1,6 Millionen Euro bei Förderprogramm von Bund und Ländern zugesprochen bekommen
HTWG Konstanz kann kräftig in Personalgewinnung investieren
Konstanz. Die Hochschule Konstanz hat knapp 1,6 Millionen Euro für die Gewinnung von Professorinnen und Professoren eingewoben, wie sie nun bekannt gab.
Bund und Länder fördern im Rahmen ihres gemeinsamen Programms „FH-Personal“ die Gewinnung und Qualifizierung professoralen Personals an Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW). Als eine von 64 Hochschulen bundesweit konnte die HTWG Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung mit ihrem Konzept überzeugen.
Die Anforderungen für die Besetzung einer Professur an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) wie der HTWG sind hoch. Voraussetzung ist eine Doppelqualifizierung: eine wissenschaftliche Karriere sowie eine umfassende, mindestens fünfjährige Praxiserfahrung. Darüber hinaus erwartet die HTWG didaktische Kompetenzen sowie die Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs. Die HTWG gehört mit ihrem interdisziplinären Profil, dem attraktiven Standort direkt am Bodensee, den familienfreundlichen Arbeitsbedingungen und der internationalen Ausrichtung zu den sehr attraktiven Hochschulen Deutschlands. Dennoch steht sie bei der Besetzung von Professuren insbesondere in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern in Konkurrenz zu anderen Arbeitgebern der Region. Gerade die Nähe der Hochschule zur Schweiz ist Fluch und Segen zugleich – vor allem die Tarifstrukturen der Hochschule konkurrieren hier mit dem hohen Gehaltsniveau Schweizer Unternehmen und Forschungseinrichtungen.
Mit einem umfassenden Konzept für die Rekrutierung und Bindung hochqualifizierten Personals für Lehre und Forschung konnte die HTWG Expertinnen und Experten der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) von Bund und Ländern überzeugen. Die GWK hat für den Zeitraum von 2021 bis 2027 knapp 1,6 Millionen Euro für das Projekt „PROSPER“ zur Gewinnung und Qualifizierung professoralen Personals bewilligt. „Mit Hilfe der Förderung können wir die Attraktivität einer Professur an der HTWG für hoch qualifiziertes Personal noch besser sichtbar machen“, sagt HTWG-Präsidentin Prof. Dr. Sabine Rein. Zwischen 2021 und 2026 sind an der HTWG voraussichtlich 21 Professuren neu zu besetzen.
Das Konzept zur Gewinnung geeigneter Personen sieht verschiedene Maßnahmen nach außen wie auch innerhalb der Hochschule vor, um aus den am besten geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten auswählen zu können. Unter anderem sind eine Professionalisierung der aktiven Rekrutierung von professoralem Personal sowie die Vergrößerung des Nachwuchspools möglicher Kandidatinnen und Kandidaten geplant, der im Übrigen auch anderen Hochschulen für angewandte Wissenschaften zugutekommt. Die kurz- bis langfristigen Maßnahmen sind sowohl auf die wissenschaftliche und pädagogische Qualifizierung als auch auf die einschlägige Praxiserfahrung ausgerichtet. So sollen Personen Möglichkeiten der Qualifizierung aufgezeigt werden, die grundsätzlich zwar an einer Professur interessiert sind, denen jedoch entweder ausreichend Praxiserfahrung oder die Promotion fehlt. „Zum Beispiel könnten die geforderten Qualifizierungselemente zusammen mit Partnern aus der Wirtschaft oder an der Hochschule selbst erworben werden“, erläutert Prof. Dr. Hanno Langweg, der als Direktor des Kooperativen Promotionskollegs die Antragstellung initiiert und geleitet hat.
Neben der aktiven Rekrutierung will die Hochschule die Rahmenbedingungen für den Arbeitsalltag von neuberufenen Professorinnen und Professoren verbessern. Der Start auf einer Professur ist mit besonderen Herausforderungen verbunden: Lehrveranstaltungen müssen grundlegend neu angelegt werden und auch die Einarbeitung in die akademische Selbstverwaltung ist aufwändig. Gleichzeitig sollen Kontakte zu kooperierenden Unternehmen und Institutionen geknüpft und ausgebaut werden. Es ist geplant, zwei Plätze in einer Kindertagesstätte zu reservieren, um Professorinnen und Professoren mit Kindern, die noch nicht schulpflichtig sind, zu entlasten. Darüber hinaus ist zum Start eine Reduktion der an HAW traditionell hohen Lehrtätigkeit denkbar. Weitere Unterstützungsangebote für Neuberufene sollen in der Drittmittelakquise geschaffen werden.
Zur langfristigen Nachwuchsförderung zählen Maßnahmen, die sich an Absolventinnen und Absolventen von Master-Studiengängen an HAW richten, die Interesse an einer Professur haben. Sie könnten schon während ihrer Promotion in die Lehre eingebunden werden, was bisher an HAW nicht üblich ist. Das kooperative Promotionskolleg der HTWG soll die Doktorandinnen und Doktoranden über entsprechende Angebote zur didaktischen Weiterbildung informieren.
Die Vorsitzende der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK), Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung, erklärte anlässlich der Förderzusage: „Fachhochschulen/HAW verbinden Wissenschaft und Anwendung. Diese Aufgabe ist in dem Transformationsprozess, in dem wir uns befinden, von höchster Wichtigkeit. Deshalb benötigen sie hochqualifiziertes professorales Personal mit Erfahrung in Wissenschaft und Praxis.“ Das Bund-Länder-Programm hat insgesamt einen Mittelumfang von 431,5 Millionen Euro und läuft bis zum Jahr 2028.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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