Internationales Gedenken mit Vortrag fand postives Echo
Gedenken an Hus zum 602. Todestag
Konstanz. Während dieses Jahr unter dem Stern der Reformation durch Martin Luther steht, gedachte man am 6. Juli in Konstanz einem der geistigen Wegbereiter Luthers. Denn lange bevor Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche schlug, wurde Johannes (Jan) Hus für seine Überzeugungen wegen Ketzerei verurteilt und deshalb vor 602 Jahren auf dem Konzil von Konstanz verbrannt.
Um diesen Anlass gebührend zu begehen, lud man zu einem Vortrag von Dr. Pavel Soukup vom Centrum medievistických studií (CMS) Prag im Palmenhaus in Konstanz zum Thema „Das Konstanzer Konzil und die Internationalisierung des Kampfes gegen die Hussiten“ ein. Etwa 60 Personen aus Tschechien, Deutschland und der Schweiz hörten gespannt dabei zu, wie Dr. Soukup über die internationale Verbreitung antihussitischer Literatur und die Rolle, die das Konstanzer Konzil dabei spielte, redete. Dabei stellte dieser Vortrag Höhepunkt und Abschluss einer Vortragsreihe namens „Böhmen und das Reich zur Zeit des Konstanzer Konzils“ dar. Bei dieser rückte erstmalig auch Mitteleuropa und Mittelosteuropa in das Zentrum der Betrachtung, wofür zahlreiche tschechische Wissenschaftler in Kooperation mit der Universität Konstanz, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, dem CMS Prag, die Deutsch-Tschechische Vereinigung e.V. Konstanz und die Hus-Museum-Gesellschaft Prag, eingeladen wurden. Organisiert wurde sie von Dr. Robert Novotny vom CMS Prag und Herausgeber der Zeitschrift „Studia Mediaevalia Bohemica“, sowie von Dr. Gerald Schwedler, welcher den Lehrstuhl von Frau Professor Dr. Gabriela Signori an der Universität Konstanz vertritt.
Die sich dem Vortrag anschließende Gedenkveranstaltung am Hussenstein wurde vom Konstanzer Hus-Haus und der Deutsch-Tschechischen Vereinigung e.V. organisiert. Sie wurde sowohl auf Tschechisch als auch auf Deutsch abgehalten. In den Reden von Jiří Přeček, Jiří Kraus, von der Jan-Hus-Gemeinde Zürich, sowie in denen von Jaroslav Jokl und Jörg Kral, von dem Beseda Svatopluk Čech wurde die Bedeutung von Hus und seinem Bekenntnis zur Wahrheit, deren Wichtigkeit noch heute gilt, betont. Dem feierlichen Niederlegen der Gedenkkränze zu Ehren von Jan Hus und Hieronymus von Prag, welcher am 30. Mai 1416 an derselben Stelle, wie sein Mitstreiter Hus wegen demselben Vergehen verbrannt wurde, schloss sich ein in der jeweiligen Muttersprache gemeinschaftlich gesprochenes „Vater unser“ und die tschechische Nationalhymne an, ehe jeder die Möglichkeit hatte für sich selbst zum Stein zu gehen, eine Kerze anzuzünden oder sich in einem Gedenkbuch einzutragen. Der durch den Vorsitzenden der Deutsch-Tschechischen Vereinigung, Michael Malar, ausgesprochenen Einladung, zum Ausklang des Abends in das Palmenhaus zurückzukehren, gingen viele nach und zelebrierten dort die Einheit, die diese Veranstaltung unter den Gästen der drei Nationen gestiftet hatte mit gemeinschaftlichen Gesprächen und Gesang.
Die ganze Veranstaltung wurde aufmerksam von einer Gruppe Soziologen vom Projekt „Remembering Hus“ beobachtet. Im Zuge dieses Projekts wird die Erinnerungskultur um Jan Hus untersucht und so beobachteten sie auch schon in den vergangenen zwei Jahre die Gedenkveranstaltungen um den Todestag des böhmischen Reformators.
Abschließend lässt sich sagen, dass die friedliche Zusammenkunft der Menschen aus den verschiedenen Nationen den Geist Hus wiederspiegelte, der Völkerverständigung diente und alle im Gedenken an Jan Hus miteinander verband.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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