Umfrage der IHK zur Ausbildungssituation
"Die Zahlen sind alarmierend"
Konstanz. Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt bleibt für Unternehmen weiter angespannt. Das ergab eine bundesweite Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), an der 248 Unternehmen aus der IHK-Region Hochrhein-Bodensee teilgenommen haben. 53 Prozent der hiesigen Unternehmen gaben an, nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen zu können. Das ist ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (knapp 51 Prozent).
„Die Gründe für den Azubi-Mangel sind vielfältig“, sagt Alexandra Thoß, Geschäftsführerin für den Bereich Ausbildung der IHK Hochrhein-Bodensee. „Zum einen gibt es einfach weniger Schulabgängerinnen und Schulabgänger, zum anderen bringen diese leider oft nicht die Voraussetzungen für eine Ausbildung mit.“ Auf die Frage, warum nicht alle Ausbildungsplätze besetzt werden konnten, gaben 69 Prozent der befragten Unternehmen an, keine geeigneten Bewerbungen erhalten zu haben. Das ist nochmal ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (66 Prozent). Zu nennen sind laut Thoß Gründe wie mangelhafte schulische Leistungen, Sprachbarrieren, der Bewerber oder die Bewerberin passt nicht ins Team oder begeistert sich nicht für den Beruf.
„Die Zahlen sind alarmierend“, sagt Alexandra Thoß. „Besonders, weil viele überhaupt keine Bewerbungen erhalten haben. Die Betriebe müssen noch aktiver und kreativer in der Ansprache von Schülerinnen und Schülern werden. Bei der Frage, was eine Ausbildung für die junge Generation attraktiv machen könnte, werden am häufigsten moderne IT-Technik und flache Hierarchien genannt sowie finanzielle und materielle Anreize. Hier müssen die Unternehmen einfach nachbessern.“
Vom Azubi-Mangel betroffen sind besonders Unternehmen aus dem Transport- und Logistikbereich, aber auch aus Handel und Gastronomie. Etwas besser sei die Lage laut Thoß in der Industrie, aber auch dort gingen die Bewerberzahlen deutlich zurück. Der erfolgreichste Weg, Auszubildende zu finden, führe laut Umfrage über ein Betriebspraktikum. „Deswegen unterstützen wir die Forderung der DIHK, den Schülerinnen und Schülern mehr Praktika zu ermöglichen, damit sie einen besseren Einblick in die Vielzahl unterschiedlicher Berufe und Ausbildungen erhalten. Ebenso schließen wir uns der an, dass die Lehrpläne in den Schulen angepasst werden müssen. Zwar sind wir in Baden-Württemberg durch das Schulfach ‚Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung‘ schon ein Vorreiter, trotzdem muss die duale Ausbildung bei der beruflichen Orientierung in allen Schularten einen noch größeren Schwerpunkt bekommen.“
Erfreulich sei aber laut Thoß, dass die Zahl der Ausbildungseintragungen im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozent gestiegen ist. Laut Alexandra Thoß gab es in diesem Jahr bereits 1610 Eintragungen, im Jahr 2022 waren es im selben Zeitraum 1558. (Stichtag 31. Juli 2023)
Bundesweit nahmen mehr als 14.000 Unternehmen an der Umfrage teil. Mehr als 80 Prozent der Betriebe, die abgestimmt haben, sind kleine und mittlere Unternehmen mit 20 bis 199 Beschäftigen.
Autor:Redaktion aus Singen |
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