Mit weiteren Fällen wird gerechnet / »Öffentliches Leben nicht auf Null setzen«
Für den Corona-Ernstfall gut gerüstet
Kreis Konstanz. Auch der Landkreis blieb nicht verschont von der aktuellen Epidemie mit dem Coronavirus. Zwei Fälle von Erkrankungen wurden bis Dienstag durch das Gesundheitsamt gemeldet, beide Personen können aber daheim bleiben, weil der Krankheitsverlauf keine stationäre Aufnahme erfordere. Am Dienstag informierte Landrat Zeno Danner mit den Vertretern des Gesundheitsverbunds über die aktuelle Lage.
Am Samstagmorgen wurde der erste Fall einer Person aus Singen gemeldet, dessen Erkrankung mit »Covid-19« am Freitagabend bestätigt wurde. Die Person hatte sich in Südtirol infiziert und war schon mit Grippesymptomen heimgekehrt und auch nicht mehr zur Arbeit gegangen. Am Dienstag gab es eine zweite Meldung über eine Person aus einer Hörigemeinde, die sich offensichtlich in Tirol mit dem Virus angesteckt hatte und auch schon daheimgeblieben war. Für Sozialdezernent Stefan Basel lasse sich in beiden Fällen die Zahl an Kontaktpersonen sehr exakt eingrenzen, so dass man hier aus den Fällen kaum eine weitere Streuung des Virus befürchten müsse. Die Reisegruppe, mit der die Person aus Singen unterwegs war, sei noch am Samstag negativ getestet worden.
Im Rahmen einer Medienkonferenz am Dienstag unterstrich Landrat Zeno Danner, dass man schon sehr früh reagiert habe mit ersten Maßnahmen, wie etwa der Einrichtung von zwei Kontrollstellen in Singen wie Konstanz, bei denen Verdachtsfälle nach Terminabsprache Abstriche vornehmen könnten. Auch die Kliniken hätten sehr früh reagiert. So gibt es im Konstanzer Klinikum eine mögliche Isolierabteilung mit 21 Betten, im Hegau-Bodensee-Klinikum eine Abteilung mit 16 Betten, die bei Bedarf in kürzester Zeit aktiviert werden könnten, sagten die ärztlichen Leiter Prof. Frank Hinder (Singen) und Prof. Dr. Marcus Schuchmann (Konstanz). Frank Hinder: »Wir wollen verhindern, dass sich das Virus schnell ausbreitet.« Deshalb müssten sich die Mitarbeiter im Gesundheitsbereich melden, wenn sie in einem Risikogebiet gewesen wären. Sie müssten sich in diesem Falle verpflichten, ein vorgefertigtes Tagebuch zu führen und auch bei 38,0 Grad Temperatur oder bei typischen Grippesymptomen zuhause bleiben, so Hinder.
Keine Desinfektionsmittel mehr auf Klinik-Toiletten
In den Kliniken habe man zur Vorbeugung vorerst auch die Besuche auf eine Person pro Tag beschränkt. »Wir müssen mit noch mehr Fällen rechnen«, unterstrich Prof. Schuchmann. Aber dafür sei man gut gerüstet an den Klinikstandorten. Wie Prof. Hinder informierte, habe es auch mehrere Informationsveranstaltungen mit den niedergelassenen Ärzten gegeben.
Rund 250 mögliche Verdachtsfälle aus dem Landkreis seien getestet worden, zu 80 Prozent sei es konventionelle Grippe gewesen, bei 20 Prozent ohne Befund, von der herkömmlichen Grippe seien aktuell bundesweit 130.000 Fälle offiziell gemeldet worden, so Frank Hinder und Stefan Bushuven, der für die Krankenhaushygiene zuständig ist. Als mögliche Verbreiter des Virus seien Kinder das größte Risiko, die können ohne größere Symptome erkrankt sein und bleiben deshalb auch nicht daheim.
Sozialdezernent Stefan Basel hatte ein Lob für die Bewohner des Landkreises parat: Es gebe viele Nachfragen beim Bürgertelefon im Gesundheitsamt, die Menschen seien so einsichtig, aufgrund der aktuellen Lage bei Grippe- und Erkältungssymptomen daheim zu bleiben. »Jetzt sollte man diese sehr ernst nehmen, und deshalb auch mit einem Schnupfen nicht unter die Menschen gehen«, so Basel. Wenn die meisten das so machen, ist das auch ein Beitrag, der die Entwicklung verlangsamen kann. Wichtig sei, bei Symptomen immer erst den Hausarzt telefonisch zu kontaktieren.
Wie Frank Hinder erklärte, gibt es inzwischen auf den Toiletten der Kliniken kein Desinfektionsmittel mehr. »Da haben sich viele was abgefüllt oder die Spender mitgenommen«, sagte er. Und er vertritt klar den Standpunkt, dass Händewaschen mit Seife völlig ausreichend sei.
Öffentliches Leben nicht auf Null setzen
Die Frage, inwieweit Veranstaltungen untersagt werden sollten, wurde immer wieder gestellt. Hier halte man sich an die politischen Vorgaben, also keine Veranstaltungen mehr mit 1.000 und mehr Personen wie die Absage von Hauptversammlungen der Feuerwehren oder anderer Blaulichtorganisationen. »Das öffentliche Leben auf Null zu setzen, wäre aus medizinischer Sicht nicht angemessen. Dann sind die Schäden rund um das Virus deutlich größer als durch das Virus«, so Landrat Zeno Danner.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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