Udo Engelhardt, 1. Vorstand der Singener Tafel, verfolgt Preissteigerungen mit Sorge.
»Die Politik ist gefordert - wir können nur lindern«

Preissteigerungen, Singener Tafel | Foto: Magere Kost im Einkaufswagen ist bei zunehmender Preissteigerung angesagt.
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Landkreis Konstanz. Steigende Preise für Lebensmittel, Strom, Benzin und Heizung belasten zunehmend die Geldbeutel der Bürger. Besonders Geringverdiener und Menschen mit Grundsicherung leiden unter zusätzlichen Kosten, immer mehr rutschen unter die Armutsgrenze. Das bestätigt auch Udo Engelhardt, 1. Vorstand der Singener Tafel, der diese Entwicklung mit Sorge verfolgt.

»Die Notlage für unsere Zielgruppe, also Menschen mit geringem Einkommen, wird sich verschärfen, das ist offensichtlich«, erklärt Engelhardt gegenüber dem Wochenblatt. Er sieht es aber nicht als Aufgabe der Tafeln, die Notlage der Menschen zu lösen, denn, so Engelhardt: »Das ist eine politische Aufgabe. Der Staat muss die Daseinsfürsorge seiner BürgerInnen absichern, wir können nur lindern.«
Diese Linderung wird wohl in den nächsten Monaten verstärkt notwendig werden angesichts einer Inflationsrate von 4,5 Prozent. Auch wenn Kompensationsmaßnahmen als Ausgleich der steigenden Kosten von Seiten der Politik angekündigt werden und die Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro für viele Geringverdiener eine deutliche Besserung verspricht – das Gros der Tafelkundschaft ist auf Grundsicherung angewiesen. Und gerade für diese Haushalte bedeutet der Kostenanstieg für Energie und Lebensmittel eine bedrohliche Entwicklung, weiß der Gründer und Vorsitzende des Singener Tafel e. V.

Vorrangige Aufgabe wird es deshalb sein, noch mehr Lebensmittel einzusammeln, um damit die fünf Tafelläden im Landkreis Konstanz zu bestücken. »Wir bemühen uns auch verstärkt um Großmengen von Waren mit längerer Haltbarkeit, die dann in unserem Lager in Worblingen untergebracht werden. Dort ist auch der Standort für die Verteilung dieser Großmengen an 30 Tafeln im Bodenseegebiet«, erläutert Udo Engelhardt. Weitere Spenden von Lebensmittelhändlern und von Privatleuten, die anfragen, welche Waren benötigt werden, sind ebenso willkommen, wie ein Zustupf für die Tafel statt Weihnachtsgeschenke von Betrieben an Kunden oder Geschäftspartner. Denn die Tafeln als Einrichtung leiden ebenso wie ihre Kundschaft unter der allgemeinen Preissteigerung. Allein für den Mittagstisch in Singen fallen jährlich 30.000 Euro an Kosten an. Hinzu kommen nun höhere Benzinpreise für den Fuhrpark, teurerer Strom für das Tiefkühllager sowie steigende Personalkosten.

Um dies wenigstens teilweise auszugleichen, stellte Engelhardt beim Land einen Antrag auf Unterstützung der sechs Standorte in Singen (2), Konstanz, Radolfzell, Engen und Stockach und hofft dadurch die Situation etwas zu entspannen. Es ist aber nicht nur die Lebensmittelversorgung bedürftiger Menschen, die die Tafeln leisten, sondern sie haben sich zu einem Ort der sozialen Teilhabe entwickelt.
Gemäß dem Motto »Ein Brot, ein Lächeln und ein offenes Ohr« sind Begegnungen und Gespräche für die Tafelkunden ebenso wichtig wie die Versorgung mit günstigen Nahrungsmitteln. Aber gerade dieser wichtige Aspekt komme in der Coronazeit zu kurz, wenn Abstand statt Miteinander angesagt ist, weiß der Tafel-Vorsitzende und ergänzt: »Das unbelastete Zusammensein fehlt unseren Gästen.« Er befürchtet neben der finanziellen Notlage eine zunehmende Vereinsamung der Menschen.

Doch bei all den Herausforderungen, die die Tafeln angehen müssen, gibt es auch eine erfreuliche Nachricht: Die Vesperkirche in der Lutherkirche in Singen soll in diesem Jahr wieder stattfinden. In welcher Form muss allerdings noch entschieden werden. Udo Engelhardt hofft, dass keine Corona-Alarmstufe dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung macht.

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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