Holländer und Vormstein in Konstanz
Interferenzen über die Bedeutung von Kunst um realen Raum

Ein "Gelege" von Matthias Holländer von 2016. Das ist keine Fotografie! | Foto: Credit: Kunstverein Konstanz/ Matthias Holländer
  • Ein "Gelege" von Matthias Holländer von 2016. Das ist keine Fotografie!
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Konstanz. Vergänglichkeit, Auflösung, Fragmentierung - die Konstanzer Künstler Matthias Holländer und Gabriel Vormstein verbildlichen diese Themen in Malerei, Grafik, Fotografie und Installation auf unterschiedliche Weise und treten in einen spannungsreichen Dialog, in dem sich Vernetzungen ihrer künstlerischen Positionen und deren Gegensätzlichkeit zugleich entdecken lassen. Ihre Ausstellung in den Räumen des Kunstverein Konstanz wird am Freitag, 1. März, 19 Uhr durch den Vorsitzenden des Kunstverein Konstanz, Michael Günther. Die Einführung kommt von Christoph Bauer vom Kunstmuseum Singen.

Die Arbeit beider Künstler geht aus von Bildern und Materialien, die Spuren des Gebrauchs oder Verfalls aufweisen. Indem sie die Materialität gebrauchter Dinge hinterfragen, bringen beide Künstler Reflexionsprozesse in Gang, in denen geschichtliche, zeitlich-räumliche oder psychologische Formen von Vergangenheit verarbeitet werden.

Für Matthias Holländer sind es dialogische Begegnungen von Architekturen und Natur, die Unterschiedlichkeit etwa der Oberflächenstrukturen von Konsumartikeln und Naturprodukten, die zu Bildanlässen seiner Malerei und Fotografie werden. Detailgenau verbildlicht der Künstler, wie Glasscheiben, Verpackungen, Plastiknetze Naturprodukte schützen, präsentieren, konservieren oder verhüllen. Indem die Schichtungen der unterschiedlichen Materialien malerisch transparent aufeinanderfolgen, wird ihre Geschichte, der Prozess von Zeitlichkeit sichtbar.

Dies wirft Fragen auf, wie sich in diesem Aufeinandertreffen von Mensch und Natur ein begonnenes Vergehen der Dinge, ihre bereits sichtbare, fortschreitende Auflösung weiter gestalten wird.

Gabriel Vormsteins malerische Motive weisen in die Welt vergänglicher Flora und Fauna: Tiere, deren Lebensraum schwindet oder Blumen, die blühen und verwelken. Zugleich greift Vormstein aber auch, verknüpft mit seiner persönlichen Biografie, kunsthistorisch bekannte Motive auf. Vormsteins Entschluss, Künstler zu werden, war wesentlich geprägt durch seine Begegnung mit dem Werk Egon Schieles, die zurückreicht in seine Konstanzer Schulzeit.

Vormstein arbeitet Schieles figurative Vorlagen mit einem subtilen Verweis auf Vergänglichkeit ein: sein Malgrund ist Zeitungspapier, das Informationsraster der Zeitung verschmilzt mit der gemalten Aquarellschicht und durch die teilweise transparent getrockneten Stellen erscheinen vormals tagesaktuelle, mediale Informationen ebenso fragmentarisch wie die darüber geschichteten menschlichen Figuren.

So sehr sich die künstlerischen Zugangsweisen beider Künstler unterscheiden, einig sind sie sich in Grundfragen: welche Bedeutung hat Kunst im realen Raum, wie wird die Virtualität von Bildräumen verarbeitet? In ihrer gemeinsamen Thematik der Auflösung und
Fragmentierung, die das Flüchtig-Ephemere eines Bildsujets herausarbeitet, entstehen Bilder, die sich im realen Raum behaupten und in ihrer physischen und atmosphärischen Präsenz mit dem betrachtenden Gegenüber kommunizieren.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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