Zweifache Einweihung in Aach
»Das Leben findet in den Gemeinden statt«

Bei der symbolischen Durchtrennung der Absperrkordel am Mühlenplatz: von links Stephan Einsiedler (EnBW), Karl-Christian Fock (Kommunalentwicklung Donaueschingen), Sebastian Käppeler (Oberbauleiter), Dr. Lina Seitzl (SPD-Bundestagsabgeordnete), Johann Senner (Architekt Planstatt Senner), Manfred Ossola (Bürgermeister), Dorothea Wehinger (Grünen-Landtagsabgeordnete), Zeno Danner (Landrat), Stefan Kempf (Geschätfsführer E-Werk Aach) | Foto: ak
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  • Bei der symbolischen Durchtrennung der Absperrkordel am Mühlenplatz: von links Stephan Einsiedler (EnBW), Karl-Christian Fock (Kommunalentwicklung Donaueschingen), Sebastian Käppeler (Oberbauleiter), Dr. Lina Seitzl (SPD-Bundestagsabgeordnete), Johann Senner (Architekt Planstatt Senner), Manfred Ossola (Bürgermeister), Dorothea Wehinger (Grünen-Landtagsabgeordnete), Zeno Danner (Landrat), Stefan Kempf (Geschätfsführer E-Werk Aach)
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Alles neu macht der Mai – ganz nach diesem Motto wurden in Aach am Samstag gleich zwei Großprojekte der Kleinstadt feierlich eingeweiht.

So konnte am Vormittag des 14. Mai, bewusst am Tag der Städtebauförderung, der sanierte und erweiterte Kindergarten und im Anschluss zudem die neugestaltete Ortsmitte eingeweiht werden. Dieses Datum wurde dabei sehr bewusst gewählt, so Bürgermeister Manfred Ossola bei seinen Eröffnungsworten, wenn es auch Druck erzeugt habe.

Die Planungen zum Projekt Kindertagesstätte St. Josef in Aach begannen bereits im Jahr 2019, als festgestellt wurde, dass hier künftig sechs Gruppen nicht mehr ausreichen werden. Neben dem Anbau einer Betreuungsgruppe für Kinder ab 3 Jahren sollte zugleich das restliche KiTa-Gebäude generalsaniert werden und zusätzliche Gruppenräume, wie auch eine Küche, ein Werk-, Ess- und ein Ruheraum entstehen. Am Ende der vier Bauabschnitte in Zusammenarbeit mit dem Architekten Joachim Binder stehen damit sieben Betreuungsgruppen auf gleichem (Ausstattungs-)Niveau, zur frühen und individuellen Förderung der Kinder. Um den »Neustart« komplett zu machen, bekam die KiTa St. Josef außerdem noch ein neues Logo spendiert.

Die angesetzten Kosten des Projekts beliefen sich auf 1.307.000 Euro, der Bauprozess sollte parallel zum laufenden Betrieb vonstattengehen. Neben den daraus entstehenden Herausforderungen für alle Beteiligten, setzte dann noch bald nach Start der Maßnahmen im März 2020 die Pandemie ein und machte den Plan hinfällig.
So konnte zwar der erste Lockdown gut für den Umbau genutzt werden, doch im Verlauf wurde dieser durch Ausfälle im Personal und die einzuhaltenden Hygienemaßnahmen nicht nur schwieriger, sondern auch teurer. Durch Lieferschwierigkeiten, Kostensteigerungen im Bausektor, die Photovoltaikanlage und weitere Faktoren stehe man nun bei Endkosten von 1.637.000 Euro.
90 Prozent dieser Kosten übernimmt dabei die Stadt, generiert aus dem Verkauf von Bauplätzen und unter Zuschüssen aus Land und Bund. Allein 550.000 Euro fließen beispielsweise aus der Städtebauförderung zurück in den Haushalt, 120.000 Euro stammen wiederum aus dem Investitionsprogramm des Bundes zur Kinderbetreuungsfinanzierung.

Aller Widrigkeiten zum Trotz konnte die siebte Gruppe dann pünktlich zum 1. September mit neu eingestellten MitarbeiterInnen an den Start gehen.
Insgesamt bietet der Kindergarten St. Josef nun mit insgesamt 26 Mitarbeitenden Platz für 117 Kinder zwischen drei und sechs Jahren, sowie 20 Plätze für jüngere Kinder.
Die Fläche der KiTa wurde mit über 300 Quadratmetern Anbau auf 1.374 Quadratmeter erweitert, »das entspricht etwa 10 Einfamilienhäusern«, so Architekt Joachim Binder. »So ein Projekt klappt nur, wenn man gut miteinander arbeitet.«
Und das sei der Fall gewesen. So habe man in enger Zusammenarbeit von Bau- und Kindergartenteam immer eine Lösung gefunden, auch wenn das teils viel Flexibilität und Anstrengung erfordert habe.
Gemeinsam mit der Trägerschaft des Kindergartens, der Römisch-katholischen Kirchengemeinde Oberer Hegau und den Mitarbeitern des Bauhofes als »Retter in der Not« entstand so ein komplett saniertes und erweitertes Gebäude, das Allen, die dort ein- und ausgehen, ob zum Arbeiten, Lernen oder Spielen, gute Bedingungen bietet.
Im Anschluss an die Segnung durch Dekan Matthias Zimmermann am Samstag, stand es dann auch allen Besuchern frei, sich hiervon selbst ein Bild zu machen.

Für die Neugestaltung der Aacher Ortsmitte wiederum ist der Startschuss schon deutlich früher gefallen: Schon im Jahr 2012 gab es von Seiten des damaligen Ortsvorstands die ersten Weichenstellungen mit der Aufnahme in das Landessanierungsprogramm. Hier wurden als besonders gravierende Lücken die fehlende Ortsmitte und die Grundversorgung festgestellt, wobei letztere durch einen Discounter im Ort bald geschlossen werden konnte. »Das, was Sie heute hier sehen, ist die Antwort auf eine fehlende Ortsmitte«, zeigt sich Bürgermeister Ossola bei der offiziellen Einweihung sichtlich stolz.

Denn seit 2015 ist einiges an Planung, Geld und Arbeit in dieses Projekt geflossen. Von der Konzeptentwicklung durch Studierende aus Karlsruhe, über die Arbeit des Planungsbüro »Planstatt Senner« inklusive Bürgerworkshop, nach zahlreichen Beschlüssen und Warten auf Genehmigungen, bis zum Baubeginn am 4. März 2021. Dann endlich konnte im April 2022 der Löwenanteil der Arbeiten durch das Generalbauunternehmen Peter Gross fertiggestellt werden, nur abgesehen von der noch wachsenden Begrünung. Zwar hatte man als eigentliches Bauende November 2021 ins Auge gefasst, doch als durch Pandemie und Lieferschwierigkeiten dies immer weniger realistisch wurde, verlegte man die Einweihung frühzeitig auf den Tag der Städtebauförderung am 14. Mai.

Am Ende der drei Bauabschnitte »Gestaltung des Mühlenplatzes« »Umgestaltung der Hauptstraße« und »Neugestaltung der Aachinseln« entstand nun ein Weg an den Aachquellen entlang bis in die Ortsmitte am Mühlenplatz. So wird aus der kleinen Stadt mit ihren vielen neuen Brücken ein Ort, der sich wie »ein Bisschen Klein-Venedig« anfühlt, wie es Architekt Johann Senner bei seiner Führung sagte.
Hier »kann man deutlich erkennen, welche Veränderungen in unserer Ortsmitte im Herzen von Aach stattgefunden haben«, verdeutlicht der Bürgermeister Manfred Ossola bei der offiziellen Einweihung auf dem Mühlenplatz. Viele dieser Veränderungen konnten dabei auf dem Grund der E-Werk Aach GmbH stattfinden, keineswegs eine Selbstverständlichkeit für die Gemeinde.

Unter Aufwand von insgesamt 2.180.000 Euro steht man nun am Ende eher »günstig« da, mit 8.000 Euro weniger als gedacht. Das Projekt und seine Umsetzung werden dabei auch durch die Beteiligung von Bund und dem Land Baden-Württemberg getragen, die die Gesamtkosten mit 880.000 Euro zu etwas mehr als 40 % aus dem Landessanierungsprogramm für Kommunen bezuschusst.

Landrat Zeno Danner, Landtagsabgeordnete Dorothea Wehinger und Bundestagsabgeordnete Dr. Lina Seitzl äußerten sich vor Ort am Samstag sehr beeindruckt von diesem Exempel gelungener »Kommunalentwicklung«. So zeigte sich Landrat Zeno Danner durchaus gespannt, als er hörte »was Sie sonst noch alles vorhaben«. Auch die Landtagsabgeordnete der Grünen unterstreicht in ihrer Rede die Vorbildfunktion des Ortes, sowohl im Bereich Entwicklung von Barrierefreiheit, aber auch in Sachen eigenständiger Stromerzeugung durch Wasserkraft und Biogas. »Hier in Aach trifft Tradition auf Innovation!«

»Das Leben findet in den Gemeinden statt. Die Stadt Aach verkörpert all das, was wir wollen«, stellte auch Dr. Lina Seitzl, Bundestagsabgeordnete der SPD, mit Blick auf die Entwicklung des Ortes fest. »Jetzt ist es an Ihnen, das am Leben zu halten.«
Dass es sich hierbei um ein »nachhaltiges Geschehen« handelt, steht für den Aacher Bürgermeister bereits fest. Nicht nur, weil symbolträchtig eine Kordel statt dem üblichen rot-weißen Flatterband durchtrennt wurde, die Ortsentwicklung ist noch nicht an ihrem Ende. So soll ein Haus der Vereine entstehen, mit sanitären Anlagen und der Möglichkeit zur Bewirtung bei Festen auf dem Mühlenplatz. Außerdem soll auch bei der historischen Säge weiter im Ort ein öffentlicher Bereich geschaffen werden.

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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