"Die Ärztin" zum Spielzeitstart in Konstanz
Ein Skandal gerät ausser Kontrole

Die ersten Senenbilder von "Die Ärztin" vor der Premiere im Theater Konstanz. | Foto: Theater Konstanz / Ilja Mess
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  • Die ersten Senenbilder von "Die Ärztin" vor der Premiere im Theater Konstanz.
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Konstanz. Am kommenden Samstag, 23. September, eröffnet das Theater Konstanz seine Spielzeit unter dem Titel "Wer entscheidet Zukunft!" gleich mit einer sehr besonderen Inszenierung: Hausregisseurin Franziska Autzen inszeniert den Moralthriller "Die Ärztin" und bringt ihn im Stadttheater ab 23. September, 20 Uhr (Premiere) auf die Bühne.

Im Rahmen einer Medienkonferenz am Dienstag wurde darüber informiert, was das Publikum da erwartet: Der britische Autor und Regisseur Robert Icke, bekannt für seine aufsehenerregenden Überschreibungen und Inszenierungen klassischer Texte, sucht in seinen Bearbeitungen nach den radikalen Impulsen seiner Zeit, um sie für ein heutiges Publikum erlebbar zu machen.

So verwandelt Robert Icke Schnitzlers „Professor Bernhardi“ in einen Moralthriller von heute und stellt die Ärztin Dr. Ruth Wolff ins Zentrum seiner Bearbeitung, eine säkulare Jüdin, die eine prestigeträchtige, auf Alzheimer spezialisierte Klinik leitet. Sie ist erfolgreich, muss sich aber auch immer wieder in einer von Männern geprägten Klinikwelt behaupten.

Als ein vierzehnjähriges Mädchen nach einer heimlich durchgeführten, verpfuschten Abtreibung in die Notaufnahme eingeliefert wird, holt Dr. Wolff es kurzerhand in ihre Abteilung. Doch sie kann die junge Patientin nicht mehr retten, sondern ihr nur zu einem friedlichen Tod verhelfen. Da ihre Akte keinen Hinweis auf ihre Religion enthält und ihre Eltern nicht erreichbar sind, verweigert Dr. Ruth Wolff dem katholischen Priester den Zutritt zu dem jungen Mädchen. Die Auseinandersetzung schlägt Wellen: Online-Petition „Christliche Ärzte für christliche PatientInnen“ und Widerstand im eigenen Institut. Außer Kontrolle gerät die Öffentliche Meinung, weil es sich bei dem Priester um einen schwarzen Menschen handelt. Die Empörung gegen die als elitär empfundene Ärztin kocht über.

Ruth sieht sich einer Öffentlichkeit ausgesetzt, die die komplexen Zusammenhänge von medizinischer Ethik, ökonomischem Druck, Identitäts- und sozialen Fragen zu einem toxischen Diskurs werden lässt. Der mediale Shitstorm ist laut und unversöhnlich. In einer Talkshow unternimmt Ruth einen letzten Versuch, sich zu rehabilitieren. Doch sie verkennt die Brisanz und Heftigkeit der Debatten, in die sie sich verstrickt.

Das Publikum kann eine Frau erleben, die aus tiefster Überzeugung und mit bestem Willen handelt, deren Handeln katastrophale Konsequenzen nach sich zieht und infolgedessen deren gesamte Identität grundlegend in Frage gestellt wird. Livekann man dabei zusehen, wie schnell Debatten durch Fehlinformationen und absichtliche Verzerrung außer Kontrolle geraten. Ein spannender Krimi, ein Feuerwerk an Argumenten und Gegenargumenten - in einer genauen und behutsamen Regie. Das was vielen Diskussionen fehlt, um in die Gegenwart unserer Gesellschaft zu schauen.

„‚Die Ärztin‘ ist wie eine Operation am offenen Herzen unserer Gegenwart, die immer komplizierter wird, je tiefer man schneidet.“ (The Times). Die Vorstellungen sind bis 26. Oktober geplant. Mehr zum aktuellen Spielplan und Kartenvorverkauf auf der Homepage des Theaters.

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Presseinfo aus Singen

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