Utopien für das "Berlin in 50 Jahren" entworfen / Preisverleihung verschoben
HTWG-StudentInnen unter den GewinnerInnen des Schinkelpreises
Konstanz. Die Gewinner des diesjährigen AIV-Schinkel-Wettbewerb 2020 stehen fest: Acht Utopien junger Planer wurden für das „Berlin in 50 Jahren“ ausgezeichnet. Unter den Preisträgern sind vier Architektur-Studierende der HTWG Konstanz.
Die 92 eingereichten Arbeiten junger Planerinnen und Planer zeigen Utopien für Berlin im Jahr 2070. Der Schinkel-Wettbewerb ist der traditionsreiche Förderwettbewerb für Nachwuchsplaner des Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (AIV) und fand 2020 bereits zum 165. Mal statt. Aufgabe des diesjährigen Wettbewerbs war es, auf dem Siedlungsstrahl Berlin – Karow – Buch – Panketal – Bernau an Entwürfen für ausgewählte Orte aufzuzeigen, wie sich die absehbaren Veränderungen von Umwelt und Gesellschaft stadträumlich, landschaftlich und baulich darstellen und auf die zukünftige Gestaltung von Stadt- und Landschaftsräumen auswirken werden. Das Thema war in die Fachsparten Architektur, Städtebau, Landschaftsarchitektur und Freie Kunst unterteilt.
„Dieses Jahr blicken wir nicht nur auf 100 Jahre Groß-Berlin zurück, sondern schauen in die Zukunft, um Szenarien zu entwickeln, die aufzeigen, welche Weichen wir schon heute für die Zukunft der Metropolregion Berlin-Brandenburg stellen müssen“, sagt Eva Krapf, Vorsitzende des AIV-Schinkel-Ausschusses. „Bei den eingereichten Arbeiten haben wir dieses Jahr ein insgesamt qualitativ höheres Niveau verzeichnet, da auch die Aufgabenstellung sehr anspruchsvoll war“, so Krapf weiter. Die preisgekrönten Arbeiten zeigten große Zuversicht, die Aufgaben der Zukunft in Angriff zu nehmen, aber auch den Mut, Außergewöhnliches zu wagen. Junge Architekten und Städteplaner wurden ausdrücklich dazu aufgefordert, visionär zu sein und frei von Sachzwängen zu planen.
Die Preisträger der HTWG Konstanz Rebecca Bader, Michelle Kaszas, Michael Maier, Luisa Wetzel erhielten einen Sonderpreis in der Fachsparten Städtebau für ihre Arbeit „Ber l inie“. Betreut wurden sie von Prof. Leonhard Schenk, Gastkritiker war der Architekt Christian Müller.
Die Jury bewertet die Arbeit wie folgt: „Aus dem Entwicklungsstrang Berlin-Bernau mit seiner punktuellen Verdichtung an den S-Bahnhöfen wird eine starke Linie. Dazu schlagen die Verfasser vor, die S-Bahn durch ein schnelleres Verkehrssystem im Untergrund zu ersetzen und auf dem frei gewordenen Streifen ein durchgehendes Band mit Hochhäusern zu einem verdichteten Streifen zu entwickeln. Durch das Tieferlegen des Hauptverkehrssystems entstehen diverse neue Möglichkeiten. Neue Funktionen (Arbeiten und Freizeit) können ebenso implantiert werden wie neue Stadträume, Grünverbindungen und flankierende Fahrradwege. Im Gebiet von Zepernick schlagen die Verfasser flankierende Maßnahmen wie partielle Nachverdichtung der Wohnstrukturen, Ergänzung durch einen Bildungscampus sowie eine Weiterentwicklung der bestehenden Grünräume vor. Die „Ber|inie“ setzt ein starkes Zeichen und liefert einen spannenden Beitrag zur Diskussion um die zukünftige städtebauliche Entwicklung entlang der S-Bahn-Achsen. Durch das mutige Neudenken der Infrastruktur entstehen erstaunliche städtebauliche Möglichkeiten. Gleichzeitig ist in großen Teilen die Bewahrung der ortstypischen kleinteiligen Strukturen möglich. Die bewusste Integration von neuen Arbeitsorten überwindet den Charakter des Vorortes und liefert einen interessanten Beitrag zur Neudefinition von Wohnen und Arbeiten in diesem Raum.“ (Tom Hobusch, Mitglied der Jury)
In der Kategorie „Freie Kunst“ erhielt die Arbeit von Jeronimo Andura ein einstimmiges Votum des Preisgerichts als Empfehlung für den Sonderpreis der Hans und Charlotte Krull Stiftung. Der gebürtige Konstanzer, der an der HTWG Konstanz studiert hat und Lehrbeauftragter im Fach „Darstellen und Gestalten“ war, hat die Arbeit in der Kunstwerkstatt von Prof. Katrin Günther geschaffen. Auszug aus der Beurteilung der Jury: „Ausgangspunkt des Bildes ist der Gedanke der sich auflösenden Welt und der zerfallenden Grenzen. Überzeugt hat die Jury hierbei die qualitativ ausgesprochen hochwertige zeichnerische Umsetzung und der gelungene Versuch, die Vielfältigkeit einer möglichen Zukunft in all ihrem denkbaren Facettenreichtum darzustellen. Anders als alle anderen eingereichten Arbeiten konzentriert sich die der Künstler/die Künstlerin auf die reine Visualisierung einer Vision, die nicht verbindlich aber ausschließlich aus sich selbst heraus erklärbar ist. ...“ (Richard Rabensaat, Mitglied der Jury)
Aufgrund der Corona-Krise konnte die Preisverleihung nicht wie geplant stattfinden. Diese wird jedoch – wie auch das Schinkel-Fest und die damit verbundene Ausstellung - auf einen späteren Zeitpunkt in diesem Jahr verschoben.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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