Minister Peter Hauk erlässt „Bio-Sicherheitsmaßnahmen“ und Bestallung
Gemeinsames Vorgehen gegen Vogelgrippe

Medienkonferenz am Mittwoch im Landratsamt Konstanz | Foto: Minister Peter Hauk und Landrat Frank Hämmerle unterstrichen bei der Medienkonferenz am Mittwoch im Landratsamt Konstanz, dass sie ja beide auf gemeinsame Erfahrungen bei der letzten Vogelgrippe-Epidemie im Jahr 2006 aufbauen könnten. swb-Bild: of
  • Medienkonferenz am Mittwoch im Landratsamt Konstanz
  • Foto: Minister Peter Hauk und Landrat Frank Hämmerle unterstrichen bei der Medienkonferenz am Mittwoch im Landratsamt Konstanz, dass sie ja beide auf gemeinsame Erfahrungen bei der letzten Vogelgrippe-Epidemie im Jahr 2006 aufbauen könnten. swb-Bild: of
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Konstanz (of). Auf die ersten am See nachgewiesenen Fälle der unter Geflügel hochansteckenden Vogelgrippe wird schnell reagiert. Landwirtschaftsminister Peter Hauk gab am Mittwochnachmittag in einer eilends einberufenen Medienkonferenz bekannt, dass man im Absprache mit allen weiteren Seeanrainern in der Schweiz und Österreich ein sogenanntes Aufstallungsgebot erlassen habe in einem Streifen von einem Kilometer und um das Seeufer. Die Folgen dieser Maßnahmen sind vorerst noch überschaubar: betroffen seien im Landkreis Konstanz 76 Halter von Geflügel mit rund 1.200 Tieren. Auch das Verbot mit Märkten mit dem Handel von Geflügel in diesem Streifen gehört dazu. Diese Regelung gilt bis Ende Januar 2017. Über dieses Gebot hinaus werden sogenannte Bio-Sicherheitsmaßnahmen in Kraft gesetzt, die in dem Gebiet selbst und auch den Rhein hinauf bis zur Landesgrenze bei Mannheim gültig seien in einem Streifen von 500 Metern Breite: die Maßnahmen bedeuten zum Beispiel dass kein Futter im Freien ausgebracht werden darf, auch soll hier regelmäßig desinfiziert werden. Minister Peter Hauk sah die Situation noch relativ gelassen: Man wolle hier Maßnahmen erlassen, damit auch die Weihnachtsgans für die Verbraucher gesichert bleibe, meinte er scherzhaft. Mehrfach wurde betont, dass der Virus H5N8 für Menschen nicht gefährlich sei.

Hauk hatte am Vormittag bereits mit der Vogelwarte in Möggingen telefoniert: besonders sei, dass am Bodensee bisher fast ausschließlich Reiherenten betroffen seien, die aus der Ukraine und Russland hier im Winter an den Bodensee kommen. Wenn diese Tiere sich bereits dort infiziert hätten, würden sie vermutlich nie hier ankommen und schon auf dem Weg verenden. Es müsse eher davon ausgegangen werden, dass der nun identifizierte Virus wahrscheinlich latent vor Ort präsent sei, und nun aufgrund der Witterung ausgebrochen sei, weil vielleicht auch bereits geschwächte Tiere hier ankamen. Außerhalb Europas seien bereits im Juni im Rahmen des Monitorings erste Fälle entdeckt worden, im Oktober in Indien in größerem Ausmaß. In Polen habe man das Virus am 5. November festgestellt, in Ungarn am 26. Oktober und 2. November. Ob man das mit den jetzigen Fällen in Verbindung bringen könnte, sei noch ungewiss. Parallel zum den Maßnahmen hier am Bodensee habe man auch in seinem Ministerium inzwischen einen Krisenstab gebildet.

Ein großes Lob gab es von seiner Seite in Richtung der Vertreter der anderen Seeanrainer, hier eine gemeinsame Regelung gefunden hätten. Vor 10 Jahren sei das Grippegeschehen ein ganz anderes gewesen, betonte Hauk in der Medienkonferenz. Damals habe man sogar die ganzen Oberschwäbischen Seen in das Aufstallungsgebot mit einbezogen. Das sei nach jetzigem Stand nicht notwendig.

Dr. Matthias Gallert vom Landratsamt gab im Rahmen der Medienkonferenz bekannt, dass man am Freitag im Konstanzer Hafenbecken 33 tote Tiere entdeckt hatte, die man in Kooperation mit Polizei und Feuerwehr geborgen habe. Am Wochenende habe man dann in Moos und Radolfzell weitere tote Tiere gefunden, die auch an dem Virus gestorben seien, in Bodman-Ludwigshafen wurden zwei tote Enten aufgefunden und Überlingen am See neun und bei Kreuzlingen drei verendete Enten. Am Mittwoch habe man 13 weitere verdächtige Tierkadaver aufgefunden die der amtlichen Untersuchung zugeführt wurden.

Minister Peter Hauk und Landrat Frank Hämmerle riefen die Jäger auf, sich am Monitoring zu beteiligen und tote Tiere zu melden. Auch die Bevölkerung selbst ist aufgerufen, Tierfunde zu melden und auf keinen Tal die Kadaver anzufassen. Gemeldet werden soll an die Gemeinden. Bis diese dafür eingerichtet sind wurde im Landratsamt eine Hotline unter 07531/ 800-2099 eingerichtet. Landrat Frank Hämmerle bat die Hundehalter, ihre Hunde bei Spaziergängen anzuleinen und darauf zu achten, dass eventuell aufgefundene Tiere nicht ins Maul genommen würden. Am Donnerstag sind die Mitarbeiter der kommunalen Bauhöfe aus den betroffenen Gemeinden geladen zu einer Schulung. Man werde auch Schutzanzüge ausgeben, kündigte der Landrat an.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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