Konzert von Dezheng Kong in der Kulturkirche Aach
Jedem Klang meisterlich Geltung verliehen
Aach. Seit mittlerweile zwei Jahren bietet die Kulturkirche der Evangelischen Kirchengemeinde Aach Volkertshausen klassische Musik auf höchstem Niveau. So auch am gestrigen Freitagabend, als der junge Pianist Dezheng Kong ein meisterliches Klavierkonzert bot.
Die Konzerte finden in enger Kooperation mit dem Pianisten Professor Tomislav Nedelkovic-Baynov von der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen statt, wobei entweder Baynov selbst mit einem Ensemble oder eine/r seiner MasterstudentInnen auftreten.
Der 22-Jährige Dezheng Kong, der bereits als 13-Jähriger von der Musikhochschule Sichuan (China) aufgenommen und in diesem Sommer schon zahlreiche, renommierte Musikpreise gewinnen konnte, zeigte bereits beim ersten Stück, der "Sonate h-moll" von Joseph Haydn, welches Talent bereits in ihm steckt. Die hohe Verspieltheit des Werks brachte er mit hoher Präzision und Feinfühligkeit auf die Tasten, zudem brillierte er durch perfekte Fortissimo-Staccati.
Wuchtig und sehr anspruchsvoll wurde es mit Leos Janaceks "1.X.1905", welche einen sehr tragischen, historischen Hintergrund mit sich bringt. So demonstrierte an diesem Tag in Brünn die tschechische Minderheit gegen die Gründung einer tschechischen Universität, wobei ein 20-jähriger Arbeiter durch den Eingriff der österreichischen Polizei Stichverletzungen erlitt und diesen erlag. Diese Schwere verdeutlichte Kong mit seinem ebenso wuchtigen Spiel, vor allem die zahlreichen Tempi-Wechsel sowie das beeindruckende Finale meisterte er herausragend.
Spieltechnisch etwas schwieriger, dafür umso passender zur aktuellen Jahreszeit wurde es mit Johann Sebastian Bachs "Präludium und Fuge gis-Moll BWV 863". In dem kürzesten Stück des Abends verbildlichte der 22-Jährige, der derzeit seine Ausbildung als Konzertpianist in Trossingen fortführt, mit viel Gefühl, Ruhe und Behutsamkeit den Herbst, als würde dieser an uns gerade so vorbeifliegen.
Mit einer unbeschreiblichen Leichtigkeit, welche größtenteils typisch für die Werke von Tschaikowsky ist, spielte Kong dessen "Sechs Stücke für Klavier, Op. 51". Seine Finger schwebten bei dieser fehlerfreien und melodisch wundervollen Darbietung förmlich über dem Klangkörper.
Das jüngste Stück des Abends bekam das Publikum in der Kulturkirche in der Aacher Christuskirche mit der Klaviersuite "1922" aus dem Op. 26 von Paul Hindemith zu hören. Bei diesem sehr kraftvoll und elegant zugleich wirkenden Werk hoffte man nicht selten, dass das Klavier vor der Wucht von Kongs Tastenschläge nicht nur wippt, sondern ja nicht vom Boden abhob. Mit viel Virtuosität meisterte der Jungpianist jede Herausforderung des Stückes mühelos, so auch den brillanten Übergang in den Andante-Teil, sprich den sich etwas ruhig bewegenden Abschnitt.
An diesem Abend, der mit "Deux Poèmes" Op. 32 von Alexander Skrjabin als Zugabe wundervoll endete, erlebte das Publikum ein Konzert, welches man auf diesem sehr hohen musikalischen Niveau und vor allem bei diesem jungen Alter des Pianisten so nur sehr selten zu hören bekommt und bei dem jeder Klang durch das wunderschöne Spiel Kongs Geltung verliehen wurde. Ein Name, von den man sich als Liebhaber dieser Musik auf jeden Fall merken sollte.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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