Wirtschaftsprüfer haben Unternehmenswert erheblich nach unten korrigiert
Erste Bilanz des Gesundheitsverbunds mit vielen Abstrichen

Konstanz (of). Nach ziemlich langem Warten wurde nun am Mittwoch die erste Bilanz des neuen Gesundheitsverbunds im Kreis Konstanz endlich vorgestellt. Erst am Dienstag hatte dazu die entsprechende ausserordentliche Aufsichtsratsitzung stattgefunden, die nach langen Vorverhandlungen den ganzen Herbst über die neuen Zahlen zu bewerten hatte. Die Bilanz hat freilich zwei ganz unterschiedliche Seiten, wie Landrat Franz Hämmerle als Vorsitzender des Verwaltungsrats zusammen mit dem Singener OB Bernd Häusler und dem Konstanzer OB Uli Burchardt nun darstellte.

Da gibt es zum einen das nun testierte Jahresergebnis für 2012, nachdem die Kliniken rückwirkend unter das gemeinsame Dach der neuen Landkreis-Holding kamen. Vorerst sind dies die Bilanzen der Betriebsgesellschaften in Singen und Konstanz, für die Bilanz der Holding selbst musste der Landrat noch auf „Anfang 2014“ vertrösten.

Nach diesem Zahlen hat der Singener Verbund in 2012 einen buchhalterischen Überschuss von 2,56 Millionen Euro erwirtschaftet bei einer Bilanzsumme von 159,2 Millionen Euro. In Konstanz sei ein knapper Überschuss von 161,169 Euro zustande gekommen. „Diese Überschüsse sind allerdings nur durch einmalige Sondereffekte und Synergien zustande gekommen “, räumte Landrat Frank Hämmerle ein. Tatsächlich hätten beide Häuser in ihrem operativen Geschäft in 2012 rote Zahlen geschrieben: und zwar rund eine Million Euro in Singen und etwa zwei Millionen Euro in Konstanz.

Für 2013, was ja in wenigen Tagen abgelaufen ist, sind die Prognosen optimistischer: Hämmerle kündigte für den Verbund eine Million Euro Gewinn im operativen Geschäft an, zu denen noch die Synergieeffekte und weitere einmalige Sondereffekte dazu gezäht werden könnten die derzeit auf 2,9 Millionen Euro geschätzt werden. Das Potenzial der Synergieeffekte gab der Landrat nun mit rund 5 Millionen Euro ein.

Eine viel gravierende Seite der Fusion, deren Zahlen schon länger in der Öffentlichkeit die Runde machten, wurde nun auch endlich bestätigt: Der Unternehmenswert die Kliniken muss nach Einwänden der Wirtschaftsprüfer des Unternehmen „Solaris“ deutlich nach unten korrigiert werden. Davon ist der ehemalige HBH-Verbund viel stärker betroffen als Konstanz und wird nun gar zum Junior-Partner. Im Konsortialvertrag war ein Unternehmenswert von 33 Millionen Euro für das Singener Klinikum vermerkt, nun muss er auf 15,1 Millionen Euro reduziert werden. Der Verbund war mit 43,1 Millionen taxiert, nun wird er mit 22 Millionen Euro bewertet. „Das ist insgesordnere ärgerlich , weil die vereinbarte Verzinsung dieses eingebrachten Werts mit 0,5 Prozent als Abmangel für ein künftiges stationäres Hospiz in Singen verwendet werden sollte“, zeigte sich OB Bernd Häusler sichtbar zerknirscht. „Nun ist, bei positivem Ergebnis der Holding, nur noch mit rund 100.000 Euro an Zahlungen zu rechnen, was für dieses Projekt mit größter Sicherheit nicht reichen dürfte. Diese durch die in Singen geründete Fordergesellschaft angestoßene Projekt war auch ein politische Zuckerl zur Einstimmung auf die Klinik-Fusion gewesen. „Man darf nicht vergessen, dass Singen auch mit einem negativen Eigenkapital von 19 Millionen Euro in diese Fusion gegangen ist“, erläuterten die Verwaltungsleiter des Klinikverbunds, Peter Fischer, und Rainer Ott.

Nicht ganz so hart trifft es das Konstanzer Klinikum: der Unternehmenswert sinkt dort von 38 auf 29 Millionen Euro. Grund sind stille Reserven wie Grundstücke, die Singen zum Beispiel nicht hatte. Wegen der neuen Zahlen muss deshalb auch der Konstorialvertrag für die Kreisholding geändert und wie schon bei der Fassung von allen davon betroffenen Gremien neu beschlossen werden. Rainer Ott sagte, dass man in der Lenkungsgruppe schon über die verschiedenen Formen der Bewertung der Unternehmen gesprochen hätte. Man habe sich selbst für eine Mischform entschieden, die nun aber von den Wirtschaftsprüfern nicht akzeptiert wurde.

Der Konstanzer OB Uli Burchardt gab sich gefasst. „Es gibt bei uns weiterhin den tiefen Glauben an die Notwendigkeit dieser Fusion.“ Und auch Singens OB Bernd Häusler bekräftige, dass die Fusion der richtige Weg gewesen sei, um die Gesundheitsversorgung in kommunaler Hand im Landkreis für die Zukunft zu sichern.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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