Premiere und Uraufführung zum Spielzeitstart
Die Folgen einer Wette - und die eines Bergausflugs

Schuld, die durchs ihr Verbergen nur noch schlimmer wird - das eine der Kernbotschaften des "Zerbrochnen Krug" von Kleist, obwohl es eine Komdödie ist. Im Bild Ingi Biermann als Richter Adam und Luise Harder als Eve. | Foto: Ijla Mess/ Theater Konstanz
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  • Schuld, die durchs ihr Verbergen nur noch schlimmer wird - das eine der Kernbotschaften des "Zerbrochnen Krug" von Kleist, obwohl es eine Komdödie ist. Im Bild Ingi Biermann als Richter Adam und Luise Harder als Eve.
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Konstanz. Zum Spielzeitstart präsentiert das Theater Konstanz eine Premiere und eine Uraufführung. Eröffnet wird die Spielzeit im Stadttheater mit dem Klassiker: „Der zerbrochne Krug“ in der Regie von Schirin Khodadadian, die bereits „Jeder stirbt für sich allein“ in Konstanz inszeniert hat am Freitag, 23. September, 20 Uhr im großen Theatersaal.

Die scheinbare Provinzposse um Korruption, Lug und Betrug entpuppt sich rasch als Drama um Macht und Machtmissbrauch, in dem Positionen gesichert und Verhältnisse zementiert werden, wird das Stück angekündigt. Es ist eigentlich die Folge einer Wette, die Kleist 1802 in einem Lokal in Bern einging. Denn dort hin ein Bild an der Wand, mit dem zerbrochnen Krug. Ein Drama sollte er draus machen. Geworden war daraus eine "Komödie", die freilich auch alles Zeug hat, eine Tragödie zu sein, so Schirin Khodadadian in der Medienkonferenz zum Spielzeitstart.
Und auch wenn das Stück eines der meistgespielten überhaupt ist, war es für die Regisseurin in Gespann mit Dramaturgin Doris Happl Neuland, das es fast wie in der Archäologie Schicht um Schicht freuzulegen galt, um auf den Kern der Geschichte von Richter Adam zu kommen. "Da haben wir schon auch mal ein Hämmerchen benutzt", gibt Schirin Khodadadian zu.
Bühnenbildnerin Carolin Mittler hat jedes alte Bild als den Ursprung der Geschichte freigelegt und zum Bühnenbild gemacht. Nein: es ist keine Restauration. Mit Ingo Biermann als Richter Adam, Luise Harder als Eve in den Hauptrollen wirde es darum gehen, wie der Richter seine Macht missbraucht, um eben nicht über sich richten zu müssen, und wie die Wahrheit eben doch durch nichts aufzuhalten ist.
Die Story, die Kleist seinerzeit ins niederländische Dorf "Huisum" gelegt hatte, wird als Duell zwischen Warheit und Lüge, zwischen Fakten und Fakes, Recht und Gerechtigkeit inszeniert. Und wie man Wahrheit verbirgt, weil man nicht mit ihr leben kann. Das kann spannend werden - zumal auch gesungen wird in dem Stück, der Schwank in schillernden Farben daherkommt, die verdecken sollen das Grau der Schuld. Macht doch nix, die Macht zu missbrauchen, könnte die Moral sein. Doch der zerbrochne Krug könnte eben auch die Welt sein, die hier gerade in Scherben liegt.

"Karl" als doppeltes Solo im Dialog

Das könnte sein Stück sein, über das wahrscheinlich noch viel geredet werden sollte: In der Werkstatt startet das Theater mit der Uraufführung von  „KARL!“. Ein Stück, das kein Drehbuch hatte, das sich aus sich selbst und nur aus einer Idee entwickelte. Susanne Frieling und Hannah Stollmayer haben das entwickelt, zusammen mit Miguel Jachmann vom Ensemble und Andy Böhne vom Theater HORA in Zürich. Böny ist ein Mensch mit Behinderungen. Etwa 2 Millionen Kinder in Deutschland leben mit einem Geschwisterkind mit Behinderung. Ihr Beitrag zur sozialen Teilhabe ihrer Geschwister ist enorm. Sie stehen mit Rat und Tat zur Seite, sind sowohl FreundIn als auch BetreuerIn. Sie selbst und ihre eigenen Bedürfnisse werden jedoch oft nicht wahrgenommen – nicht in der Öffentlichkeit, nicht in der Politik.
In Zusammenarbeit mit dem mehrfach international ausgezeichneten Theater HORA aus Zürich, richtet Regisseurin Susanne Frieling mit „KARL!“ den Blick auf diesen blinden Fleck, will hier sichtbar machen, was sich sonst lieber versteckt. 
Die Inszenierung ist gewagt. Denn Miguel Jachmann steht hier allein auf der Bühne als das "Geschwister". Andy Böni wird es nur auf einer großen Leinwand geben, die die ganze Breite des Raums überspannt. Entstanden sind seine Szenen freilich im Dialog der beiden, unter anderem auch in den Bergen am Säntis, doch Jachmanns Part ist live dann vor der Leinwand, untermalt mit dem Stoff aus Interwies oder Community Beiträgen zu diesem Thema. Miguel Jachmann sagte in der Medienkonferenz, dass das wirklich auch Neuland für ihn ist, dass er noch so in die Nähe zu einem Menschen mit Behinderung gekommen ist. Aber das lässt ihn wahrscheinlich auch unbefangen. "Wir wollen mit dem Stück nicht betroffen machen" - ist die klare Ansage. Denn dieses Stück beschreibt auch ein faszinierendes Kennenlernen - ohne Schranken. Die Uraufführung findet statt am Samstag, 24. September, 20 Uhr in der Werkstatt.

Infos zum Kartenvorverkauf wie auch den weiteren Spielterminen gibt es unter www.theaterkonstanz.de

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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