Spuren hatten sich bestätigt
Ehemaliges keltisches Grabfeld an der Röhrenberg-Baustelle
Allensbach. Für den Ausbau der Bundesstraße B 33neu werden derzeit zwischen Allensbach und Hegne größere Flächen für Umleitungstrassen, Lagerflächen und Baustelleneinrichtungen vorbereitet. Und auch bei dieser Maßnahme sind die Archäologen wieder auf Funde früher Zeiten gestoßen.
Da in einigen Bereichen der Verdacht auf archäologische Fundstellen besteht, wurde die Humusschicht dort frühzeitig abgetragen. In enger Abstimmung mit der Neubauleitung Singen des Regierungspräsidiums Freiburg, der Kreisarchäologie des Landkreises Konstanz und dem Landesamt für Denkmalpflege werden diese Arbeiten vorgezogen. So bleibt Zeit, mögliche archäologische Funde zu dokumentieren und zu bergen, ohne Verzögerungen der künftigen Bauarbeiten zu verursachen.
Zu den aktuellen Untersuchungsbereichen gehört die sogenannte Baustelleneinrichtungsfläche für den künftigen Röhrenbergtunnel, die unmittelbar nördlich der im vorletzten Jahr entdeckten Richtstätte von Allensbach liegt. Neben der Richtstätte waren dort bereits vier Körper- und Brandgräber aus der frühkeltischen Eisenzeit zutage gekommen.
Kreisarchäologe Dr. Jürgen Hald entdeckte dort nun erneut mehrere kleine Fundstellen mit Resten von mindestens vier Brandgräbern und vermutlich einem Körpergrab. Hinzu kommen zwei weitere Befunde, deren Grabcharakter noch nicht gesichert ist. Die Kreisarchäologie untersucht die Fundstellen derzeit. Zu den vergleichsweise gut erhaltenen Funden gehören zwei Brandgräber mit Keramikgefäßen, Holzkohleschichten und verbrannten menschlichen Knochen.
Typische Ziermuster der Graburnen und Beigabengefäße zeigen, dass die Gräber aus der sogenannten Hallstattzeit stammen (etwa 800 bis 600 vor Christus). Das noch nicht vollständig freigelegte Körpergrab gehört vermutlich zu dem weitläufigen frühkeltischen Bestattungsareal zwischen Allensbach und Hegne. Das einst bewaldete Gebiet wurde ab 1848 und in den Folgejahren zur Gewinnung von Ackerfläche „ausgestockt“, also gerodet, und trägt seither die Gewannbezeichnung „Stockteil“.
In 1850 erwähnte Bezirksförster Ferdinand Halm 36 Grabhügel, etwa 500 Schritte vom Seeufer entfernt. Die erwähnten Grabstätten konnten bislang nicht lokalisiert werden, da sich oberirdisch keine eindeutigen Spuren der Hügelgräber erhalten haben. Mit den Fundstellen von 2020 und 2023 sind nun mindestens neun eisenzeitliche Gräber, die zwischen 450 und 500 Meter nördlich des Uferrands des Gnadensees liegen, nachgewiesen.
Sehr wahrscheinlich handelt es sich um die letzten Reste des von Halm erwähnten Grabhügelfelds, das durch Planierungen und 150 Jahre Ackerbau weitgehend zerstört wurde. „Die Neufunde sind ein wichtiger Mosaikstein der eisenzeitlichen Besiedlungsgeschichte im Hegau und am westlichen Bodensee. Sie zeigen, dass an diesem Platz bereits vor etwa 2500 bis 2800 Jahren frühe Kelten siedelten und Gräber anlegten. Ohne die aktuellen Grabungen wären diese letzten Reste in den nächsten Jahren schleichend verschwunden und damit wichtige Informationen zur frühen Regionalgeschichte für immer verloren gegangen“, erklärt Kreisarchäologe Dr. Jürgen Hald. Die archäologischen Untersuchungen werden in den nächsten Tagen abgeschlossen. Dann sind die Straßenbauer an der Reihe.
Quelle: Landratsamt Konstanz, Pressestelle
Autor:Presseinfo aus Singen |
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