Kommunale Wärmeplanung
Kein Wärmenetz möglich in der Stadt Aach

Manfred Ossola (Bürgermeister) und Maximilian Schmid (von endura Kommunal) bei der Vorstellung des Gutachtens zur Wärmeplanung in der Stadt Aach. | Foto: Anja Kurz
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Aach. Wenig Spielräume hat die Stadt Aach bei der Entwicklung ihrer Wärmeversorgung, ist aber dafür verhältnismäßig auf einem guten Weg. Das ist das Fazit aus der Gemeinderatssitzung am Montag, 13. Mai, in der das Gutachten für die kommunale Wärmeplanung vorgestellt wurde. Am Ende steht die Erkenntnis, dass der größte Hebel für die klimafreundliche Wende in der Wärmeversorgung bei den BürgerInnen liegt.

Entsprechend dämpfte Bürgermeister Manfred Ossola schon gleich zu Beginn etwaige Erwartungen: "Die Stadt Aach hat ein Wärmenetz und jeder kann sich dran anschließen: So wird das nicht sein." Mit Details wurde dieses Statement anschließend von Maximilian Schmid, Leiter Energiekonzepte bei endura kommunal aus Freiburg, die das Gutachten erstellt haben, untermauert. Das wurde in diesem Fall in einem Schwung auch für Engen, Hilzingen, Mühlhausen-Ehingen, Tengen und Volkertshausen angefertigt.

Zum Bericht über das Gutachten für Volkertshausen geht es hier:

"Eine Daueraufgabe für die nächsten Jahrzehnte"

Status Quo

Ehe Schmid ins Detail ging, schickte er noch einige Eckdaten für die Stadt Aach voraus: Zu über 65 Prozent stamme die Wärmeversorgung der Häuser dort aus fossilen Brennstoffen, es gibt ein flächendeckendes Gasnetz. Bei rund 45 Prozent der Heizungen sei in den nächsten Jahren ein Austausch zu erwarten, so Schmid. Ebenfalls 45 Prozent der Gebäude seien vor 1978 gebaut worden. Das sei relevant, da diese Häuser beispielsweise noch ohne Dämmstandards erbaut wurden, sich daraus ein großes Energiesparpotenzial ergeben könnte.

In der Stadt Aach gab es im Referenzjahr 2021 einen Wärmebedarf von 29 Gigawattstunden (GWh) durch alle Energieträger wie Strom, Gas oder Öl. Die Hälfte davon entfällt auf den Bereich Wohnen, weitere 45 Prozent auf Industrie und Produktion. Unter der Annahme, dass für die Wärmeproduktion künftig mehr Strom aufgewendet werde, sei für das Jahr 2040 in Aach ein Strombedarf von 4,2 GWh zu erwarten, wobei schätzungsweise fast zwei Drittel (drei GWh) für den Betrieb von dezentralen Wärmepumpen gebraucht würde. Um das zu decken, wären zum jetzigen Zeitpunkt laut Schmid zusätzlich rund fünf Hektar Freiflächen-Photovoltaik (PV) nötig. "15 Hektar gehen dieses Jahr ans Netz", warf hier Manfred Ossola ein.

Wohin geht die Reise?

Bei der Potenzialanalyse ergab sich relativ schnell ein eindeutiges Bild. Aufgrund der städtischen Struktur - unter anderem wegen der niedrigen Bebauungsdichte sowie den steilen Hanglagen - gebe es keine Eignungsgebiete für Wärmenetze. Hinzu kommt noch, dass es aus der Industrie keine nennenswerte Abwärme zu gewinnen gibt. "Das heißt nicht, dass es kein Wärmenetz geben kann", fügte Maximilian Schmid hier hinzu. "Aber es liegt im wirtschaftlichen Sinne nicht auf der Hand." Wärmegewinnung über Geothermie sei aufgrund von Wasserschutzgebieten um Aach ebenfalls großflächig ausgeschlossen. Wasserstoff werde aus seiner Sicht in der Gebäudebeheizung zunächst generell keine Rolle spielen. Wertvolles Potenzial ergebe sich aber im Bereich der PV- und Solarthermie-Anlagen, insbesondere im Südwesten der Stadt.

Das für die Entwicklung des Wärmebedarfs festgelegte Ziel sieht bis zum Jahr 2040 eine Versorgung ohne fossile Brennträger, sondern durch eine Mischung aus Luftwärmepumpen, Erdwärmepumpen, sowie Solarthermie vor. Außerdem sei ein um 25 Prozent niedrigerer Energiebedarf erstrebenswert. Das könne durch Sanierungen erreicht werden, ergänzte Schmid. Dafür müssten bis 2040 jährlich zwei Prozent der Wohngebäude energetisch saniert werden - das entspreche rund 13 Gebäuden pro Jahr. Im Bereich der kommunalen Gebäude wurde im Gutachten das Ziel von einem Prozent Sanierung pro Jahr gesetzt - oder in Zahlen ausgedrückt von 0,2 öffentlichen Gebäuden jährlich.

In zwei Punkten gut dabei

Aus diesem Rahmen ergeben sich laut Gutachten nun fünf priorisierte Maßnahmen, "im Wesentlichen der Ausbau der erneuerbaren Energien", so Maximilian Schmid. Als erste Priorität wurde angesetzt, PV-Anlagen auf Dächern auszubauen, Position zwei nimmt die Entwicklung von kommunalen Freiflächenanlagen ein - hier ist ja bereits der Solarpark "Hau" in der Umsetzung. Punkt drei sei der Ausbau von Beratungsangeboten zur Gebäudesanierung vor. Weiter gelte es, das Potenzial der Wärmegewinnung aus der Aach zu prüfen und zu guter Letzt eine Sanierungsstrategie der öffentlichen Gebäude. Auch im letzten Punkt befinde man sich laut Bürgermeister Ossola mit den Sanierungen von Rathaus, dem Haus der Vereine und mehr auf einem guten Weg.

Für Frustration unter den GemeinderätInnen sorgte der für sie - laut Gutachten - geringe Einfluss auf das Erreichen einer zukunftsfähigen Wärmeversorgung. Den größten Teil mache der private Bereich aus. Einziger Ansatzpunkt: Beratung. Oder finanzielle Anreize, aber dazu fehle definitiv der Spielraum im Haushalt. Michael Streitberger machte seinem Ärger in mehreren Bereichen Luft: Es seien zwar Einsparziele in verschiedenen Sektoren formuliert, "aber wie das erreicht werden kann, fehlt mir der Hinweis". Außerdem müsste zur Umsetzung der priorisierten Maßnahmen eine Teilzeitstelle geschaffen, sowie rund 600.000 Euro bis zu einer Million Euro in externe Dienstleister investiert werden. "Wie soll das die Gemeinde überhaupt stemmen?" Seiner Ansicht nach habe das Land mit der Wärmeplanung das Problem auf die Kommunen verlagert.

Schmid antwortete daraufhin, dass sie bei der Gutachtenerstellung vorgegeben bekommen, was sie tun müssen. Was die Fragen der Umsetzung angehe: "Das ist das, was sie dem Land spiegeln müssen." Als nächsten Schritt stehe die Veröffentlichung der Wärmeplanung an, sodass Anregungen aus der Öffentlichkeit eingebracht werden können. Abschließend beraten und beschlossen werden die Maßnahmen dann voraussichtlich im Herbst dieses Jahres.

Trotz der umfassenden Diskussionen zuvor fiel das Votum einstimmig für dieses Vorgehen aus.

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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