Meersburger Firma Holzbau Schmäh ist neuer Investor für das Roth-Areal in Aach
»Wir sanieren für die nächsten 100 Jahre«
Aach. Das Sanierungsprojekt auf dem Roth-Areal soll in neue Hände gelegt werden. Dies gab Bürgermeister Manfred Ossola auf der jüngsten Gemeinderatssitzung bekannt.
Die Meersburger Firma Holzbau Schmäh und Architektin Corinna Wagner überzeugten mit ihrer Gesamtkonzeption für das geschichtsträchtige Gelände an der Aach. Wegen planerischen Veränderungen muss nun der Bebauungsplan noch einmal öffentlich ausgelegt werden.
Ziel des neuen Investors ist »eine Einbettung des Roth-Areals in Stadt und Landschaft inklusive öffentlich zugänglicher Flächen, die für Einheimische wie Besucher gleichermaßen attraktiv sein sollen«, erklärte die Firma Holzbau Schmäh in einer Pressemitteilung.
Die neuen Pläne sehen den Erhalt aller vier Denkmalgebäude inklusive Säge vor, die Schaffung von etwa 2100 Quadratmetern Wohnfläche – davon rund 800 Quadratmetern im Denkmal – und rund 380 Quadratmetern Gewerbefläche in der ehemaligen Mühle und der Säge. Insgesamt sollen 15 Wohnungen und sechs Doppelhaushälften entstehen. Die Wohnungen im Denkmal sollen zwischen 33 und 118 Quadratmetern groß werden. »Kleine, bezahlbare Einheiten in einem Denkmal sind für uns wichtig«, unterstreicht Sebastian Schmäh, der die 150 Jahre alte Firma in der sechsten Generation führt. Gerade von jungen Leuten würden diese stark nachgefragt.
Die Neubauten – mit Wohnflächen zwischen 40 und 144 Quadratmetern – werden in nachhaltiger, klimaneutraler Holzbau-Weise und dem Energiestandard KFW 40 Plus errichtet. Was Materialien und Ausführung angeht, orientieren sie sich an den bestehenden, denkmalgeschützten Gebäuden. So werden alle Dächer mit Tonziegeln gedeckt. Die nur auf den Neubauten vorgesehenen Photovoltaikanlagen werden von den Denkmalen abgewandt angebracht. Eine zentrale Heizanlage mit Pellets soll das gesamte Areal versorgen.
In das Roth-Areal hätten sie sich bereits bei der ersten Begehung regelrecht verliebt, sagen Architektin Corinna Wagner und Sebastian Schmäh.
Für die Vorgehensweise der Stadt Aach, die die Entwicklung des Geländes zu einem Festpreis ausgeschrieben hatte, sind sie voll des Lobes: »dass Aach den Mut hat, nach dem besten Konzept zu vergeben und nicht nach dem höchsten Preis«, so Wagner.
»Wir wollen auf jeden Fall, dass auch die Öffentlichkeit von dem Areal etwas hat«, betonen Schmäh und Wagner. So wünschen sie sich nicht nur eine entsprechende Belegung der Gewerbefläche, etwa mit einer kleinen Gastronomie, einer Weinstube oder einem Café, und kleinen Läden, darunter möglichst sogar eine Poststelle. Es soll außerdem in der Säge einen »Kaltraum« mit einer rund 80 Quadratmeter großen »Non-Profit«-Ausstellungsfläche geben. Denkbar ist laut Schmäh etwa eine Dauerausstellung zur Geschichte der Säge.
Darüber hinaus wird laut Corinna Wagner der ganze Grünzug entlang der Aach von Bebauung freigehalten. Der alte Kreuzgarten soll erhalten und die restlichen Grünflächen an der Aach, in enger Abstimmung mit den Fachbehörden, für die Öffentlichkeit zugänglich und erlebbar gemacht werden. Die Gestaltung der Außenanlagen, für die das renommierte Landschaftsarchitekturbüro Planstatt Senner in Überlingen verantwortlich zeichnet, will eine »generationenübergreifende Aufenthaltsqualität« schaffen mit Elementen wie Spielmöglichkeiten, Grillstelle, Sitzgelegenheiten, Ruheinsel. Die bestehende Bepflanzung und Wegestruktur bleiben erhalten. Den bisherigen, gekiesten Weg zum Nahversorger will man laut Wagner so aufwerten, dass er barrierearm und somit zum Beispiel auch für Rollstuhlfahrer benutzbar ist. Der historische Bauerngarten soll, etwa in Kooperation mit Schulen, aktiv gestaltet werden, etwa mit einem Beeren- und Kräutergarten oder einem Bienen-Schaukasten. Sebastian Schmäh visiert auch einen Naturerlebnispfad entlang der Aach an, ebenfalls gerne in Zusammenarbeit mit der Schule oder Vereinen.
Was den Zeitplan angeht, sagt Sebastian Schmäh, werde man unverzüglich mit der Notsicherung der Denkmalgebäude beginnen. Für den Bau sei der Rahmen 2023 bis 2026 realistisch. Schmäh unterstreicht: »Wir fangen mit der Denkmalsanierung an.« Denn die alten Gebäude müssten als Erstes gesichert und belebt werden. Außerdem seien sie arealprägend und stellten auch Infrastruktur für den Neubau bereit.
Sogar das um 1900 entstandene Ökonomiegebäude, das man ursprünglich abreißen wollte, kann erhalten werden. »Das haben wir mit unserer Statikerin Barbara Weigand aus Aach geklärt«, so Wagner. Nichts sei nachhaltiger, als »graue Energie«, also bereits bestehende Gebäude, zu erhalten, betont die preisgekrönte Architektin. Normalerweise rechne man damit, dass ein Gebäude 60 bis 80 Jahre Bestand habe. »Das hat so ein Denkmal bereits x-fach überholt.«
Schmäh versichert: »Wir sanieren für die nächsten 100 Jahre.« Das ist möglich dank hochwertiger Handwerktechniken und Materialien. Auch sein Team sei begeistert über die Zusage aus Aach. »Wir sehen das als Herausforderung und Chance und freuen uns auf die Perle Roth-Areal.«
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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