Tragik und grenzenlose Hilfsbereitschaft
Der Brand des „Haus Höri“

Marianne Voelker, Geschäftsführerin des "Haus am Mühlebach" | Foto: Susanne Dietz-Vollmar
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  • Marianne Voelker, Geschäftsführerin des "Haus am Mühlebach"
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Das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum Haus am Mühlebach bietet Menschen mit Einschränkungen, vom Kindes- bis ins junge Erwachsenenalter, eine Möglichkeit, dort zu lernen und zu leben. Ebendort arbeitet Marianne Voelker, ihren Start hatte sie aber noch, als diese nicht wie heute bei Mühlhausen-Ehingen, sondern auf der Halbinsel Höri zu finden war.

Ursprünglich stand das „Haus Höri“ in Gaienhofen-Horn, dicht an der Spitze der idyllischen Bodensee-Halbinsel. Marianne Voelker arbeitete nicht nur dort, sondern lebt bis heute in dem Ort. Als sie am sommerlich heißen Spätnachmittag am 13. Juli 2003 Sirenen hörte, wusste sie intuitiv: „Beim Haus Höri ist etwas passiert. Ich habe mich dann sofort ins Auto gesetzt und bin dorthin gefahren.“ Der Verdacht wurde bestätigt, das Haus Höri stand in Flammen. „Ich kriege jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Das war für mich ein sehr, sehr einschneidendes Erlebnis.“

Da Sonntag war, befanden sich glücklicherweise wenige Kinder in dem Haus. Als das Feuer ausbrach, waren alle zusammen in einem Raum, bei einer Erzählstunde. Schnell, ruhig und geordnet gingen sie mit den diensthabenden Mitarbeitern hinaus, versammelten sich auf einer Wiese, mit großem Abstand zu dem Gebäude. „Als ich gesehen habe, dass den Kindern nichts passiert ist und es ‚nur‘ brennt, habe ich sofort die damalige Geschäftsführerin, Brigitte Rump, angerufen.“ Innerhalb einer halben bis dreiviertel Stunde kam sie, wie auch einige andere Mitarbeiter nach Horn. Zusammen gingen sie in das Haus und retteten, was zu retten war. Hauptsächlich Akten. „Wir sind dann, als wir fertig waren, nass, verschwitzt, verraucht zu mir nach Hause und haben auf der Terrasse das eben Erlebte nochmal Revue passieren lassen“, erinnert sie sich. „Es war einfach schlimm.“ Die dort wohnenden Kinder waren an diesem Nachmittag von einem Moment auf den anderen praktisch obdachlos.

Auch der Dann-Bürgermeister Uwe Eisch war, als „oberster Feuerwehrmann“, sehr bald vor Ort: „Er hat Pizza für alle bestellt und es wurde organisiert, dass die Kinder die erste Nacht in der Turnhalle übernachten konnten.“ Auch genug Feldbetten wurden innerhalb kürzester Zeit zur Verfügung gestellt. „Es war unfassbar. Diese Welle an Hilfsbereitschaft war natürlich sehr schön.“ In den Folgetagen wurden die Kinder, bei denen das möglich war, nach Hause geschickt. Für die anderen wurde „ziemlich ad hoc“ eine Ferienfreizeit organisiert. Relativ zügig kam dann auch von dem damaligen Engener Bürgermeister Johannes Moser das rettende Angebot, vorübergehend die Kinderheimat Sonnenuhr zu nutzen. Dort zog man mit zwei Gruppen ein. Zwei Wohngruppen waren noch in Horn verblieben, für die Verwaltung wurde ein Baucontainer angeschafft. „Der ist heute total verratzt, aber emotional hoch besetzt“, bemerkt Voelker.

Ende des Jahres 2003 kam dann der komplette Umzug nach Engen, während in der Zwischenzeit in Mühlhausen-Ehingen gebaut wurde. Schon seit 1999 habe sich die Einrichtung nach einem neuen Gelände umgeschaut. „Man hatte das heutige Gelände schon im Blick. Als dann der Brand war, ging natürlich alles rasend schnell und durch unsere Not und diese Katastrophe, sind auch viele Behördentüren offen gestanden“, führt Voelker aus. Ebenfalls maßgeblich mitverantwortlich für den guten Fortschritt, war der Einsatz von Brigitte Rump und ihrem damaligen Mann Uwe Rump, Vorstandsvorsitzender des Trägervereins: „Die beiden haben sich in dieser schwierigen Zeit unermüdlich dafür eingesetzt, dass unser Neubau in Mühlhausen-Ehingen bei der ‚Alten Ölmühle‘ schnell realisiert wurde.“ Daher konnten schon 2006 alle in die neue Heimat umziehen und wurden dort „sehr, sehr gut und herzlich“ von der Bevölkerung und dem damaligen Bürgermeister Hans-Peter Lehmann aufgenommen.

Portrait:

Name: Marianne Voelker

Alter: 58 Jahre

Wohnort: Gaienhofen-Horn

Beruf: Geschäftsführerin des „Haus am Mühlebach“

Mich verbindet mit der Region: "Das ist meine Heimat, hier bin ich aufgewachsen und meine ganze Familie lebt in der Umgebung. Ich komme ja aus Horn und da ist für mich natürlich auch der See und die wunderschöne Landschaft ausschlaggebend. Seit wir in Mühlhausen-Ehingen sind, habe ich auch die Hegau-Landschaft sehr zu schätzen gelernt, die Menschen hier sind so unfassbar offen und freundlich."

Das treibt mich in meinem Tun an: "Meine Arbeit mit unseren Kindern im Haus am Mühlebach, dass ihre Bedürfnisse erfüllt werden können. Und dass sie eine Heimat finden, wo sie sich geborgen, gefördert und angenommen fühlen. Das ist ein Antrieb, der zufrieden macht. Bei aller Bürokratie bedeutet das nicht nur Papier von rechts nach links schieben, es sind immer Menschen, Kinder dahinter."

Der Ort:

Foto: Archiv/ov

Am 13. Juli 2003 wurde das „Haus Höri“ durch einen Brand zerstört. Die Ursache des Feuers wurde untersucht, ein eindeutiges Ergebnis gibt es allerdings nicht.

Marianne Voelker, Geschäftsführerin des "Haus am Mühlebach" | Foto: Susanne Dietz-Vollmar
Foto: Archiv/ov
Autor:

Anja Kurz aus Engen

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