90 Teilnehmer wurden von der Handwerkskammer geehrt
Azubis als Weltenbummer mit X-Change
Konstanz/Zürich. Heißt es jetzt Vesper, Brotzeit oder Znüni? Wer sich für die kleinen und großen Unterschiede des Arbeitsalltags anderswo interessiert, ist bei XChange richtig. Fast 90 Auszubildende aus Deutschland, Italien, Liechtenstein, Österreich und der Schweiz waren in diesem Jahr mit dem Lehrlingsaustausch im benachbarten Ausland unterwegs. Jetzt hatten sich viele von ihnen noch einmal auf den Weg gemacht, um bei einer Feier in der Kantonsschule Zürich Nord ihre Zertifikate entgegenzunehmen und sich über ihre Erfahrungen auszutauschen.
Wie wertvoll diese Erfahrungen für die persönliche und berufliche Entwicklung seien, betonte Marc Kummer, Amtschef im Mittelschul- und Berufsbildungsamt des Kantons Zürich, der in diesem Jahr die Gastgeberrolle übernommen hatte. Als wichtige Botschafter für ihre Berufe und Länder würdigte Bruno Sauter, Amtschef im Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich, die Austauschlehrlinge. Schließlich gelte es, den Wert der Berufsausbildung in Europa zu stärken und damit der Konkurrenz einen Schritt voraus zu bleiben.
Auch Raimund Kegel, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Grenzüberschreitende Berufliche Bildung der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) und stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, und Sabrina Swaidan, die in der Landesverwaltung Vorarlberg mit für die grenzüberschreitende Kooperation der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (Arge Alp) zuständig ist, dankten den Auszubildenden und den teilnehmenden Betrieben für ihr Engagement: „Nur wer die eigene Komfortzone einmal verlässt, erschließt sich neue Perspektiven. Und im Beruf wird es immer wieder darum gehen, Neuland zu betreten – mit jedem neuen Auftrag, mit jedem neuen Problem, mit jeder neuen Technologie. Gut, wenn man das schon mal geübt hat“, so Kegel.
Welche Eindrücke sie von ihren vierwöchigen Aufenthalten mit nach Hause genommen haben, berichteten die Auszubildenden im Gespräch mit Moderatorin Heike Montiperle. Jim Weh zum Beispiel, angehender Metzger aus Konstanz, durfte in einer Thurgauer Metzgerei auch selbst zum Schlachtermesser greifen. Umgekehrt lernte sein Schweizer Kollege Manuel Wolf, dass deutsche Kunden das Fleisch in anderen Zuschnitten auf dem Teller wollen. „Es ist schon eine immense Horizonterweiterung, wenn man merkt, dass man in der gleichen Branche auch ganz anders arbeiten kann“, sagt Ausbilder Bernhorst Koch.
Manchmal lassen sich die Unterschiede auch in Zahlen messen, so wie bei Alicia Absenger, die im Konstanzer Malerbetrieb Utz zur Bürokauffrau ausgebildet wird und für vier Wochen bei den Österreichischen Bundesbahnen in Wien Praxisluft schnuppern durfte: „Von einem 40-Mann-Betrieb zu einem Konzern mit 40.000 Mitarbeitern, das ist schon eine andere Welt“, staunt sie noch heute. „Viel gemütlicher“ fanden es dagegen die angehenden Mechaniker und Konstrukteure aus Liechtenstein, die in Bayern zu Gast waren, schon allein, weil sie eine Stunde weniger arbeiten mussten als zuhause – dass aus der Znüni dann eine Brotzeit wurde, machte da schon keinem mehr zu schaffen.
Weitere Informationen. auch für Bewerber, gibt es unter
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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