Gewerkschafter im Alter von 93 Jahren verstorben
Abschied von Heinz Rheinberger

Fast ein Treffen wie zum gesegneten Abschied vor wenigen Wochen, als der damalige Singener Stadtpfarrer Gebhard Reichert als Mitstreiter, Verleger Michael Greuter (sein Vater war mit Heinz Rheinberger im Gemeinerat) und Bernhard Grunewald von InSi als langjähriger Mitbetreuer. | Foto: Privat
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  • Fast ein Treffen wie zum gesegneten Abschied vor wenigen Wochen, als der damalige Singener Stadtpfarrer Gebhard Reichert als Mitstreiter, Verleger Michael Greuter (sein Vater war mit Heinz Rheinberger im Gemeinerat) und Bernhard Grunewald von InSi als langjähriger Mitbetreuer.
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Singen. Bereits in der Nacht auf den 9. November war der ehemalige Gewerkschaftsfunktionär der IG Metall und ehemalige Gemeinderat in Singen (von 1965 bis 1984), Heinz Rheinberger nach längerer Krankheit im Alter von 93 Jahren verstorben, die Nachrufe auf eine der prägendsten Personen der jüngeren Stadtgeschichte sollten allerdings auf Wunsch der Angehörigen bis nach seiner Bestattung auf dem Singener Waldfriedhof warten, was am Freitag der Fall war.

Metall im Feinen

Heinz Rheinberger, Jahrgang 1931 und damit einer, der noch als 13-Jähriger in den längst verlorenen Krieg zur Verteidigung der Heimat geschickt wurde, wuchs im Schwarzwald in der Nähe von Oberndorf auf. Die Nachkriegsjahre wahren hart und von Mangel geprägt, die Uhrmacherlehre bei Kienzle in Schwenningen eine erste Chance. Die noch größere bot sich im Engagement für die Kollegen in der Gewerkschaftsarbeit. Das politische Talent Rheinbergers wurde bald erkannt, ab 1959 war er schon Kassier der IG Metall in Singen, die damals eine mächtige Hochburg für die Arbeiter darstellte. Schon bald wurde er als Bevollmächtigter der IG Metall für die Region mit mehr Macht ausgestattet, machte die Mai-Kundgebungen zum Großereignis und später auch zum Kulturereignis. Keine Frage: Die Arbeit am feinen Metall der Uhren hatte ihn geprägt.
Sogar als ehrenamtlicher Richter in den Senat des Bundesarbeitsgerichts in Kassel berufen sowie zum Präsidenten des Beirats seiner IG Metall gewählt, des höchsten beschlussfassenden Organs zwischen den Gewerkschaftstagen.

Nach dem Wirtschaftswunder

Seine lange Amtszeit hatte durch die Dauer auch viele Gesichter: Rheinberger gilt als einer der Strippenzieher im Kampf um die 35-Stunden-Woche ende der 1970er Jahre, auf der anderen Seite wurde er auch mit dem drastischen Strukturwandel der 1980er Konfrontiert, als Arbeitsplätze gerade im Metallbereich ins Trudeln kamen und Traditionsunternehmen wie Fahr oder die "ALU" in Wanken gerieten, was viele hunderte Arbeitsplätze kostete.
Für Rheinberger war das eine Zeit des Handelns gewesen: Die von ihm mit initiierte große "Strukturanalyse" über die politisch hoch besetzt dann im großen Rahmen im Singener Bürgersaal verhandelt wurde, sollte Wege in die "Zeit nach dem Wirtschaftswunder" und die nach den ersten Energiekrisen aufzeigen, die Stadt und Region zudem weniger abhängig von der Industrie machen. Auch wenn später das einst von Künstler Gero Hellmuth geschaffene "Kreuz der Arbeitslosen" noch manche Station in der Stadt einnehmen musste. Keine Frage: Heinz Rheinberger war damals eine Institution, die Gewerkschaften damals eine Institution der Macht. Zugleich war er auch bereit zur Allianz mit den Kirchen. Selbst in der Lutherkirche verwurzelt, gab es denkwürdige Allianzen mit dem damaligen Stadtpfarrer Gebhard Reichert, um für die Menschlichkeit die Stimme zu erheben. Es war eine Zeit, in der auch die "Evangelische Arbeitnehmerschaft" hier politisch mitwirken wollte.
Auch im Ruhestand war Rheinberger immer wieder mit seiner Erfahrung ein gefragter Gesprächspartner. Und er konnte seiner Leidenschaft für die Kunst frönen, machte als "Galerist" noch viele Ausstellungen und auch das durch den früheren Tod seiner Frau mit einer Glasskulptur von Dieter Domes gestaltete Grab verrät den Kenner. Die letzten Jahre verbrachte er im "Haus am Hohentwiel", freute sich über Besuch. Und noch wenige Wochen vor seinem Tod war es möglich, mit seinem damaligen "Mitstreiter" Gebhard Reichert und Michael Greuter zusammenzukommen, dessen Vater damals mit ihm im Gemeinderat gewesen ist. Es sollte ein Abschied werden.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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