"Bodenseefisch" erfreut über Felchen-Fangverbot
"Endlich fliegen alle Etikettenschwindler auf"

Symbolbild Felchen | Foto: of/ Archiv

Kreis Konstanz/ Wasserburg. Der Verein Bodenseefisch e.V. „freut“ sich über Fischfangverbot für Felchen am Bodensee: „Endlich fliegen alle Fisch-Etikettenschwindler in diesem Sommer auf“, tittelt er seine Medienmitteilung.

Das totale Felchen-Fischfangverbot ist beschlossene Sache. Ein katastrophaler Schlusspunkt für ein sich länger abzeichnendes Problem im Bodensee. Doch der Verein Bodenseefisch kann dem auch eine gute Seite abgewinnen, teilt der mit: „Ich als Vereinsvorstand begrüße das Fangverbot, denn nun ist glasklar wie der See – wer hier noch Felchen als Frischfang aus dem Bodensee verkauft ist ein Betrüger!“, so Bernd Kaulitzki nicht ohne Sarkasmus.

Der Etikettenschwindel betreffe nicht nur das Felchen, „auch bei Lachsforellen, Zandern und Saiblingen ist es teilweise jetzt schon so - was auf den Tisch kommt, hat den Bodensee davor nie von so Nahem gesehen, wie eben vom Teller auf der Terrasse mit Seesicht“.

Der Verein Bodenseefisch e.V. setzt sich dafür ein, den Wildfang der Fische am Bodensee zu schützen und hat eine eigene internationale Schutzmarke eintragen lassen. Es dürfen keine Zuchtfische oder in anderen Seen gefangenen Fische als „Bodenseefisch“ verkauft werden, das ist Betrug am Kunden und schadet überdies der ohnehin schon stark gebeutelten Fischerei
am See.
Zweifelsohne schade das Fangverbot auf Felchen den Fischern insgesamt massiv. Der Verein Bodenseefisch hat sich nicht nur dem Schutz des Wildfangs als Marke, sondern auch der Förderung und dem Erhalt der Fischerei-Kultur verschrieben. „Nach dem sukzessiven Aussterben der Fische am reinen, aber nährstoffarmen Bodensee, sterben langsam auch die Berufsfischer. Noch vor 20 Jahren sind ich und meine Kollegen morgens auf den See gefahren und haben täglich bis zu 100 Kilogramm Felchen gefangen – heute dagegen fahren wir raus und fangen zwischen 5 und 30 Stück verhungerte Felchen, da der See – Nomen es Omen – extrem nährstoffarm geworden ist", so Bernd Kulitzki. "„Dieser Zustand wurde / ist politisch so gewollt!“, so die Aussagen der zuständigen Gremien am See.

Von den einst 218 Fischereipatenten werden heute nur noch 65 ausgegeben. Schon viele Familien haben aufgegeben. „In spätestens 10, vielleicht auch schon in fünf Jahren wird es keine Berufsfischer mehr am Bodensee geben. Richtig leben davon kann sowieso kaum mehr einer von der harten Arbeit“, erläutert Kaulitzki. Im Augenblick werde das beschlossene totale Felchenfangverbot medial in allen deutschsprachigen Ländern „ausgeschlachtet“ und die Missstände, die zu diesem Dilemma geführt haben werden, endlich, aber viel zu spät, öffentlich angesprochen.

„Aus Sicht des Berufsfischers ist das dreijährige, totale Fangverbot für Felchen nicht sinnvoll, denn die Fische haben schlicht zu wenig Nahrung. Dieser Umstand wird sich in diesen drei Jahren nicht verbessert haben, sondern noch verschlimmern“ erläutert Kaulitzki, der selbst seit 35 Jahren als Fischer in Wasserburg tätig ist und die letzten Jahrzehnte des Niedergangs hautnah erleben musste. „Behördlicherseits hat man uns nun mit diesem Schritt weiter vieles genommen und nur weniges gelassen“, kritisiert Kaulitzki die langjährige politische Salamitaktik auf Kosten der Berufsfischerei. Denn das Felchenfangverbot werde mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen begleitet, welche sich bei den einzelnen Anrainern unterschiedlich auswirke.
Dieser Kollateralschaden werde bewusst in Kauf genommen. Regionale Besonderheiten der Berufsfischerei tun zusätzlich weh:
Zu Jahresbeginn können die Schweizer Kollegen nicht mehr wie gewohnt den Barschen (Egli) nachstellen, was quasi wie ein Monat länger Fangverbot auf diese Fischart bedeutet.
Die badischen Fischer sind nun obendrein faktisch zum Saiblingsfangverbot verdonnert worden, weil sie keine Netze mehr auf 40 bis 50 Meter Tiefe setzen dürfen, sondern nur bis 20 Meter Wassertiefe, damit das Felchen dort geschont wird – in den erlaubten 20 Metern Wassertiefe befinden sich jedoch gar keine Saiblinge.

Am östlichen Teil des Bodensees war man sehr innovativ und hat sich zum Teil auf die Rotaugen als Ersatz für die Felchen spezialisiert. Für die Vermarktung wurden hauptsächlich die engeren Netze verwendet, die nun verboten sind.
Die freitreibende Fischerei auf dem Hohen See ist zukünftig komplett verboten. Bei dieser speziellen Netzart gingen neben weniger Felchen immer noch diverse Raubfische ins Netz, die bei Fischliebhabern aber sehr begehrt waren.
Immerhin sei nun erlaubt, dass man statt dreien nun „zeitweise“ vier Großfischnetze mitnehmen dürfe – ein schwacher Trost, oder besser formuliert „ein fauler Kompromiss“ - aus Sicht der Schutzgemeinschaft.

Nach wie vor gebe es Bodenseefisch aus Wildfang beim Berufsfischer und der heimischen Gastronomie. Die Mitglieder des Vereins zeichnen ihre Produkte mit der geschützten Wort-Bild-Marke „Wildfang Bodensee“ aus.
"Wenn Sie Glück haben, können Sie auch mal ein echtes Bodensee-Felchen bekommen, welches nicht wusste, dass es eigentlich nicht mehr ins Netz schwimmen darf", zwinkert Kaulitzki dazu mit dem Auge.

Quelle: Schutzgemeinschaft Bodenseefisch, Bernd Kaulitzki

Autor:

Presseinfo aus Singen

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