Surreale Theaterkomödie im Theater Konstanz
Bananenbrot und der erste Kuss
Konstanz. "Fußball ist unser Leben den König Fußball regiert die Welt", wer kennt nicht diese Zeile, die die Deutsche Fußball Nationalmannschaft einst 1974 sang und dann tatsächlich sogar Weltmeister wurde. Um diesen König dreht sich das Leben von des Stürmers (Julian Mantaj) und des Mittelfeldspielers (Leonard Meschter) voll und ganz. Im Stück "Zwei Herren von Real Madrid" sollen jedoch die acht Bälle in der Bühneninszenierung (Alexia Engl) unberührt liegen bleiben, denn da gibt es in dem Stück von Leo Maier, das hier Elke Hartmann (Dramaturgie Romana Lautner) für das Theater Konstanz in Szene gesetzt hat, noch um etwas ganz anderes, das Leben der Spieler, wenn sie mal nicht auf dem Platz im vollen und lauten Stadion stehen und für ihre Tore bejubelt werden.
Der Stürmer und die Mittelfeldspieler treffen sich im Wald, zum Luftholen. Um einmal Ruhe zu haben. Um einmal mit sich selbst zu sein. Der versuchte Dialog ist schon eine Parodie. Wirklich erzählen können sie sich nichts! Aber da liegt was in der Luft. Sonst stehen sie in ihrem Verein nur als Fußballer im Mittelpunkt, und das ist auch in ihrem Kopf so. Fast wie Kinder, die da in ihrem Sein erwachen, nähern sich die beiden an, wollen mehr voneinander wissen. Denn beide sind eigentlich auf groteske Weise einsam. Der Mittelfeldspieler blickt nach einem Tor immer zu den Bergen, weil seine Eltern dort schon zu Tode gekommen waren als der noch Kind war. Deshalb wurde der Verein seine Familie. Der Stürmer blickt zur Mutter (Katrin Huke), die ihn schon noch im Griff hat, zu er zur Weihnacht natürlich eingeladen um mit dem Vater (Odo Jergitsch) zu feiern, wenn man das so nennen könnte. Auch dieses Weihnachtsfest ist eine perfekte Parodie mit Gans und einem künstlichen Weihnachtsbaum. Der Mittelfeldspieler, der mit seinem "Drachen" kommt (als Sinnbild), bringt selbst gebackenes Bananenbrot als Geschenk und eine weisse Mütze von Real Madrid aus dem Fanshop als Geschenke mit. Die Mütze hat die Mutter schon, das hatte ihr Sohn vor lauter Fußball aber nicht mitbekommen. Am Bananenbrot wird sie später sterben, weil sie eine Allergie gegen Bananen hat. Aber es hat ihr so geschmeckt, dass sie es ganz aufgegessen hatte.
Doch etwas anderes als immer die Bälle bewegt die beiden einsamen Fußballer. Sie kommen sich näher, fühlen sich wie durch eine Magie angezogen. Sie küssen sich. Und dieser Kuss wird natürlich beobachtet, wie das halt bei so berühmten Fußballern halt ist. Schon beim Training danach geht es ruppig zu, denn der Trainer (auch Odo Jergitsch) weiß natürlich auch sofort, was sich da zwischen den beiden noch bewegt ausser Bällen, das "Coming Out" wird in der Pressekonferenz eine Bombe, die noch größere, dass das sich näher kommen nur ein kleiner Schritt im Leben des Stürmers war und er nun für viel Geld nach Paris gehen wird. Zwischen diesen Szenen eine groteske Beerdigung mit einer wilden Priesterin, in die sich auch noch das Schicksal von Kurt Cobain und seiner Cousine (Kristina Lotta Kahlert) hineinmischt und die vom Trainer aufgeworfene Frage dass wir eben alle sterben müssen.
In der Medienkonferenz grüßt Sergio Ramos, der dreimalige Meister der Championsleague von Real Madrid mit seiner Erkenntnis aus einer durch Sponsor "Fly Emirates" bezahlten Reise nach Griechenland, dass die Steine dort in der Akropolis auch noch so da sein werden, wenn auch er längst vergangen ist. Da ist die Meute der Reporter längst abgezogen, weil sie andere Sensationen aufgefangen haben.
Doch die Bälle bleiben liegen. Der Stürmer und der Mittelfeldspieler müssen Abschied nehmen auf dem Flughafen. Und doch, was sich zwischen ihnen bewegt hatte, verändert ihr Leben mehr als der Fußball. Ein erleben wie von Kindern - die ihr Sein noch vor sich haben. Wer wegen Fußball kommt, entdeckt hier die Welt, die sich außerhalb des Stadions auftut. Ein verwirrendes, aber deshalb um so faszinierendes Stück. Theaterintendantin Karin Becker hatte sich das Stück bereits gesichert, bevor es im März seine Uraufführung hatte. Das war wie Ballinstinkt, könnte man in der Sprache der Fußballer sagen, denn inzwischen haben viele Bühnen in Deutschland diesen Ball schon angenommen. Obwohl er auf der Bühne liegen bleibt.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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