Zwei weitere Objekte von Stiftung Stadtbild ausgezeichnet
Häuser, die durch die Geschichte gehen
Konstanz. Für den vorbildlichen Umgang mit der historischen Bausubstanz zeichnete die Stiftung Stadtbild die Bauherren der Neugasse 11/13 und der Salmannsweilergasse 10 aus.
Das Gebäude in der Neugasse 11 stammt aus dem Jahr 1315, das Nachbarhaus mit der Nummer 13 aus dem 16./17. Jahrhundert. Beides einfache und für die Neugasse typische Fachwerk- und Handwerkshäuser. Das Besondere an den Häusern in der Neugasse ist, dass sie auf der neuen sowie der alten Stadtmauer sitzen. Sie bilden im Inneren eine tragende Wand beziehungsweise die Rückwand. Die für diesen Häusertyp üblichen kleinteiligen Räume blieben bei der Restaurierung erhalten. Zudem wurde die Statik der historischen Baukonstruktion stabilisiert. Ebenfalls sind die historischen Oberflächen wieder sichtbar gemacht worden, die auch den beiden Ladengeschäften im Erdgeschoss einen besonderen Charakter verleihen. Die darüber liegenden Wohnräume besitzen eine ebenfalls typische Zimmerdecken aus Holz: die sogenannte „Konstanzer Bühne“. Auch Wandmalereien kamen wieder zum Vorschein. Bauherr Brütsch konnte als Handwerksmeister viele der Arbeiten in Eigenleistung durchführen. Auch außen legte er Wert darauf, die Putzoberflächen sowie deren Farbigkeit authentisch zu gestalten. Auch die Original-Fenster konnten zum Großteil erhalten werden.
Das Quartier um die Salmannsweilergasse besitzt die typische Struktur einer spätmittelalterlichen Stadterweiterung. An der Nordseite befindet sich das schmale Haus mit der Nummer 10. Das Wohnhaus mit den Namen „Zum Eggle“ oder auch „Zum Roten Trögle“ wurde um das Jahr 1336 errichtet. Der ursprüngliche dreigeschossige Fachwerkbau besaß von Anfang an eine Steinfassade. 1751 wurde es um ein Stockwerk erweitert. Die damals gängige Raumstruktur hat sich bis heute erhalten. Die für Konstanz typische Drei-Raum-Gliederung besteht aus einer Stube nach vorne, die Küche in der Mitte und die Schlafkammer nach hinten. Die Bohlenwänden und Bretter-Balken-Decke in der Stube des ersten Obergeschosses geht im Wesentlichen auf die Entstehungszeit zurück, während der Raum im Geschoss darüber mit den malerischen verzierten Putzflächen auf eine Umbauphase im Spätmittelalter zurück geht.
Ein Symbol des Dankes und der Wertschätzung
Zwischen 2014 und 2017 wurden die Gebäude in der Salmannsweilergasse behutsam instandgesetzt und an moderne Standards angepasst. Mit einem Betonkern über drei Geschosse wurde das Gebäude statisch stabilisiert ohne wesentlich in die historische Substanz einzugreifen. Dadurch entstand ein Lichthof mit begehbarem Glasdach. Hinter Verkleidungen und unter Überspachtelungen wurden historische Oberflächen aus der Erstbauphase bis ins 19. Jahrhundert wieder sichtbar gemacht: so unter anderem die dekorative Schwarzfassung der Wandbohlen, Reste steinimitierende Diamantierung aus der Frühneuzeit sowie Reste mehrerer aufeinanderliegender Malschichten aus Spätmittelalter und Frühneuzeit, die von Streublumenmuster über Schrift Bänder bis zu Heiligenfiguren reichen. Selbst Tapetenreste des 19./20. Jahrhunderts wurden gesichert. „In diesem Haus steckt ganz viel drin. Seinen Weg durch die Geschichte kann jetzt wieder nachvollzogen werden, wie auch die Veränderungen durch Anbauten, Umbauten und Aufstockungen“, sagt Frank Mienhardt, städtischer Denkmalpfleger.
„Die Stadt Konstanz versteht es als ihre Pflicht und als ihre Aufgabe, diese historischen Substanzen zu pflegen. Denn von selbst erhält sie sich nicht“, so Oberbürgermeister Uli Burchardt bei der Übergabe der Auszeichnungen, „Es ist schön, dass es in Konstanz immer wieder Bauherren gibt, die sich dieser Aufgabe stellen.“ Die Stiftung Stadtbild Konstanz hat es sich darum zur Aufgabe gemacht, Gebäude auszuwählen und zu prämieren, deren historische Substanz vorbildlich und behutsam wieder instandgesetzt wurde. Die Auszeichnung ist auch ein Dank an die Bauherren und macht die Wertschätzung mit einer Bronzeplakette sichtbar.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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