"Einfache Leute" im Theater Konstanz
Ein "Coming home" ohne Ruhm aber zurück zum Herzen
Konstanz. Es ist ein Stück über ein "Coming Home", aber eines darüber, wenn man es eben "draussen" nicht geschafft hat, wenn man als gescheiterter Mensch wieder zurückkommt in die alte Heimat. Dahin wo man damals wegging, weil diese Welt einfach zu klein zum Vorwärtskommen mit sich selbst gewesen ist.
Alex hatte es eigentlich geschafft, herausgeschafft aus ihrem armseligen Heimatort, dem bäuerlichen Mief des Elternhauses, dem Prekariat. Nach dem Abitur und dem Studium der Kunstgeschichte hatte sie eine Anstellung als Kuratorin in einem Museum für Zeitgenössische Kunst in der Großstadt ergattert, ihre Herkunft erfolgreich verschleiert, ihren Dialekt abgelegt, den Kontakt zu den Eltern auf gelegentliche Telefonate beschränkt. Kurz: Sie hatte einen Bilderbuchaufstieg hingelegt. Dass dabei Toni, ihre erste Liebe, auf der Strecke und alleine im Heimatort zurückgeblieben ist, hat sie billigend in Kauf genommen.
Doch dann wurde Alex 40. Sie wird – nicht zum ersten Mal – übergangen, als eine neue Chefposition im Museum frei wird. Ob sie es geschafft hat oder nicht, ist nicht mehr so einfach zu beantworten. Andere bekommen da plötzlich die guten Jobs, sie bleibt die Assistentin. Das schale Gefühl, nicht dazu zu gehören, ist nie ganz verschwunden. Da flattert eine Postkarte von Toni in ihren Briefkasten, und sie macht sich auf den Weg – nach Hause. Und da beginnt Plötzlich wieder das alte Leben, da stehen die alte und die "neue " Alex gemeinsam auf der Bühne. Die Verangenheit beginnt sich mit dem neuen Leben zu verweben, das alte und seine emotionen kommt alles wieder an die Oberfläche.
Anna Gschnitzer hat mit „Einfache Leute“ ein Stück zum Thema Klassismus geschrieben, in dem sie Szenen von früher mit der Gegenwart mischt und schonungslos ehrlich über die Frage nachdenkt, inwieweit die Verhältnisse, in die wir hineingeboren werden, unsere Zukunft bestimmen. Franziska Autzen und Dramaturgin Romana Lautner haben daraus ein Stück gemacht darüber, was heute eigentlich, es „geschafft“ zu haben. Mit Fragezeichen.
Ein Stück voller Abstiege und Aufstiege, was schon durch die Bühne dargestellt wird, die ständig hoch und unter fährt. Und ein Stück dramatischer Szenen und Gefühle die da immer wieder in den Zeitsprüngen von Anna Eger, Luise Harder, Julian Mantaj, Ruby Ann Rawson, Jana Alexia Rödiger und Burkhard Wolf in Szene gesetzt werden auch in der Kraft unglaublicher Wandelbarkeit: erste Liebe, der Kampt der Mutter darum, dass es die Tochter mal besser haben soll, diese Nächte der Langeweile auf dem Land, das Mobbing von Kollegen, die einen auch nur benutzt haben. Und das noch mit Liedern von Matthias Reim, den Toten Hosen bis hin zu Laurie Anderson. Explosionen der Gefühle werden in Licht gebadet. Und doch bleibt es immer das Gefühl, eben wieder heim zu müssen. Ein Wechselbad an Gefühlen im auf und ab der Bühne.
Weitere Spieltermine sind
Samstag, 27.05.2023 | 20:00
Mittwoch, 31.05.2023 | 20:00
Juni
Donnerstag, 01.06.2023 | 20:00
Freitag, 02.06.2023 | 19:30
Samstag, 03.06.2023 | 20:00
Dienstag, 06.06.2023 | 19:30 (19:00 Einführung)
Mittwoch, 07.06.2023 | 20:00
Freitag, 09.06.2023 | 15:00
Samstag, 10.06.2023 | 20:00
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Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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