Konzertabend des Vocalensembles Gaienhofen
Ein tröstender Abend voller Würde und Zuversicht
Gaienhofen. „Ein Deutsches Requiem“ von Johannes Brahms zählt seit seiner Entstehung ohne Zweifel zu den Schlüsselwerken der Oratoriengeschichte. Vergangenen Samstag gab das Vocalensemble Gaienhofen gemeinsam mit dem lokalen Kammerorchester dieses Werk auf der Bühne der Melachtonkirche Gaienhofen zum Besten.
„Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.“ – schon der Beginn des Oratoriums offenbart keine einfache wie leichte Thematik. Und doch nahm sich Dirigent Siegfried Schmidgall, der das Vocalensemble 1992 mitbegründete und es seitdem mit außerordentlichem Erfolg leitet, dieser zum 30-jährigen Chorjubiläum an, schließlich handelt es sich hierbei um ein Herzensprojekt des Ensembles. Nach Worten aus dem Alten und Neuen Testament für Soli, Chor und Orchester komponiert, bildet ein Text, der auf das leidvolle Sterben des Komponisten Robert Schumann verweist, die Keimzelle des Requiems. Bereits am Ende des zweiten Satzes wird mit der Phrase „Freude und Wonne werden sie ergreifen und Schmerz und Seufzen wird wegmüssen“ klar, dass in den entlehnten Texten der Heiligen Schrift, die diesem Opus seine Besonderheit verleihen, der Trost für die Lebenden im Mittelpunkt steht. Die durch die Räumlichkeiten der Melanchtonkirche Gaienhofen bereits einzigartige Atmosphäre wird direkt am Anfang durch die großartige Instrumentation verstärkt.
Die Wahl Schmidgalls für dieses Werk fiel in Anbetracht aktueller Zeiten nicht zufällig, so kann das Requiem trotz vorhandener Schwere, die zu Beginn des dritten Satzes mit einem ausdrucksvollen Solo von dem am Badischen Staatstheater engagierten Bariton Armin Kolarczyk durch „Herr, lehre doch mich, dass ein Ende mit mir haben muss“ wunderschön verdeutlicht wird, als eine von Ernst, Würde und Zuversicht geprägte Musik für alle Menschen gedeutet werden. Diese drei Aspekte werden durch das Solo von Julia Kiesewetter, die in Rom an der Accademia Nazionale die Santa Cecilia studierte und unter anderem bereits beim internationalen Bachfest in Schaffhausen auftrat, sowie folgendem Auszug aus dem fünften Satz nochmals eindrucksvoll metaphorisiert: „Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen und euer Herz soll sich freuen und Freude soll niemand von euch nehmen.“ Allgemein können der dritte, fünfte, sechste sowie der siebte und letzte Satz des Requiems, welches oft als kompositorischer Meilenstein bezeichnet wird, aufgrund der mit voller Leidenschaft und Hingabe vorgetragenen Soli von Kolarczyk und Kiesewetter sowie der spürbaren Gesangs- und Spielfreude des Ensembles und Orchesters sowohl inhaltlich als auch musikalisch als Höhepunkte des unvergesslichen wie besonderen Konzertabends bezeichnet werden, der mit minutenlangen Standing Ovations nach gut einer Stunde sein Ende fand.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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