Gastronomie verspürt klare Rückgänge
Der Steuersprung für die Gastronomie ist nicht verschmerzt

Corina Weiermann-Seidl vom Berggasthaus Rosenegg mit den Vertretern des DEHOGA-Ausbildungstrucks, Martin Eberhard und Edgar Langherz, auf den jobDAYS in Singen. Auch wenn die Lage für die Gastronomen angespannt ist, so gibt es wieder erfreulich mehr Nachfrage nach Ausbildung und Arbeit in der Gastronomie. | Foto: Oliver Fiedler
  • Corina Weiermann-Seidl vom Berggasthaus Rosenegg mit den Vertretern des DEHOGA-Ausbildungstrucks, Martin Eberhard und Edgar Langherz, auf den jobDAYS in Singen. Auch wenn die Lage für die Gastronomen angespannt ist, so gibt es wieder erfreulich mehr Nachfrage nach Ausbildung und Arbeit in der Gastronomie.
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Kreis Konstanz. Gastronomie und Hotellerie in Deutschland haben weiterhin mit großen Problemen zu kämpfen und der "Steuersprung" zum Jahreswechsel, der ja von vielen anderen Kostensteigerungen begleitet wurde, ist längst nicht verheilt. Das zeigen auch die Rückmeldungen aus der Region.

Eine aktuelle Umfrage gibt es durch den DEHOGA Bundesverband, an der sich in der Zeit vom 3. bis 12. April 3.175 gastgewerbliche Unternehmen beteiligten, unter ihnen 787 DEHOGA-Mitgliedsbetriebe aus Baden-Württemberg. Neben den gestiegenen Kosten für Personal, Lebensmittel und Energie machen insbesondere die Folgen der Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen von sieben auf 19 Prozent den Unternehmen zu schaffen. Aufgrund dieser Steuererhöhung sahen sich laut Umfrage 83,8 Prozent der Betriebe gezwungen, ihre Preise zu erhöhen. "Nach vier Verlustjahren ließen die massiv gestiegenen Kosten den Betrieben keine andere Wahl, als die Preise anzupassen", so DEHOGA-Bundesverbandspräsident Guido Zöllick.

Spürbar, aber nicht dramatisch

Die Gäste bleiben öfter weg oder sie sparen, hört Manfred Hölzl vom Kreisverband des Hotel- und Gaststättenverbands immer wieder.  "Oft greift man, gerade wenn man als Familie unterwegs ist, da doch lieber zu günstigeren Gerichten, die Pommes werden zur Alternative, Pastagerichte oder Kässpätzle", bekommt er als Rückmeldung. "Spürbar ist auch, dass die Restaurants und Gasthäuser aufgrund der gestiegenen Kosten, bei denen der Mindestlohn ein starker Faktor ist, ihre Betriebszeiten optimieren, sprich die Öffnungszeiten kürzen, weil sie bei schwächerer Auslastung kein Geld mehr verdienen können." Dramatisch sei die Situation jetzt noch nicht. "Wir leben gerade am See ja in einer Region, die viel von Gästen aus der Schweiz, aus Österreich, Italien oder Frankreich besucht wird, in denen die Preise schon länger hoch sind und wo das auch als Wertigkeit akzeptiert wird", macht er auf Anfrage des WOCHENBLATTs deutlich.

Für Jürgen Veeser, Inhaber des Familienbetriebs "Adler" in Wahlwies gibt es freilich ernste Anzeichen. "Dieses Jahr war es das erste Mal, dass die Gesellschaften zum 'Weißen Sonntag', was ja ein ganz besonderer Anlass ist, auf die Desserts verzichtet hatten." Um dadurch Geld zu sparen. Und das schmerzt ihn. Neu für ihn sind bezüglich solcher Feiern die Wünsche nach Angeboten, bei denen dann die günstigsten das Rennen machen, ohne die Frage, was da an Qualität dahinter stecke.
Spürbar sei auch bei vielen Gästen, dass man nun die Vorspeise weglässt, weil man damit ein persönliches Limit überschreiten würde, was ein Essen im Restaurant kosten dürfe. "Unsere gestiegenen Kosten, die ja nicht nur durch die Mehrwehrsteuer entstanden sind, sondern auch durch viel höhere Preise für die Lebensmittel und auch für die Energie, haben wir längst noch nicht weiter geben können an die Kunden, aber die sind natürlich da. Selbst die Senkung der Mehrwehrsteuer hat nicht geholfen, die gestiegenen Kosten zu kompensieren", sagt er klar.

"Es ist echt bitter", sagt auch Corina Weiermann-Seidl vom Berggasthaus Rosenegg. Sie sieht das Problem von beiden Seiten, nämlich auch wenn sie selbst mit ihrer Familie essen geht. Das gehe schon ganz schön ins Geld. Und spürbar sei, dass Gäste seltener kämen oder dann eher nur die kleinen Gerichte wählen. Aber: "Trotzdem brenne ich weiter für meinen Beruf!"
Bisher sei noch keine Schließung aus diesem Grund bekannt, sagt Manfred Hölzl. Aber die Saison habe ja auch gerade erst begonnen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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