Spielzeit 24/25 in Konstanz schon vorgestellt
"Hoffnung - Radikal" als Ansage zur Zeit

Im Bild von links Dramaturgin Carola von Gradulewski, Gabriel Venzago (Chefdirigent der Philharmonie), Intendantin Karin Becker, Chefdramaturgin Meike Sasse und die Dramaturginnen Romana Lautner, Sabrina Toyen und Lea Seiz bei der Vorstellung von "Hoffnung Radikal" im Foyer des Theaters Konstanz. | Foto: Fiedler
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  • Im Bild von links Dramaturgin Carola von Gradulewski, Gabriel Venzago (Chefdirigent der Philharmonie), Intendantin Karin Becker, Chefdramaturgin Meike Sasse und die Dramaturginnen Romana Lautner, Sabrina Toyen und Lea Seiz bei der Vorstellung von "Hoffnung Radikal" im Foyer des Theaters Konstanz.
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Konstanz. Das kann man jedes Jahr von neuen gespannt sein, was auf dem Umschlag des Programms für die Spielzeit des Theaters Konstanz steht, denn das ist der Gefühlsbarometer des Schauspiels auf derzeit politisch sehr hoher See. Intendantin Karin Becker hatte im letzten Herbst den Untergang ihres Schiffs durch die angedrohten radikalen Kürzungen mit dem Rückhalt ihres Teams, 24-Stunden-Sessions in der Werkstatt und auch dem Protest aus dem Volk gerade noch verhindern können, und wird mit der Streichung eines kleineren Teilbudgets und einer Handvoll Stellen leben können, wenn hier nicht von Siegern gesprochen werden soll. "Hoffnung - Radikal" ist nun vorgestellte Ansage für eine spannende Spielzeit.

Immer noch Krieg

Theater, wird immer mehr zum Spagat zwischen Stücken aus der Geschichte und Stücken aus der fühlbaren Gegenwart, die in die Zukunft zeigen wollen. "Es ist leider noch Krieg in Europa. Zu viele Kriege auf dieser Welt. Für die vielen Opfer der Kriege, von Gewalt, Diskriminierung gibt es keine Denkmäler, keine Briefmarken und keine Straßen werden nach ihnen benannt", bemerkt Intendantin Karin Becker in ihrem Vorwort fürs Programm, das bereits im März zu Papier gebracht wurde.

Sie stellt allen die Frage, was die Gesellschaft jetzt braucht: Solidarität, Gerechtigkeit, Offenheit für Neues und Anderes. Fürsorge, Perspektiven für die Ökologie. Und es sei an der Zeit für radikale Aufklärung und Ehrlichkeit. "Puh", möchte man sagen, das alles in eine Theatersaison packen zu wollen, ist ziemlich ambitioniert.

Zusammen mit Dramaturgin Carola von Gradulewski, Gabriel Venzago, dem Chefdirigent der Philharmonie als neuem Partner beim Freilichtspiel, Chefdramaturgin Meike Sasse und den Dramaturginnen Romana Lautner, Sabrina Toyen und Lea Seiz wurde diese "Hoffnung Radikal" Spielzeit vorgestellt, im Programmheft wird die Welt von den Schauspielern "beleuchtet" wie ein Signal für "Mehr Licht" und das Publikum darf sich auf ganz schön viele Abenteuerreisen freuen.

Vorneweg gesagt. Auf dem Münsterplatz wird im Sommer 2025 die "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht Open Air unter der Regie von Christina Rast aufgeführt, mit der Südwestdeutschen Philharmonie als musikalischem Partner. Und gespannt sind die kleineren Zuschauer und ihre Eltern natürlich auf das Familienstück zum Advent, das in diesem Jahr "Gangsta-Oma" wird, mit einem der größten Juwelendiebstähle, die ein Enkel je begehen könnte. Susi Weber, die im Theater schon den "Kleinen Horrorladen" sensationell in diesem Frühjahr umsetzte (99,05 Prozent Auslastung), wird daraus sicher ein riesiges Ereignis machen und auch Karin Becker spricht von einem absoluten Lieblingsstück, wie sie verriet. Start ist schon am 10. November.

Brandstifter

Und auch der Start in die Spielzeit verspricht bald radikale Kontraste. Kristo Šagor, der in Konstanz schon manches Ausrufezeichen setzte, wird auf der großen Bühne ziemlich passend in unsere Zeit der politischen Zündeleien am 18. Oktober "Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch inszenieren. Nur wenige Tage zuvor, am 12. Oktober, kommt "Nice" von ihm unter der Regie von Sergej Gössner auf die Bühne der Spiegelhalle im "Jungen Theater", das gerade in Berlin noch geschrieben wird und uns die Smartphones mit all ihren Zocker-Verführungen vor das Gesicht hält. 

Schicksal Jogginghose

Und schon der eigentliche Saisonstart mit "Im Menschen muss alles herrlich sein" ist programmatisch, mit einer Story, die ihre Wurzeln in der Ukraine hat und die Frage stellt, wie man nun mit dem Erbe der Mütter umgehen soll. Die nächste radikale Tour steht mit "Angabe einer Person" nach Elfriede Jelinek im Plan ab 7. Dezember, die Vorstufe gibt es gerade mit "Das Bildnis nach Motiven des Dorian Gray", ebenfalls von Regisseur Hannes Weiler zum Abschluss dieser Spielzeit zu erleben!

"Eine Jogginghose ist ja kein Schicksal" könnte man getreu dem Stück von Svealana Katuschke sagen, das am 17. Januar unter der Regie von Simone Geyer Premiere feiert. "Hoffnung Radikal" lebt von der Kraft der Zuschauer. Das neue Programm liegt inzwischen in vielen Kultureinrichtungen aus, man kann es sich papierfrei auch auf der Homepage des Theater Konstanz herunterladen.

Im Bild von links Dramaturgin Carola von Gradulewski, Gabriel Venzago (Chefdirigent der Philharmonie), Intendantin Karin Becker, Chefdramaturgin Meike Sasse und die Dramaturginnen Romana Lautner, Sabrina Toyen und Lea Seiz bei der Vorstellung von "Hoffnung Radikal" im Foyer des Theaters Konstanz. | Foto: Fiedler
Eine ganzes Jahr voller Theaterereignisse wurde bei der Medienkonferenz im Eilschritt vorgestellt. | Foto: Fiedler
Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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