Kinder- und Jugendbuchtage im Landkreis
Interaktiv die Leseneugier wecken
Singen/Landkreis Konstanz. Endlich können die Kinder- und Jugendbuchtage an den Schulen im Landkreis wieder ohne Auflagen durchgeführt werden! Insgesamt 69 Lesungen von elf AutorInnen sind Kern der regionalen Leseförderaktion vom 14. bis 18. November, welche bereits zum 44. Mal von den Bibliotheken der Region durchgeführt werden.
An unterschiedlichen Schulen werden Lesungen von der ersten bis zur neunten Klasse stattfinden. Am Montag der letzten Woche stellten die OrganisatorInnen Friederike Gerland, Petra Petersen und Christina Thürmer zusammen, mit weiteren Teilnehmenden in der Stadtbücherei Singen die AutorInnen und ihre Bücher vor.
Diese sorgen auch bei den BibliothekarInnen selbst durch ihre Unterschiedlichkeit für Vorfreude und reichen von Silke Schellhammer, die als ausgebildete Physiotherapeutin ihre Anfänge machte, bis zum deutschlandweit bekannten Autor THiLO. Neben Büchern schreibe dieser auch für das Programm des ZDF und sei meist über 200 Tage im Jahr für Autorenlesungen unterwegs. Weiterhin erwartet werden Michaela Hanauer, die mit »Rulantica« eine Buchreihe zum gleichnamigen Wasserparadies des Europa Parks erdacht hat, sowie Uticha Marmon und Margit Ruile.
Mit 25 Lesungen steche Stockach in diesem Jahr besonders hervor, berichtet die Leiterin der dortigen Stadtbücherei Gabriele Gietz. Durch zusätzliche Mittel aus dem Förderprogramm »Neustart Kultur« sei sie so dem Ruf als »Juniorpartner« entwachsen. Mit Susanne Smajić, Manfred Theisen und Sigrid Zeevaert konnte Gietz drei weitere AutorInnen gewinnen. Das Angebot fand unter den elf teilnehmenden Schulen schnell Gefallen, sodass alle Termine in Kürze vergeben waren.
Auch die Konstanzer Stadtbibliothek berichtet von einer extrem hohen Nachfrage: Ende Mai seien die Aktionstage beworben worden, bereits Anfang Juni standen die Termine dann fest. Insgesamt acht Lesungen finden an den Schulen statt, unter anderem mit Tobias Elsäßer und der regional bekannten Autorin Anke Klaaßen (»Das Nebelmännle vom Bodensee«). Für Schulen, die keinen Termin bekommen, biete man eine Art »Escape Room Abenteuer zum Ausdrucken« an, so der Vertreter der Stadtbibliothek Marcus Bäßler.
In Radolfzell werden, unterstützt von der Messmer-Stiftung, für die 8. Klassen neun Lesungen durch den queeren Autor Christian Handel organisiert. Seine Romane beschäftigen sich mit den Möglichkeiten der näheren Zukunft, Bibliotheksleiterin Petra Wucherer hofft auf gutes Diskussionsmaterial für das »spannende« jugendliche Publikum. Für die vierten Klassen gibt es in Steißlingen eine Lesung von Uticha Marmon, berichtet Gabriele Wingbermühle aus der dortigen Katholischen Öffentlichen Bücherei. Von der Gemeindebücherei Rielasingen-Worblingen werden zwei Lesungen an einer der drei Grundschulen organisiert, die jährlich im Wechsel zum Zug kommen. Die Zusammenarbeit mit den Singener Bibliotheken freut Bibliothekarin Sabine Baum besonders: »Dafür, dass wir so klein sind, können wir durch euch so tolle Autoren an Land ziehen.«
Für die Lesung des Kinderhaus Langenrain im Südstadttreff erwartet Judith Racke, Mitarbeiterin beim Kinderschutzbund, eine zusätzliche Herausforderung durch ein breites Altersspektrum zwischen 6 und 14 Jahre und einem besonderen Bedarf bei der Lernförderung. Erst kürzlich hatte Oberbürgermeister Bernd Häusler hier als erster Vorleser den Start des großen interaktiven Leseförderprogrammes gemacht, auch mit dem beliebten Autor THiLO erwartet man sich einen guten Verlauf. Wie wichtig die Aktion ist, werde durch den aktuellen Bildungsbericht deutlich, so die OrganisatorInnen aus Singen. Demnach weise dieser auch bei der Lesefähigkeit der Kinder und Jugendlichen auf deutliche Schwächen hin, neben den Lockdowns hinterlasse hier auch der ständige Medienkonsum seine Spuren. Das Vorlesen schaffe hier einen wichtigen Ausgleich, insbesondere wenn dies nicht digital und »positiv untermalt« geschehe - wer wäre dazu besser in der Lage, als die AutorInnen selbst? Dass die Kinder im Anschluss Fragen zum Buch und dem Beruf als AutorIn stellen können, fördere ebenfalls die Begeisterung am Lesen.
Wie wichtig die Lesungen auch für die SchriftstellerInnen selbst ist, macht THiLO im Gespräch auf der Frankfurter Buchmesse klar: »Die Kinder wollen ja nicht lesen, was ihnen ein alter Mann vorgibt. So bin ich mit ihnen im Kontakt und bleibe dran, wie sie ticken. Nach den letzten zwei Jahren merkt man, dass die Kinder sich darauf freuen, dass wieder was los ist.«
Schon seit Beginn des Projekts können die Stadtbibliotheken laut eigener Aussage auf die sichere und gleichbleibende Unterstützung der Stadt Singen bauen. Auch zu den Corona-Hochzeiten wurde zusammen umgesetzt was möglich war, eine willkommene Abwechslung für die beteiligten Schulen. Im Herbst 2023 trage man zudem gemeinsam die Baden-Württembergischen Kinder- und Jugendliteraturtage aus, die ersten Programmpunkte stehen bereits fest.
Weitere Informationen sind zu finden unter www.bibliotheken-singen.de
oder telefonisch unter der 07731 85292
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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