Initiative Stolpersteine lädt ein
Dreifaches Gedenken zur Oktoberdeportation von 1940
Konstanz. Am 22. Oktober 1940 wurden über 6 500 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Baden und der Saarpfalz in das südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert. Zahlreiche Deportierte kamen in Gurs und anderen südfranzösischen Lagern ums Leben, Tausende wurden ab 1942 in die Vernichtungslager in den Osten deportiert und ermordet. Auch aus Konstanz und aus dem Landkreis, zum Beispiel aus Gailingen, wurden an diesem Tag 112 Juden und Jüdinnen ausgehend vom damaligen Güterbahnhof in Petershausen deportiert.
Dazu werden durch die Initiative Stolpersteine Konstanz drei Anlässe durchgeführt.
Gedenkweg: Zum Jahrestag am Dienstag, 22. Oktober 2024, erinnern Konstanzer Schülerinnen und Schüler mit einem Gedenkweg aus der Innenstadt zum Mahnmal am Bahnhof Petershausen an die 112 Juden und Jüdinnen, die vor 84 Jahren aus Konstanz deportiert wurden. Treffpunkt und Start des Gedenkweges ist um 11:30 Uhr am Gedenkobelisk hinter der Dreifaltigkeitskirche (Ecke Bahnhofstraße/Sigismundstraße). Auf der Marktstätte werden die 112 Namen verlesen. Der Gedenkweg führt dann durch die Innenstadt über die Fahrradbrücke zum Mahnmal am Petershauser Bahnhof, wo die Veranstaltung gegen 12:30 Uhr ihren Abschluss findet.
„Gurs - Ein Tag im Lager“: Im kommunalen Kino Konstanz/ Zebra-Kino (Joseph-Belli-Weg 5) wird am Dienstag, 22. Oktober, 18.30 Uhr der Film „Gurs - Ein Tag im Lager“ von Dietmar Schulz gezeigt. Ein Tag hinter Stacheldraht, ein Tag im Internierungslager Gurs im Süden Frankreichs – die 17jährige Liesel Felsenthal aus Kaiserslautern schildert auf 18 kleinen Aquarellen ihren schwierigen Alltag im Lager. Ein einzigartiges Dokument über die Schreckenszeit, die sie in dem Barackenlager am Fuße der Pyrenäen verbringen musste. Gemeinsam mit mehr als über 6 500 anderen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern aus Baden, der Pfalz und dem Saarland wurde Liesel Felsenthal mit ihren Eltern und ihren Geschwistern von den Nazi-Behörden im Oktober 1940 dorthin deportiert. Die Aquarelle dienen als „roter Faden“ in dem 40minütigen des Journalisten und Filmautors Dietmar Schulz. Die gemalten Bilder werden ergänzt durch bislang unveröffentlichte Schwarz-Weiß-Fotos sowie eindrucksvolle Zeugnisse und Zitate aus Tagebüchern und Briefen von Internierten.
Die junge Malerin Liesel Felsenthal überlebte, weil Mitarbeiter ausländischer Hilfsorganisationen sie aus dem Lager schmuggelten, in Kinderheimen in Südfrankreich versteckten und später nach Palästina/Israel brachten. Insgesamt wurden durch ähnliche Hilfsaktionen mehr als 420 Kinder und Jugendliche aus dem Lager Gurs vor dem Abtransport nach Auschwitz gerettet.
Anfang der fünfziger Jahre heiratete Liesel Felsenthal in Israel einen Schulfreund aus Mannheim, den Helfer ebenfalls aus dem Lager geschmuggelt und in einem Kinderheim in Südfrankreich versteckt hatten. Die Kaiserslauterin starb im Jahre 2000 im Alter von 76 Jahren in der Nähe von Jerusalem.
Im Anschluss an den Film berichtet Allan Warton in englischer Sprache über das Schicksal der Konstanzer Familie Schwarzhaupt und liest aus Briefen, die seine Großmutter Hella Schwarzhaupt in Gurs an ihre Kinder geschrieben hat.
Gedenken an die Oktoberdeportation: Am Mittwoch, 23. Oktober, 18.30 Uhr, wird am Gedenkobelisk hinter der Dreifaltigkeitskirche (Ecke Bahnhofstraße/Sigismundstraße)für jedes der 112 Opfer eine Kerze angezündet und es werden alle Namen verlesen. Auch werden Namen und Fotos der deportierten Juden und Jüdinnen projiziert und es wird ein biografischer Bericht verlesen. Das Gedenken wird musikalisch begleitet durch Martin Stadler. Die Mahnwache wird gemeinsam mit der Synagogengemeinde ausgerichtet.
Quelle: Initiative Stolpersteine Konstanz, Katrin Brüggemann
Autor:Presseinfo aus Singen |
Kommentare