigen Schwarzen Loch ständig den Spieler und die Spielerin, war zuvor noch die Frau wer, der die Polizei auf der Suche nach einem angeblichen Terroristen hinterher war, war plötzlich Ankläger oder gar eben journalistischer SchnüfflerIn auf der Suche nach der Schlagzeile, auf die die LeserInnen gierig warten.
- Presseinfo
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare